Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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DICHTER AN DIE FRONT! VON JOE MAY. Der stumme Film steht heute vor einem großen Wendepunkt. Der rein technische Teil seiner Entwicklung ist (in relativem Sinne) abgeschlossen. Das Kind hat das Sprechen gelernt. Jetzt kommt es darauf an, was es mit dieser Sprache auszudrücken vermag. Vor kurzer Zeit noch galten technische Attraktionen als Trumpf. Heute ist vollendete Technik Selbstverständlichkeit. Die Zeiten sind vorüber, da man verblüfft vor der Baby-Kunst „Film" stand und ergriffen war, daß das Kind überhaupt sprechen konnte. Wenn der Film nicht in eine Sackgasse geraten will, so muß seine Entwicklung im Inhaltlichen liegen. Die Technik ist nur dann gerechtfertigt, wenn sie Mittlerin des Inhalts wird. Heute schon sind Kameratricks, denen man noch vor einem Jahr begeistert applaudierte, eine aufdringliche Technik, überholte Naivität, Dilettantismus. Die Technik ist dann vollkommen, wenn sie — nicht mehr vorhanden ist; so vollkommen, daß man sie nicht mehr merkt. Die Kinematographie ist an und für sich eine rein technische Erfindung. Kunstgeschichtlich ist es also allzuverständlich, daß sie sich bisher in technischen Attraktionen auslebte. Aber um von. der Technik zur Kunst zu gelangen, ist der einzige Weg die Verinnerlichung. Der Ausdruck einer dichterischen Manifestation. Inhalt, Inhalt! Die Amerikaner haben mit ihrem gesunden Instinkt die Situation erfaßt. Sie haben festgestellt, daß es nur mit Technik nicht mehr weitergeht. Das Kind ist erwachsen; man erwartet eine vernünftige Sprache von ihm. Das Publikum will den Dichter hören. Und da die Amerikaner sehr gut wissen, daß sie auf geistigem Gebiete mit den Europäern den Kampf nicht aufnehmen können, warfen sie sich kopfüber in die neue technische Möglichkeit, in den TonFilm. Die Kalkulation war natürlich geschäftlich richtig. Die Sensation lockt die Masse. Aber auch das wird vorübergehen. Heute ist das Publikum noch verblüfft, wenn die Stimme des Filmschauspielers durch den Lautsprecher ertönt, aber morgen wird das schon eine Selbstverständlichkeit sein. Man wird danach fragen, was dieser Schauspieler spricht. Wenn die deutsche Filmindustrie aufhört, mit den Amerikanern auf einem Gebiet, in dem der Kampf infolge der riesigen Geldmittel, die Amerika besitzt, sowieso zwecklos ist, zu konkurrieren, und inhaltlich den Film neu belebt, so wird sie mit kleineren Mitteln größere Erfolge erzielen als jede technische Attraktion. Das ist ein Gebiet, wo der europäische Künstler mit seiner alten geadelten Kultur den Amerikanern entschieden überlegen ist. Und darum glaube ich an die künstlerischen Chancen des deutschen Films mehr denn je. BRIGITTE HELM: GLÜCK UND ERFOLG .. . ^X^ir sind m tten drin im Zeitalter der Filmbegeisterung. Selbst ein Rechenkünstler könnte kaum feststellen, wieviele Leute vom berühmten Filmfimmel besessen und von der Hoffnung getragen sind, vielleicht doch noch einmal als Darsteller oder Regisseur auf der Leinwand zu glänzen. Merkwürdigerweise hat sich eine allgemeine Ansicht eingebürgert, daß man nur „in den Film hineinzukommen braucht", das Weitere würde sich dann schon von selbst ergeben. Man glaubt, daß der Filmkünstler bereits mit seinem ersten Erfolg schon ein „gemachter Mann" sei. Es ist im allgemeinen sehr schwer, überhaupt in die Welt des Films Einlaß zu finden und noch viel schwerer, so weit vorwärts zu kommen, daß man einen namhaften Erfolg erringen kann. Aber so schwer wie das Fußfassen ist, so leicht ist es, ganz plötzlich zu verschwinden, in Vergessenheit zu geraten. Das ist das unbarmherzige Schicksal aller Filmkünstler gewesen/ die von Publikumsgunst und ihren Folgen eingelullt, vergessen haben, daß man jeden Erfolg aufs neue erkämpfen muß. Außer dem mühsamen Sich-Durchkämpfen und Sich-Durchringen gibt es noch eine andere Methode, zum Film zu gelangen: zufällig entdeckt zu werden, so wie es mir passierte. Fritz Lang lernte mich kennen und engagierte mich gleich darauf für die Rolle der Maria in dem Film „Metropolis". Bis dahin war ich eigentlich für die Bühne bestimmt, für die ich mich von klein auf brennend interessierte. Aber aus der Bühne wurde doch nichts, denn es kam „Metropolis", — und das hatte seine Folgen . . . 26