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ALS EINLEITUNG
Die Parole der Zeit ist: das Bild, das unbewegte, das bewegte, das Bild in jeder Fasson.
Nicht mehr hat das photographierte Bild nur den simplen Sinn eines Erinnerungszeichens, das man mit sich herumtragt, in der Brieftasche, oder das man sorgfältig aufhebt, in der beschütztesten Ecke einer Vitrine. Nein, die Zeiten sind vorbei, da das Bild nur eine museale Angelegenheit war, Augenfutter für die Feiertage, sinniges Zwischenspiel für Familienfeste, Füllung für den Goldrahmen von Liebespaaren. Vorbei. Das Bild, die Photographie, ist in unser täglichstes Leben gedrungen, in jeder Minute, in jeder Sekunde rast es in tausendfacher Gestalt vor unser Auge, noch eins, noch eins, immer wieder ein neues. Rascher dreht sich auf einmal die Welt, zur Kostbarkeit wird die Sekunde. Wer kann noch alle Bücher kennen, die geschrieben werden. Wer kann noch alle Zeitungen lesen, die morgens, mittags, abends, nachts in den Straßen kolportiert werden. Wer kann noch diese ewigen Opern anhören, die um die Stunde des five o'clock anfangen und um Mitternacht enden. Wer kann das noch? Oder ist das alles nur ein Märchen, oder ist das nur der krampfhafte Versuch, sich ein Alibi zu schaffen für Oberflächlichkeit, für Nervosität, für Mangel an Konzentration? Machen wir uns am Ende alle etwas vor, wenn wir uns so fabelhaft flink in Bewegung setzen wollen, wenn uns kein Tempo rasch genug erscheint und keine Zahl von Pferdekräften stark genug? Seien wir ehrlich: wir sind verwöhnt. Wir sind verwöhnt. Durch das Bild, das unbewegte, das bewegte, durch das Bild in jeder Fasson.
Das Bild, und jetzt ist vom bewegten Bilde,
vom Film, die Rede, hat alle Möglichkeiten. Das Bild ist Information. Das Bild ist Spiel. Das Bild ist Schicksal. Das Bild ist Unruhe. Das Bild ist Ruhe. Alles kann das Bild sein, alles kann es geben, wenn es durch den Projektionsapparat läuft, dreißig kleine Bilder in der Sekunde Dieses Höllentempo des Bildes ist am Ende etwa der Grund, warum wir uns einreden, wir müßten immer rasen und könnten nicht mehr langsam laufen. Das Bild ist in allem schuld. Ein Narkotikum. Ein Rausch. Wir wollen sehen.
Fremde Länder, fremde Menschen. Reisen, wozu noch? Da liegt die ganze Welt aus gebreitet im Bilde, schön und strahlend, so fern und so nahe. Südlicher Himmel, Canale grande, Kolosseum, Notre Dame, Bois de Boulogne, die Gärten von Versailles, — wozu noch Reisebillette, Eisenbahnfahrt, Hotelrechnungen? Wo es doch so einfach alles erreichbar ist, für eine Mark Entree, und für noch weniger. Wir wollen sehen, immer mehr. Was es Neues gibt, was eben passiert ist die Ereignisse, die Aktualität, das Aller neueste. Einen Moment, bitte. Da ist es schon. Vor zwei Stunden große Demon slration in der Stadt, vor anderthalb Stun den Großfeuer, vor einer Stunde Ankunft des größten Mannes aller Zeiten in Berlin Eben passiert, schon hat es der Kurbel mann mit den Zangen seiner Kamera gegriffen, schon ist es vor unseren Augen Alles fürs selbe Entree.
Wir wollen sehen. Immer mehr, immei mehr.
Ein lustiges Spiel? Kleinigkeit. Vom Harlekin bis zum Pantoffelhelden, vom trave stierten Gricchenkönig bis zum schicken Eintänzer, alles auf Lager. Der Preis bleib! der gleiche.
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