Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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Was KARL GRÜNE, der Regisseur, über den RUSSEN-FILM zu sagen weiß . . . Mancherlei können wir vom russischen Film ernen, dessen augenfälliges Werk ein Prinzip ist: das der Ueberzeugung! Die Russen machen Gesinnungsfilme, Werke der Ueberzeugung, die weder offen noch verhüllt auf geschäftliche Erfolgmotive eingestellt sind. Es sind unzensurierte Glaubensbekenntnisse. Freilich übt schon das staatliche (und verstaatlichte) System eine Vorzensur. Trotzdem wären solcherart entstehende Filme nur aufgeplusterte Propagandaprodukte, wenn nicht der Regisseur die Gesinnung fühlen würde, die er in Bilder umsetzt und den Film so zum Kunstwerk steigert. Das eben bezwingt an den Filmen der Russen! Für uns, die wir mit den mannigfachen Voraussetzungen westeuropäischer Verschiedenheiten zu rechnen haben, mit Kompromissen und Konjunkturen, mit geschäftlichen und politischen Aengsten, bleibt dennoch der Wunsch, daß auch die Führer und Beherrscher unserer Produktion nicht irre werden mögen an der ewigen Wahrheit des Satzes: Die Freiheit der Idee ist immer identisch mit der Idee der Freiheit! Der Russenfilm ist Propagandafilm für eine Idee, aus dem Willen zur Kunst geboren und durch die Glaubensstärke seiner Regisseure in jene Höhe gehoben, die jedem Film zu wünschen ist. So ist dem russischen Film die Technik nicht Selbstzweck, sondern, wie es sein soll, nur Mittel zum Zweck. Wer von dem Geist der Idee besessen ist, braucht nicht das technische Virtuosentum zu zeigen. Die Russen hüten sich vor dem „Zerphotographieren" eines Filmes, sie grübeln nicht um die technische hundertprozentige Richtigkeit einer „Einstellung", sondern geben den Ausschnitt aus der „Masse Mensch", so wie sie ihn sehen und fühlen. Und bringen uns damit die zwar nicht neue, in ihren Filmen aber überzeugend erwiesene Erkenntnis, daß die Technik das Bedingte ist — , denn sie wird eines Tages die Grenzen des Möglichen erreicht haben, grenzenlos bleiben aber die Bezirke des Menschlichen. Die manchmal primitive technische Ausgestaltung wird völlig aufgehoben durch die psychologische Durchdringung des Bildes richtiger jedes Bildes eines russischen Filmes, nicht nur seiner Handlung. Auch hierin kann der Russenfilm für den deutschen Gestalter lehrreich sein und am eindringlichsten in seinem Grundprinzip, das mn eindeutiger Klarheit das alte Märchen von der Notwendigkeit einer alltäglichen Filmhandlung widerlegt. Und da haben die jungen Russen das elementarste und dabei selbstverständliche Prinzip mit fanatischer Treue zum Grundprinzip erhoben: Handlung ist Bewegung, Rhythmus, Tempo, Zusammenfassung vieler Bild gewordener Gedanken zu einer Ton um Ton vor sich herjageqden Symphonie von Licht und Schatten. Alles Dinge, über die bei uns viel gesprochen und geschrieben wurde. Die aber im Osten, wo vom deutschen Film noch viel erwartet wird, als Selbstverständlichkeit gestaltet werden. Auf der Grundlage von Ideen, kompromißlos, frisch, ursprünglich! Und während der amerikanische Film dem europäischen Absatzgebiet schon Konzessionen zu machen beginnt, und in Deutschland immer wieder der Versuch gemacht wird, während man also hier wie drüben den internationalen Film schaffen will, haben ihn die Russen auf die einfachste Weise bereits gestaltet, indem sie den — nationalen Film, den russischen, machen, und zwar nur diesen, denn nur der nationale Film ist wirklich international. Nur ihm gehört die Welt, die Welt der anderen gehört den anderen . . . . und was LAD/S AIGNER (Paris) über die französ. BAHNBRECHERFILME schreibt: Vor einigen Jahren wurde die Bewegung geboren und das Wort ,, Avant-Garde" geprägt. Die „Avant-Garde" erwarb zwei kleine Kinos; diese kamen schnell in Mode, die Schar der Begeisterten wuchs und bald meldete sich auch ein drittes Kino, das die ,,Bahnbrecher"-Filme spielen wollte. Am Montmartre öffnete das „Studio 28" die Pforten mit einem großen Saal für 500 Personen, ganz modern geleitet, mit drei Vorführungsapparaten, ganz in dem Sinne des von Abel Gance so heftig propagierten „triple ecran". Am interessantesten ist aber, daß es den Leuten gelungen ist, sich schnell ein Stammpublikum zu erziehen. Aus der künstlerischen Revolution ist ein gutgehendes 15