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Toseph von Sternberg, der gebürtige Wiener, der I eben mit den Vorbereitungen zu dem ersten JanI nings-Tonfilm der Ufa beschäftigt ist, hat mit „Un/ terwelt" einen ganz spezifisch amerikanischen Film geschaffen. Das Milieu der Großstadtverbrechcr hat nicht einmal Griffith, der doch Bürger der ,, Staaten" ist, mit solcher Schärfe getroffen. Die Kämpfe der einzelnen Bootlegger-Banden, die Eifersucht der Berufsverbrecher auf ein gewisses ihnen gehörendes Gebiet, waren, ehe ,, Unterwelt" kam, noch niemals mit jenem unbarmherzigen Realismus gezeigt worden, durch den Sternberg ein böses Thema jeder Romantik entrückte und in nackter Brutalität zeigte. Aus der Bowry, dem New-Yorker Apachenviertel, ist Sternberg noch ein paar Stufen weiter herabgestiegen und hat die Docks von New \ ork erreicht, diese finsterste Gegend der Riesenstadt. In allen Städten der Erde sind es die Hafenanlagen, die mit rätselhaftem Magnetismus das wüsteste Gelichter anlocken. Nun gar in New York, wo Schiffe aus aller Herren Länder anlegen und wo im Hinterland eine mächtige Gaunergesellschaft von der Ausbeutung und Ausplünoerung der Matrosen lebt. Seeleute, die an Bord unter einer harten Disziplin leben, weil sich ohne Manneszucht das Leben auf den Schiffen nicht dirigieren läßt, sind, sobald sie das Land betreten, die wohlfeile Beute des Hafengesindels, daß mit großem Geschick männliche Schwächen auszubeuten versteht. In das Milieu der verrä'ucherten Hafenschenken, deren Primitivität in so starkem Gegensalz zu den Errungenschaften der Großstadt steht, die ein paar Straßenzüge weiter zu bewundern sind, führt Joseph von Sternbergs Film ,,Die Docks von New York". Er ist wieder ganz amerikanisch, wenn es auch ein anders Amerika ist als das offizielle. Die Hafenkneipen der Hudsonstadt erhalten noch dadurch ein sonderbares Gepräge, weil die ,, Staaten" ja trocken gelegt sind. Alkohol aber spielt im Leben des Seemannes eine große Rolle. Wer den Anfechtungen von Wind und Wetter ausgesetzt ist, wer im Sturm und Regen an Bord eine harte vielstündige Arbeit zu verrichten hat, der greift gern nach wärmenden Getränken.
Oben: Olga Baklanova. Unten links: MUchel Lewis, Olg;n Baklanova. Rechts: George Bancroft, Betty Compson, Gustav von SeyiUrtilz