Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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Es ist gewiß nicht jedermanns Sache, daran Gefallen zu finden. Aber wenn wir unsere Zeit richtig verstehen wollen, dürfen wir nicht an den großen Schatten der menschlichen Gesellschaft vorbeigehen. Aus diesem Grunde allein schon werden Verbrecherfilme wirkungsvoll und wichtig Mauritz Stiller hat in seinem ganzen Leben keinen einzigen Verbrecherfilm inszeniert. Und ich glaubte, er würde es auch entschieden immer abgelehnt haben, derartige Sujets von nur Bösen und Entarteten zu drehen. Als er aber einmal einen Stoff in die Hand bekam, der menschliches Verständnis warb für diese Welt der zum Greuel Verführten und vom verbrecherischen Instinkt getriebenen Charaktere, schien in ihm eine Wandlung vorzugehen. Er sagte: Wenn es heute überhaupt noch etwas wie Romantik gibt, so finden wir sie beim Abschaum der menschlichen Gesellschaft. In dem Film, den er dann mit mir in der Hauptrolle drehte, wird ein Verbrecher gezeigt, der auch ein „Mensch" war. Wir sind gewohnt, in den Antipoden der guten Moral immer Auswürflinge zu sehen, minderwertige Erscheinungen, und bekanntlich halten sogar manche Kriminalisten Verbrecher für Kranke. Gewiß rekrutiert sich das große Heer der Uebeltäter aus inferioren Subjekten. Aber die Häupter der Unterwelt sind Führernaturen, genau so wie die der bürgerlichen Ordnung. Auch da finden wir Weitblick, Genie, Klugheit, Bildung, alle persönlichen Tugenden wie Selbstaufopferung, Mut und Treue. Diese Menschen aber befinden sich in einem steten Kampf mit der Gesellschaft, von der sie ausgestoßen worden sind, — ob mit oder ohne ihre Schuld, gehört nicht hierher. Dieser Kampf erzeugt täglich Spannungsmomente. Der große Verbrecher ist immer auf dem qui-vive vor der Polizei, er ist seines Lebens keine Sekunde sicher, er muß jede dieser Sekunden um sein Leben kämpfen. Ich glaube, wenn unsere großen Führer der Oberwelt ebenso ständig mit Einsatz ihrer Person handeln müßten, unsere Minister, Bankdirektoren, Industriemagnaten, Zeitungsredakteure, — sie würden keine gute Figur machen. Der Kampf ist das Element der Verbrecher. YNTHESE DES AMERIKANISCHEN FILMS VON SERGE IPHOTO-CINEi 14