Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Ja, das gibt es! Unsere Epoche hat diese Aufgabe zugewiesen erhalten, und ich glaube, sie wird sie lösen. Man kann den Menschen, besonders die Frauen zur Schönheit erziehen. Besser gesagt: die Frau wird durch die Zeitumstände dazu gezwungen. Schönheit ist für sie ein Element des Kampfes um das Dasein geworden, eines Kampfes um das Glück (nicht nur im Film). Das war doch immer so — werden kluge und gelehrte Herren sagen, die uns etwas von der schönen Helena, Kleopatra und der Pompadour zu erzählen wissen, jenen Frauen, die schon vor einigen Jahrtausenden ohne Erziehung zur Schönheit eben schön waren und damit eine Reihe von weltgeschichtlichen Verwickelungen bewirkt haben. Wir wollen aber diese Damen nicht als Ideale unserer Aera gelten lassen. Wir sind keineswegs besonders moralisch geworden, aber wir können uns Schönheit auch ohne Laster vorstellen. Früher hatte es die Frau leichter. Sie war durch ihre Geburt zwar einer gewissen Schicht der menschlichen Gesellschaft zugehörig, aber sie hatte keine Schwierigkeit, innerhalb dieser Schicht den Mann für das Leben zu finden, zumal andere — Eltern, Tanten, Basen, Oheime und Vettern — das Suchen besorgten. Die Familie betrachtete es als ihre Pflicht, ein junges Mädchen „an den Mann zu bringen". Das Mädchen konnte da durch erhöhte persönliche Reize zwar den Kreis der Männer, . die für sie in Betracht kamen, erweitern, aber der Kreis blieb eng genug, und die Erziehung zu Grazie, Esprit und Charme war eine wenig wichtige Angelegenheit. Heute ist das doch anders. Die Frau ist mehr auf sich gestellt als früher. Sie wird zwar nicht mehr verkauft, aber man kümmert sich auch weniger um sie. Die Frau hat sich ihre Bürgerrechte erstritten, sie ist nicht mehr Sklavin ihrer Umgebung, ihres Milieus, sie . kann ihre Eigenart freier entfalten, ihre Persönlichkeit besser zur Geltung bringen. Allein mit der gewonnenen Freiheit hat sie anderen Menschen die Sorgen um sie abgenommen. Sie muß heute dem Mann gefallen, den sie will, wo einst Stand, Name und Rang der Familie ihn oft zwangen, eine Frau zu nehmen, die nicht den Traum seiner schlaflosen Nächte erfüllte. Die große Mehrzahl der Frauen verzichtete auf Liebe und man konnte sich eine echte Leidenschaft nicht ohne tragisches Ende vorstellen. Wir können es. Und wollen nicht auf Liebe verzichten. Wir können eigentlich überhaupt nicht mehr leben ohne die Liebe, diese letzte und ewige aller Illusionen in unserer mechanisierten Welt. Dem Manne aber, von dem wir wollen, daß er uns begehrt, müssen wir begehrenswert erscheinen. In diesem Stadium besinnt sich die Frau von heute ihrer weiblichen Reize und setzt alles daran, sie zu entfalten, zu entwickeln, zu veredeln. Massage und Gymnastik, Sport und Kosmetik, Hygiene und Körperpflege — einst Privilegium einer kleinen Schicht reicher Frauen oder von Priesterinnen der Venus — sind heute Gemeingut des weiblichen Geschlechts geworden. Die Frauen verbessern ihre Gestalt. Die Mode gibt ihren Bewegungen und ihrer Kopfhaltung etwas Ungezwungenes, Sicheres. Die Frau von heute macht gegenüber der von gestern den Eindruck eines im vollsten Sinne des Wortes „entfesselten" Wesens. Ich weiß nicht, ob sie zufriedener geworden ist, aber ich glaube, sie ist glücklicher. Wenn manche Frauen vielleicht heute noch in gefühlsseliger Erinnerung an frühere Zeiten schwelgen — die Erziehung zur Schönheit hat ihr Dasein reicher, freudiger und beschwingter gestaltet. Ich bin glücklich, in dieser Zeit zu leben. 24