Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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unseres Films ..Pori" brauchten wir nämlich unbedingt eine Schlange. Es durfte aber keine gezähmte sein, da sie sonst nicht die nötige Wildheit aufbringen würde. Die Python kam uns deshalb wie gerufen. Aber Schlangen haben etwas ausgesprochen Unsympathisches für mich, und, wenn ich ganz ehrlich sein soll, — ich traute mich nicht so recht an das Reptil heran. Da fiel mir ein, daß unser Regisseur, Herr von Dungern, während seiner Filmexpedition in Brasilien bereits viele Erfahrungen mit Schlangen gesammelt hatte. Da die Entfernung zum Lager nicht mehr weit war, schickte ich das Auto dorthin, um Herrn von Dungern zu holen, während ich inzwischen die Bewegungen der Schlange verfolgte. Als Herr von Dungern eintraf, war es schon dunkel. Das Reptil hatte sich zusammengeknäult und lag in einem Stück Gras. Meine Schwarzen saßen in respektvoller Entfernung davon und wußten scheinbar nicht, ob sie mehr Angst hatten vor der Schlange selbst oder vor den Löwen, die jetzt zahlreich herumstreiften. Herr von Dungern ging langsam auf die Schlange zu, nahm sein Taschentuch in die linke Hand und schwenkte es mehrmals hin und her. Sofort ging die Schlange in Angriffsstellung, indem sie, wie alle Schlangen, aus dem vorderen Teil ihres Körpers eine S-förmige Schlinge bildete. Einen Augenblick noch folgte sie mit ihrem Kopf den Bewegungen des Tuches, dann schoß sie wie der Blitz nach vorn, um ihre Zähne in das weiße Tuch zu graben. Diesen Moment hatte Herr von Dungern abgewartet. Ehe die Schlange ihre Zähne befreien konnte, hatte er sie schon mit der rechten Hand dicht hinter dem Kopf gefaßt, und nun war es vorbei. Auf seinen Zuruf ergriff ich das Schwanzende, und bald hatten wir die Riesenschlange in einen mitgeführten Sack verstaut. Triumphierend ging es zurück nach dem Lager, mit einem neuen Schauspieler für unseren Film ,,Pori". Aber es kam noch anders. Nach einigen Tagen sollte die Szene mit der Schlange gedreht werden. Das war aber nicht einfach, weil wir das Tier wieder freilassen mußten, um es absolut natürlich arbeiten zu lassen. Morgens sind Schlangen meistens träge, weil sie die Kälte der Nacht nur langsam aus ihren Gliedern bekommen. Sobald sie aber warm wer Nancy Carrol, eine neue rothaarige Filmschönheit Phot. Paramount den, werden sie lebendig und angriffslustig. Unsere Riesenschlange sollte nun unversehens einen Angriff aus einem Bett auf die ahnungslose Farmersfrau unternehmen. Die Schlange war unter die Bettdecke bugsiert und verhielt sich ganz ruhig. Unsere Apparate waren aufgebaut. Die Sache konnte losgehen. Die Farmersfrau trat ins Bild, die Decke wurde weggezogen. Im selben Augenblick richtete sich die Schlange blitzschnell auf und stieß zu, so daß die die Farmersfrau spielende Dame gerade noch zurückspringen konnte. Aber wir hatten uns in dem Temperament unserer Schlange verrechnet, denn mit ein paar unglaublich schnellen Windungen schoß sie noch einmal nach vorn. Sofort sprang Herr von Dungern zu und packte sie wieder mit einem schnellen Griff hinter dem Kopf, diesmal aber in der Eile zu weit nach hinten, so daß die Schlange ihren Kopf wandte und ihre Zähne blitzschnell in das Handgelenk grub. Alles war blaß vor Schrecken, ahnungslos, was nun geschehen sollte, Herr von Dungern faßte ruhig, aber schnell, mit seiner freien Hand der Schlange ins Genick, drückte ihr Maul auf und befreite vorsichtig die gebissene Hand. Während die Python mit ihrem Schwanzende emsig nach einem Haltepunkt suchte, riß er sie aus dem Bett, hielt sie freischwebend und beförderte sie wieder in ihren alten Sack. Der Biß war schmerzhaft, doch da die Python keine Giftschlange ist, nicht lebensgefährlich. Die Neger aber wissen keinen Unterschied zwischen giftigen und nicht giftigen Schlangen und waren alle überzeugt, daß Herr von Dungern die Sonne des nächsten Morgens nicht mehr sehen würde. Man sprach in der den Negern eigenen Art abends am Feuer schon sogar davon, wie man seine Sachen verteilen würde, und wer wohl das meiste von seinen Anzügen, Messern usw. bekäme. Theoretisch war er bereits in den Augen der Neger gestorben. Als Herr von Dungern aber am nächsten Morgen wieder ganz vergnügt an das Licht des Tages trat, da gab es keinen Neger, dem es nicht klar war, daß hier ein ,,Fundi copiga", d. h. ein ganz gelehrter Mann und sicherlich ein ,,Bwana fundi yoka", ein Schlangenweiscr, sein müsse. So groß war ihr Erstaunen, daß Herr von Dungern diesen Namen auch inoffiziell behielt und für lange Zeil Gesprächsstoff für die Schwarzen blieb. ■ü\ %