Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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ASTA NIELSEN: KINO (Cim-a Cinr) Der Mann soll ein ganz einfacher Mensch gewesen sein, Handwerker oder Gelegenheitsarbeiter. Man hatte ihn alle die sechs Abende lang, an denen mein Film zu sehen war, in dem kleinen Kino bemerkt, und er war sonst keineswegs besonders aufgefallen. Aber am siebenten Abend, dem letzten Abend, an dem mein Film gezeigt wurde, hatte der Mann während einer Großaufnahme plötzlich einen Revolver gezogen und in mein großes Bild auf der Leinwand geschossen. Es gab dann eine kleine Aufregung im Kino, ein winziges Loch in der Leinwand, nichts weiter. Und nun sagt man mir gern, daß es für meine Schauspielkunst kein größeres Kompliment geben könnte als dieses Ereignis, das sich vor ein paar Jahren in einer spanischen Stadt abspielte und das sich kurz darauf in Ungarn wiederholt haben soll. Aber ich muß gestehen, daß ich mich doch davon gar nicht so erschüttert fühlte wie die andern. Denn erstens hatte ich, soweit ich mich entsinnen kann, nicht das geringste telepathische oder sonst geheimnisvolle Gefühl, während mein Mörder mein Bild zerschoß. Zweitens erfuhr ich die ganze Geschichte erst später aus den Zeitungen. Ich dachte wohl darüber nach, aber ich kann in diesem Attentäter nicht gut einen Irren oder gar einen Teufel sehen. Ich bin davon überzeugt, daß er nur mein Bild gemeint hat, als er schoß. Und deshalb glaube ich, daß dieses kleine Erlebnis ein großes Kompliment für den Film, den Film an sich, ist. Der einfache Mann muß sehr sensibel gewesen sein. Man kann das auch sehr gut begreifen, wenn man bedenkt, wie groß und plastisch der Film ein Gesicht auf die Leinwand hext. Und das ist meine Meinung über diesen Fall: der Film kann lebendiger als das Leben wirken. Privatim und persönlich sehe ich weder einen Ruhm noch eine Schande in dieser Geschichte. Ich fühle mich nicht im geringsten erschossen. . . . UND AUF DER BUHNE In Wien spielte ich einmal eine Pantomime. Nach meinem ersten Auftreten bekam ich einen Brief, nein, nicht anonym. Herr Soundso sei unglaublich enthusiasmiert von meinem Spiel und habe den Wunsch, mich kennenzulernen. Ich fühlte mich durch solchen Enthusiasmus außerordentlich geehrt und verzichtete darauf, den Brief zu beantworten. Drei Tage später empfing ich ein sehr heftiges Schreiben meines Enthusiasten; wenn ich ihm nicht sofort antwortete, würde er mich abends von der Bühne herunterschießen. Ich fühlte mich durch solche Leidenschaft außerordentlich geehrt, legte den Brief zu den übrigen und dachte nicht mehr daran. Die Vorstellung verlief wie jeden Abend, und von Herrn Soundsos Racheschuß habe ich bis heute nichts gemeikt. Ich muß ihn wohl in der Hitze des Spielens überhört haben. 21