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bis sechs Meter hoch, von quadratischem oder rechteckigem Grundriß. Außen fehlen die Fenster, sie münden nach dem Hof hinaus, der von einer hohen Mauer umrahmt ist. Die Häuser sind aus Stein erbaut mit ebenem Dachbelag aus Holz, Faschinen, Steinplatten und mit Lehm verschmiert. Außerhalb der Hofmauern sind Steine in der Erde verankert, an denen Jaks, Schafe und Pferde während der Nacht befestigt werden. An die Sleinsiedelungen von Ngatschu-ka schließt sich ein Komplex von weitverstreuten Zehen.
In Nga-tschu-ka sollen etwa tausend Familien leben.
In dem Raum zwischen dem Kloster und der Karawanserei bringen zwei Gebetsmauern, im Abstand von 100 Meter errichtet, den Beweis von der großen Frömmigkeit der Eingeborenen. Solche Gebetsmauern sind im allgemeinen ein bis zwei Meter hoch, zwei Meter breit und 10 bis 20 Meter lang, können aber auch zuweilen Riesendimensionen annehmen. Lama-Priester beim Aus der Ferne wirken sie dann wie starke !• uslungswcrkc. Bei Leh trafen wir später ladellos ausgeführte, meterhohe Mauern von Kilometerlänge. Die Mauern sind aus Steinplatten erbaut, die mit heiligen Gebeten oder Götlerbildnissen geschmückt sind. Steinmetze haben diese ausgeführt und mit Bemalung versehen. Wenn also der Sturm durch diese, ohne Bindemittel aufcinandergeschichteten Steinplatten fährt, so liest er nach Überzeugung der glaubensfreudigen Tibeter alle die auf den Steinplatten eingemeißelten Gebete ab und trägt sie zum Himmel empor. Dort werden sie zum Seelenheil dessen, der eine solche Gebetsmauer errichten ließ, registriert. Eine andere Art von Gebetsmauern besteht darin, daß der freie Raum innerhalb einer aus Maniplatten errichteten Steinumwallung mit Gebctstafeln willkürlich ausgefüllt wird. Diese Art treffen wir hier in Nga-tschu-ka an. Über der Mitte dieser 30 Meter langen Mauer ist ein Steinhäuschen aufgesetzt, das eine drehbare Gebetsmühle umschließt. Ein anderer religiöser Bau ragt auf der Höhenkuppe jenseits des Flusses auf, ein gewaltiges Lha-tsa. Unterhalb am Steilhang leuchtet weithin sichtbar in etwa fünf Meter hoher tibetischer Schrift das Gebet ,,0m mani padme hum", durch Einfügung heller Steine in den dunklen Erdgrund besonders kenntlich gemacht.
Nördlich vom Kloster ist auf der untersten Terrasse ein Nonnenkloster — Any-gomba — erbaut, das aus einem Hauptbau besteht, von einer feslungsartigen Umwallung umfriedet. Kein männliches Wesen darf das Kloster und seine Umgebung betreten. Diese Nonnen mit kurzgeschnittenem Haar, ungefähr sechzig an der Zahl, stehen auf einer höheren Stufe als die meisten tibetischen Frauen, denn ihnen wurde im Kloster Lesen und Schreiben gelehrt. Diese Künste beherrscht im allgemeinen nur die vermögende Frau, die sich einen Lehrer hallen kann. Dem einfachen Volk ist CS übrigens gar nicht erlaubt, die wenigen vorhandenen Mädchenschulen zu besuchen.
Mein Kamerad hatte inzwischen in einer Karawanserei Unterkunft gefunden, dem ,, Hotel" des Ortes. Von seinem Dach flattern Gebctswimpel. Das kleine Haus mit Seitenbau und Hof umschließt einen Wohnraum für die Familie sowie einen länglichen Raum mit Schlafgelegenheit für die Gäste. Der einzige schemelarlige Tisch und einige Etageren an der Wand enthalten Lebensmittelvorräte zur Aufbewahrung: Zucker, Reis, getrocknete Früchte,
Butter, Nüsse, Tsamba, Tee und Aprikosenbaumöl. Im Hauptgebäude nimmt die Küche den größten Raum in Anspruch. Hier steht ein aus Lehm errichteter Herd, in den eiserne Kessel eingelassen sind. An der Wand ein Tisch, zu beiden Seiten einige niedrige Sitzleisten, die Tag und Nacht belagert sind. An den Wänden stehen auf Gestellen Säcke mit Wolle, truhenähnliche
Vorratskisten sowie nicht gereinigte Töpfe und Kessel herum. Das ganze Kücheninnere ist verrußt und ganz mit Schmutz überdeckt. Der Rauch zieht durch ein Loch in der Decke ab. In einer Ecke kämmt eine Frau ihrem Eheliebsten die Haare und händigt diesem die dabei vorgefundenen Läuse mit unnachahmlicher Grazie aus.
Gegenüber dem Hotel winkt uns das Gefängnis, ein zwei Meter hoher, fensterloser Bau aus Bruchstein. Das Innere gleicht einem dunklen, niederen Stall. Hier fallen oberhalb des Bodens starke, vierkantige Balken auf, die im ganzen P/iot. fdclmer jg Doppellöcher enthal
ten. In diese Locher werden nachts die Hand oder Fußgelenke der liegenden Gefangenen eingeführt. • Unter Tag sitzen diese vor der Tür in der Sonne. Füße und Hände sind in Eisen gelegt. Der Verkehr zwischen dem jovialen Gefängniswärter und den Gefangenen ist recht gemütlich. Nur ein Blick an die Außenwand des Gefängnisses erinnert uns daran, daß es doch besser ist, mit dem Gefängnis keine nähere Bekanntschaft anzuknüpfen. Dort hängen nämlich die an den Gelenken abgehauenen, eingetrockneten Hände eines angeblich wegen Diebstahls Verurteilten.
In unserem Hotel wird Rindfleisch gekocht und ein Riesenquantum Tee für uns bereitgehalten. Wir saßen am Boden, von Hunden umgeben. Bald wurde das Mittagessen in einer Truhe serviert. Das ,, Diner" begann. Jeder fischte sich mit der ,,Fünfzinkigen" einen Brocken heraus und aß mehr oder weniger schmatzend.
Nach dem Diner besuchten wir den Khampo. Er bewohnt ein villenartiges, einstöckiges Haus, dicht neben dem Kloster. Am Eingang hingen verschiedene Riemen und Peitschen, die Zeichen der Macht und Würde.
Wir wurden angemeldet. Nachdem wir einige Zeil antichambriert hatten, führte man uns nach einem großen, freundlichen Zimmer im ersten Stock, Hier saß der Khampo in gelbem Daniastkleid mit gleichfarbigem Hut auf breiten Teppichen und vielen Kissen. Feierlich, mit beiden Händen überreichte ich dem Khampo einen Chadak. Dann nahmen wir auf einem Teppichschcmel, links seitwärts von dem Gestrengen, Platz. Uns gegenüber saß ein tibetischer Beamter.
Der Khampo gab sich liebenswürdig. Er ließ mir durch den Dolmetsch sagen, daß er mich nicht verstehen könnte, was ja auch umgekehrt zuträfe. Dann fragte er, für welchen Weg ich mich endgültig entschieden hätte; ob ich nach Taidschenär zurück wolle oder nach Leh? Der letztere Weg sei für uns durch den Dalai-Lama freigegeben. Via Rudok könnten wir in vierzig Tagen in Ladak sein. Wir hätten sieben Distrikte zu passieren, also siebenmaligen Tierwechscl. In seinem Distrikt würden wir noch neun Tage bleiben, um dann den Distrikt seines Schwagers zu betreten, den wir nach weiteren fünf Tagen durchmessen haben könnten.
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