Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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g>zÄ E/N ROMAN VON STANHOPE 1. Kapitel. Mafalda Tcrpin hatte sclion längst der Jugend einen großen Vorsprung abgewonnen; da sie aber aus vielen privaten und geschäftlichen Gründen für die Dauer ihres Lebens jung bleiben mußte, blieb sie es. Zwanzig Jahre lag es zurück, daß sie die Erbschaft einer pensylvanischen Tante benutzte, um mit der Eröffnung des ersten Modesalons in einer der Prachtslraßen dar Hauptstadt den Grundstock zu ihrem späteren Wohlstand zu legen. Damals heiratete sie gewaltsam den Dr. Mosch Terpin, der seine Kenntnisse der Chemie nicht mehr der Wissenschaft, sondern der Bekleidungskunst widmete und in seiner freien Zeit sinnverwirrende Farben für die von seiner Gattin aus Paris importierten modischen Gedanken ersann. Nicht ohne Stolz betonte Mafalda bei den immer häufiger in ihren Räumen veranstalteten Presse Empfängen den anwesenden Journalistinnen das erfindungsreiche Genie ihres Gatten, dem es immer wieder gelänge, neue Nuancen auszutüfteln, ,,Ja, ja, diese Chemiker!" sagte sie und rührte versonnen in ihrer Teetassc. Hiernach war es Pflicht der eingeladenen Damen, in kleine, entzückte Schreie auszubrechen; und es wurde mit pUseif iger Verwunderung aufgenommen, dfß Fräulein Murmel vom ,, Vorabendblatt" einer Kollegin die Bemerkung hörbar ins Ohr flüsterte: das Zugeständnis sei anerkennenswert, weil es andere vor dem Verdacht bewahre, als Urheber solcher Geschmacklosigkeiten zu gelten, Fräulein Murmel hatte unrecht. Was sie für abgeschmackt hielt, blieb siegreich. Und der Erfolg entscheidet. Vierzig weibliche Angestellte, die Außerordentliches im Umkleiden, An und Ausziehen leisteten, waren die Stützen des Hauses; und das Bewußtsein, daß seit nunmehr sieben Jahren regelmäßig zur Winterzeit die Modekönigin aus ihrem Personal gewählt wurde, konnte Mafalda fast eitel machen. Das heitere Leben spielte sich nur in den vorderen Sälen ab; hier saßen, begleitet von Ehemännern und denen, die es nie werden wollten, die Damen von Welt und erquickten sich an der Betrachtung der Gewänder, der blauvioletten Stoffe, der purpurnen Seiden, der königlichen Spitzen, der spanischen Brusttücher, der schemenhaften Dessous und all der übrigen Dinge, welche die Frauen ,, bezaubernd" nennen. Eine sieben Meter hohe Glaswand trennte die Räume der Eleganz von jenen, in denen nicht so sehr künstlerische wie zweckmäßige Arbeiten verrichtet wurden. Hier war auch das Laboratorium des Dr. Mosch Terpin, in dem hinter verschlossenen Türen geheime Experimente angestellt wurden. Manchmal geschah / G 0 spielt im Ufa-Film „Wenn du Süclidruck verboten es, daß sich ein Mannequin hineinverirrte, dann kam es regelmäßig mit geröteten Wangen und wirrem Bubihaar wieder heraus. An solchen Tagen war Frau Mafalda sehr unzugänglich und nur durch ein Geschenk im Werte von etwa hundert Mark wieder aufzumuntern. ,,Du bist kostbar!" sagte ihr ,, Männchen" an solchen Tagen und lachte ein wenig laut, ein wenig verlegen. Übrigens war das eine Lieblingsredensart von ihm. Einmal, als er wegen seiner Verdienste mit dem St. -Martins-Orden ausgezeichnet werden sollte, dessen ockerfarbenes Band er seither im Knopfloch trug, schüttelte er ganz benommen dem verleihenden Minister die Hand und sagte: ,,Sie sind kostbar!" Ja, solche Sachen waren dem gelehrten Manne häufig zugestoßen; aber es gab niemanden, der ihn deshalb weniger schätzte. An den Arbeitsraum des Gatten schloß sich ein weniger großes als hohes Zimmer, in dem fünf kaufmännische Angestellte, zum Teil bilanzsicher, zum Teil gewandt im fremdsprachlichen Korrespondenzwesen, die Einnahmen und Ausgaben der Firma Mafalda Terpin G. m. b, H. notierten und für einen glatten Geschäftsgang sorgten. Die Einrichtung des Büros war, da niemals Fremden Gelegenheit gegeben war, ihren Fuß über seine Schwelle zu setzen, denkbar spartanisch. Kein Zierstück, kein Bildnis schmückte die Wände, und nur der in jeder Frau schlummernde Sinn für Duft und Farbe brachte es zuwege, von Zeit zu Zeit ein Wasserglas mit Kornblumen oder Männertreu auf die Schreibtische zu zaubern. Es ging vollkommen geräuschlos zu. Man hörte nur Kratzen von Federn, Klappern von Schreibmaschinen, Rascheln von Butterbrotpapieren und unterdrücktes Räuspern oder Hüsteln. Bis dann mal der Prokurist einen Witz zum besten gab. Aber das geschah selten und dauerte nie länger als drei, höchstens vier Stunden. Hier arbeiteten Bill und Billie Amery. Billie, ein achtzehnjähriges Mädchen, verdiente Lobsprüche auf ihre Schönheit, Die Linien ihres Leibes, die Frische ihres Gesichtes und das Parfüm ihrer Haare, nicht zuletzt aber der Glanz ihrer Augen hätten Herrn Mosch Terpin bewegen können, seine Gattin jederzeit durch ein Geschenk im Werte von hundertfünfzig Mark zu versöhnen. Aber Billie hatte ihm zu verstehen gegeben, daß ihre Tätigkeit der Firma durch nichts anderes als das Schreiben auf der Maschine zum Vorteil sein könne. Dieser Tatsache ist wohl die Ablehnung zuzurechnen, die sie erfuhr, als sie, um Ostern etwa, die Bitte aussprach, in die Reihe der Mannequins aufgenommen zu werden. Billie blieb Stenotypistin und fand sich ab. Ihre Arbeit war S Y M Pl'"< l^'l" einmal dein Herz verschenks'"