Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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Wl L LY FR l TS C U . Junger Filmschauspieler . . . Da itli am 27. Januar 1901 geboren bin, sehe ich noch verhältnismäßig selten und dann auch nicht mit sehr schwerem Herzen auf meine ,, Vergangenheit" zurück. Die Stadt, die die Ehre hat, meine Vaterstadt zu heißen, ist Kattowitz, wo mein Vater Fabrikbesitzer war. Ich wurde auf die Oberrealschule geschickt und habe die undeutliche Erinnerung, daß ich gerade kein Musterschüler und keineswegs der Stolz meiner Lehrer war. Kattowitz schien mir auf die Dauer nicht der richtige Ort für meinen Tatendrang zu sein, und ich zog nach Berlin. Da ich einesteils ungern allein zog und anderenteils mich meine Eltern ungern allein ziehen ließen, so zogen sie mit. Mein Vater bestimmte mich für die Ingenieurlaufbahn, ich mich selbst aber für die Bühne. Der Weg des Schauspielers begann damit, daß ich die Kollegs der Technischen Hochschule schwänzte und bei Reinhardt im Deutschen Theater statierte. Nebenbei nahm ich Unterricht und wurde eines Tages zu meiner Ueberraschung tatsächlich engagiert. Ich war also Mitglied des Deutschen Theaters und spielte längere Zeit „tragende Rollen", LI LI AN H A RVEY: Idi will spielen . . . Ich will spielen! An sich für eine Filmschauspielerin ein durchaus berechtigtes Verlangen. Denn ich habe schon in manchem Film Bac gespielt, an manchem Roulettetisch gezittert, bin also „fachmännisch" ganz und gar durchgebildet. Und einmal muß man es doch wenigstens „richtig" ausprobieren. Zu meiner größten Freude waren für einen meiner Filme Außenaufnahmen an der Riviera, in der Nähe von Nizza angesetzt. Denn schon lange hatte ich den Wunsch, im Spielsaal von Nizza meine „Fachkenntnisse" zu beweisen und — zu gewinnen. nämlich solche Personen, die irgend etwas zu tragen hatten, jedoch weniger Schicksale und Leiden, als Servierbretter, Stühle und Mäntel! Trotz dieser bescheidenen Art meines Auftretens weckte ich das Interesse meiner großen Kollegen Paul Hartmann und Mady Christians, die damals schon „Filmkanonen" waren. Sie machten den Regisseur Benjamin Christensen auf mich aufmerksam, er ließ mich zur Probeaufnahme kommen — das gelang und einen Tag später unterschrieb ich meinen Vertrag mit einer großen Gesellschaft für den ersten Film. Als der Film beendet war, nahm ich ein Engagement als jugendlicher Liebhaber nach Bremen an, dort aber habe ich es nur vier Wochen ausgehalten. Ich wurde kontraktbrüchig und ging zurück nach Berlin, wo ich drei Monate stellungslos Luftschlösser aufbaute, bis eine Filmgesellschaft mit einem mehrjährigen Kontrakt winkte. Und nun begann das, was man Erfolg nennt, das, was man Karriere nennt. Ich will es nicht leugnen, daß es mich glücklich gemacht hat, dem Publikum zu gefallen, wenn ich auch alles mitmachen muß, was im üblichen Filmgeschmack liegt, bis zu den feschesten und schneidigsten Uniformen, die ich trage, da auch das anscheinend zur friedlichen Freude des Publikums unerläßlich ist. Gegen Abend kamen wir in Nizza an. Auf dem Bahnhof empfing uns unser Regisseur, der schon vorausgefahren war. Kinder, fabelhafte Motive! Morgen fangen wir an, also marsch, ins Bett und gut ausschlafen. Ich erhob berechtigten Einspruch gegen diese Arbeitswut. Wann sollte ich denn Roulette spielen? Aber nichts half. Ich mußte mich der höheren Gewalt beugen und schlafen gehen. Am nächsten Morgen begannen bei schönstem Wetter die Außenaufnahmen. Einige Autostunden von Nizza entfernt drehten wir bis in den späten Abend. Müde kamen wir nachts ins Hotel. „Lilian, morgen um 7 Uhr aufstehen!" Also wieder nichts mit dem Spiel! Das Wetter blieb unübertrefflich günstig für Außenaufnahmen, und so 19