Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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®z«< E/N ROMAN VON STANHOPE 6. Fortsetzung Das Auto war kleiner geworden als das Schwarze unter dem Fingernagel, war weit zurückgeblieben, Tantchen schnaufte schon ein bißchen, als Pitt sich einen Ruck gab und in einer synkopischen Rede den Zustand seiner Seele enthüllte, sich anklagte und Tante Philba verwirrte. Aber sie war Amerikanerin, kannte keine Probleme und war gewohnt, verzwickte Fragen des Geschäftsund Familienlebens mit kundiger Hand und klarem Verstand zu lösen, ,,Gut, daß du Vertrauen hattest, Pitt. Hast du diese unselige Neigung nicht auch schon früher an dir bemerkt?" ,,Nie, und auch jetzt nur bei dieser einzigen Person — " Philba Erskine schüttelte den Kopf: ,, Merkwürdig ist das, sehr merkwürdig. Was mir übrigens gerade einfällt: Mein Großvater selig, David Corryna, der Uhrmacher, du weißt, hat sich eine Kunstreiterin vom Zirkus Bailey zur Frau geholt, tja, tja — doch das gehört nicht hierher. Morgen suchen wir Professor Hedonc auf — ich will wissen, wie es um dich steht. Und alles übrige laß meine Sorge sein, mein lieber Junge!" Still und ruhig war die Rückfahrt, und das Essen an diesem Abend bestand aus drei Toastscheiben, ganz wenig Bayonner Schinken und einem Schluck vortrefflichen Burgunderweines. Und schon um 10 Uhr nachts lag Tante Philba im Bett, konnte aber lange nicht einschlafen. Kaum war die unvergleichliche Frau verschwunden, huschte Pitt am Portier vorbei, charterte ein Taxi und raste zum ,,Kawkasia"; er nahm gerade noch rechtzeitig Platz, als der Vorhang aufging und Billie, sprühender und munterer als je, über die Bühne hüpfte. Sie hatte, das Schicksal herauszufordern, das gleiche Kleid wie am Vormittag angetan. Der Nachmittag war der Feststellung gewidmet, daß es eine sonderbare Art von Liebe gibt, die den Menschen befällt, ohne den Partner näher als vom Ansehen zu kennen, die aber dennoch Treue und Ergebenheit fordert, weil sie weiß, daß ein Echo widerklingt. Ob ihr ,, Beruf" auf rasche Weise ein Ende nahm, war ihr gleich; daß die ewige Verkleidung quälend sein konnte, hatte sie am Vorabend erfahren, als sie vergeblich nach Pitt Erskine spähte. Am anderen Morgen sagte sie vernehmlich dreimal das griechische Wort ,,Skata!", zog ihre eigenen Sachen an und An all das dachte sie, während sie charmante Chansons zwitscherte und knixend den südlichen Beifall quittierte. Eine neue Nuance fand sie an diesem Abend: aus einem Rosenbusch warf sie kokett die roten Rosen ins Parkett, und die weiblichen Zuschauer strahlten beglückt. Was ist natürlicher, daß eine Rose den Weg zur Loge fand und Pitt Erskine purpurübergossen machte? Er hatte, in modischen Dingen absolut ungewandt, nicht IQ Kmlidriick vrr/tnlfn Kapellmeister Willy Schmidt-Gentner bei der Komposition der Begleitmusik zu dem Fritz -Lang-Film der Ufa „Frau im Mond" Plwi. Ufa gemerkt, daß Billies Kleid schon einmal an diesem Tag ganz dicht vor seiner Nase einhergeflatlert war. 3. Kapitel. Tante Philba sann so lange über die erbarmungswürdige Verfassung ihres Neffen nach, bis die Natur und ihre Übermüdung sie zu zornigen Träumen einschlafen ließen. Gegen sieben Uhr in der Frühe stand sie auf; ihre Lage war keineswegs angenehm, dennoch schien Frau Philba lustig und holte beim Frühstück nach, was sie am Vorabend unterlassen hatte. Sobald ein feiner Sprühregen aufgehört hatte (der bei der Heimkehr Pitts schon dessen Kleider durchnäßt hatte), machte sie sich auf den Weg. Professor Hedonc freilich, der große. Seelenarzt und Analytiker, schlief um diese Stunde noch; Tante Erskine mußte sich sammeln, um dem vorbereitenden Besuch und der folgenden Konsultation gewachsen zu sein. So ging sie in einem tüchtigen Marschtempo, das ihrer Art ganz ungewohnt war, ohne die leiseste Ahnung der Richtung, in den Morgen. Mittlerweile waren die letzten Wolken vom Himmel verschwunden, und die Sonne brannte auf die Tante und die Straße nach Eleusis, die sich willig rösten ließen; denn beide konnten allerlei vertragen. Dann kam ein alter, radwunder Omnibus, den Landweiber benutzen, um Wein, Schaffleisch und Korinthen zur Hauptstadt zu bringen, auf Philba Erskine zu. Sie ließ ihn halten, stieg ein und schaukelte munter zurück, sich im stillen bewundernd, welche Strecke sie gepilgert war. Ihr flüchtiger Blick glitt über die Fahrgäste. In einer Ecke saß ein blondbärtiger Mann mit blauen Augen, die so gar nicht ins heutige Griechenland passen wollten. Die nächste Unebenheit der Straße brachte eine Unterhaltung zustande, die durch die in vortrefflichem Englisch gehaltene Entschuldigung des Blonden eingeleitet wurde. Überrascht und mit freundlicher Würde — der Zustand der Kleider des Mannes verlangte Reserve — sprach Tante Philba vom Wetter, der Landschaft und dem Leben. Dann erfuhr sie die Schicksale des Puppenspielers, der zu Fuß Europa durchreist hatte und nun auf der Wanderschaft durch Griechenland in einem Variete seine Künste zeigen wollte. Es war manches Unterhaltsame, was mit lebendigen Worten der Blondbart erzählte. Diesem einzigartigen Zufall, der sie mit einem Artisten zusammenbrachte, hatte die Tante eine Idee zu verdanken, die sie für gut hielt, von der sie indessen nicht ahnen konnte, daß sie gleichviel zur Verwicklung und Klärung der Sache ihres Neffen beitragen sollte. Vorläufig nahm sie mit leisem Lächeln die „Geschäftskarte" des Künstlers an und las: Einar Söndarssbn, Di