Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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d)ce fuufw^ oufM ^auii^tßiS^ Von Carl Hoffmann, Erst durch die Loslösung der Kamera vom rein Technischen kann ein Film in seinem künstlerischen Aufbau ncuartifj werden. Diese Lösung bedingt natürlich eine vollständige Beherrschung aller technischen Dinge. Wenn der Kameramann all das bei seiner Arbeit mechanisch leistet, was ihm seine Maschine, die Kamera, durch ihre Konstruktion ermöglicht, kann er sich der Lichtausgestaltung des Films widmen. Ein Kameramann muß meiner Meinung nach ein suchender Mensch sein, will er dem Publikum neue optische Eindrücke vermitteln. Es ist viel leichter, eine einheitliche Lichtstimmung zu erzielen, wenn der ganze Film im Atelier aufgenommen werden kann, als bei einem Film, der teils im Freien, teils im Atelier spielt. Gerade der neueste Ufa-Film ,,Manolescu" unter der Regie von Turjansky mit Iwan Mosjukin und Brigitte Helm in den Hauptrollen war nach dieser Richtung hin eine meiner interessantesten Aufgaben. Wechselten doch Atelieraufnahmen ständig mit Freiaufnahmen. Manolescu ist das Sinnbild des modernen Ahasver, der ruhelos von Ort zu Ort getrieben wird. Ich mußte mich mit meiner Kamera dieser europäischen Wanderung an schließen. Berlin, London, Paris, Nizza, Monte Carlo. Schweiz, das sind die Stationen dieses neuesten UfaFilms, und all diese Orte wurden nicht im Atelier als Modelle errichtet und gedreht; sie mußten aus der natürlichen Landschaft her aufgenommen werden. Bei jedem Ort war die Stimmung des Erlebnisses mit der Lichlstimmung der Stadt in Einklang zu bringen, ohne daß irgendwie das Gebiet des Kulturfilms gestreift werden durfte. Die Landschaft halte nur Umgebung für Manolescu zu sein, sie mußte also da sein, mußte gesehen werden und durfte doch nicht nur äußerlicher Eindruck bleiben. An sich bereitet eine Freiaufnahme keine Schwierigkeiten, Interessant und für einen nach wirksamen optischen Ausdrucksformen suchenden Kameramann lohnend wird die Aufgabe erst, wenn er das Bildhafte mehrerer Schauplätze erfassen, kontrastieren und sie dennoch einheitlich in den Rahmen eines Films, fassen, aus einem Lichterlebnis heraus gestalten muß. Genau so wie bei der Handlung eines Films muß auch durch seine Photographie ein roter Faden gehen, die Lichtkonirastc müssen sich harmonisch auseinand<ir cnl Raguel Torres und Charles King piwt. M.Q.M wickeln, es dürfen keine Härten in dem Aufeinanderprall der Stimmungen der einzelnen Bilder entstehen. Besonders bei den Freiaufnahmen in der Schweiz waren in diesem Jahre große Schwierigkeiten zu überwinden. Wir drehten auf einem einsamen Bergkamm an einer verlassenen Waldhütte in 2500 Meter Höhe, das Thermometer zeigte 35 Grad Kälte, Es war so, daß unser Film oft durch die Kälte spröde wurde und beim Drehen brach oder, was noch schlimmer war, die Schicht riß, ohne daß man es gleich merkte. Das Einrollen einer neuen Filmrolle mußte in wenigen Sekunden erledigt sein, da sonst die Gefahr bestand, daß der Apparat einfror. Anschließend reisten wir dann in den Frühling nach Monte Carlo. In knapp zwei Tagen mußte man sich vom schärfsten Winter mit seinen völlig andersartigen Lichtverhältnissen auf einen strahlend schönen Frühling einstellen. Als weitere Arbeitsplätze folgten Paris bei Nacht mit seinen vielen Lichtern, seinen Lichtreklamen, London im Nebel und zuletzt Berlin. Alle diese Städte mit ihren verschiedenartigen Lichtäußerungen auf Straßen und Plätzen haben ihr besonderes Gepräge und mußten trotzdem aus einem Kameraerlebnis heraus gestaltet werden, nicht nur allein als Einzelausdruck, sondern im Zusammenraffen aller Ausdrucksmöglichkeiten des Spiels und nicht zuletzt der Kamera. Außerdem war immer zu bedenken, daß die Freiaufnahmen in der Art ihrer optischen Tongebung mit den Atelieraufnahmen zu harmonieren hatten. In den heute gebräuchlichen Dunkelateliers, von denen jeder Einfluß des Tageslichtes ferngehalten wird, ist es natürlich nicht allzu kompliziert, mit Hilfe eines Lampensystems, dessen Regulierung der Kameramann besorgt, eine einheitliche Beleuchtungsart durchzuführen. Denn die Wirkung eines Films beruht nicht zuletzt darauf, daß er optisch eine Einheit bildet. Eine gute, in jeder Beziehung einwandfreie Photographie ist heute die Vorbedingung für jeden Film, aber darüber hinaus muß auch der Kameramann künstlerisch arbeiten, und sein Werk hat wie das des Regisseurs aus einem Guß zu sein. Gewollte Kontraste in der Lichtgebung, mit denen die Stimmung der einzelnen Szenen bereits unabhängig von den Vorgängen gemalt ist, haben natürlich ihre Bedeutung. i