Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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Von A 1 f r e d Kell Städtefilme und Landschaftsfilme hat es gegeben, seitdem die Hand des Menschen die Kurbel drehen gelernt hat. Wir alle erinnern uns dieser Postkartenalbums, die wir in den Theatern als Beiprogramm sahen, und wir alle haben uns schon dabei gelangweilt. Da zogen aufgereiht vorbei — es war fast, als ob alle diese Filme nach gleichem Muster gedreht seien — ,,Die 1115 erbaute Marienkirche", ,,Der Bahnhof", „Der Marktplatz von Ixebüttel", ,, Denkmal Friedrichs des Kurzatmigen", ,,Ypsilonstett, das mecklenburgische Davos", — alle, alle kamen sie wieder, mit unheimlicher Sicherheit, in jedem dieser Filme, kann. — Noch immer tötet der Buchstabe, und Worte bleiben immer gefrorene Gedanken. Und es ist so viel in der Welt, das nicht durch Worte oder tote Bilder festgehalten werden kann. Noch gibt es Gegenden in unserem Vatcrlande, in denen die Trachten des Volkes noch nicht verstaubt in den Truhen liegen oder als Paradestücke in den Schränken von Maskenverleihern stehen. Noch werden sie da und dort im Alltag getragen oder wenigstens an den Sonntagen oder bei den Festen, den , .hohen Zeiten" des Lebens, angelegt. Als Feier! Links: Jun^c Fischerfrau auf Möncfjgut * Rechts: „Er" hatte sie im kleinen Bootshafen erwartet * Unten : Vor ' dem Kirchgang l>ii' Aiiinahmrn wurden für dfn film „l'us I arid am Mfer" auf Mönch-iiil aufgenommen Plwt. L ja Aber mit der eilenden Zeit schreitet alles vorwärts. Auch der Film. Und der moderne Landschaftsfilm ist nicht mehr eine Zwiebclreihe mehr oder weniger guter Photographien, die eine künstliche Belebung durch vorübergehende, befreundete Landeseinwohner erhielten, die meist freundlich nach dem Kurbelkasten sahen und winkten. Verschwunden — Gott sei Dank! — ist auch die Landschaft, in der, um zu zeigen, daß ,,es" kein ,, Standphoto" sei, ein Baum mit seinen Zweigen in zitternde Bewegung geriet, im richtigen Moment durch die geschickte Hand des Aufnahmeleiters zum ,, Bäumlein, schüttle dich" gemacht. Der moderne Landschaftsfilm ist ein Kulturfilm, der Landschaftsfilm ist zum Heimatfilra geworden. Immer weitere Kreise wenden sich diesen werbenden Kulturfilmen zu, die für die Städte und Länder Dokumente sind, die Land und Volk vor das Auge bringen, wie es ist, die in lebendigen Bildern das Werden des Landes und die Arbeit des Menschen zeigen, die alte — im Verschwinden begriffene — Gebräuche festhalten, wie es kein Buch Es ist ein besonderes, gutes Zeichen unüberwindlicher Volkskraft, wenn sich solche Trachten erhalten haben. Für den Regisseur eines Heimatfilmes ist es immer eine helle Freude, wenn er auf solches ,, Trachtenland" stößt. Für einen großen Film der Werbefilm-Abteilung der Ufa für die Provinz Pommern, der jetzt seiner Vollendung entgegengeht, waren Ausflüge ins Trachtenland möglich. Auf Mönchgut halten die ajten Seebären wie die jungen fest an ihrer seltsamen Kleidung. Kommt einmal der Tag, an dem die alles verwischende Zeit auch hier das Wort lebendig werden läßt, mit dem jedes schöne Märchen schließt; ,,Es war einmal . . .", dann werden in späten Zeiten noch diese lebendigen Erinnerungen an das, was einst war, wie ein leuchtendes Fanal hinüberstrahlen in ein neues, kaltes, nüchternes, ,, modernes" Zeitalter. Und diese Erinnerungen wachzuhalten und zu pflegen, gehört mit zu dem ureigenen Arbeitsgebiet der WerbefilmAbteilung der Ufa.