Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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Hinter — vor — über — neben mir brennen die Lampen. Es ist eine Siedehitze, es ist eine Schmiedeglut. Ueberlebensgroße Scheinwerfer, ganze Batterien von Lichtgeschützen sengen auf Kopf und Buckel. Vor mir seitlich hängt ein Mikrophon. Vor mir geradeaus äugt der Kurbelkasten. Unten etwas links lauert ein anderes Mikro. Die Gesichter von Regisseur, Operateur, Aufnahmeleiter stehen im Halbdunkel — starr wie Masken — der Erfinder hockt mit seinen Abhörmuscheln um die Ohren — wirklichkeitsabgewandt — ein Buddha. Atemlose Stille. Spannunggeladen. Gleich, gleich, gleich soll die Aufnahme anfangen. — Plötzlich muß ich lachen. Das heißt, äußerlich bleibe ich unverändert — ich kichere nur sozusagen von innen — unsichtbar, unhörbar. Mir ist jener alte Frankfurter Bürger eingefallen, der in Frankfurt am Main beim Einzug der Preußen gesagt hat: „Vorne haben wir gelächelt — aber hinten haben wir mit den Zähnen geknirscht!" — So geht's mir jetzt — nein, eigentlich doch viel toller — das dürfte ich mir jetzt nicht erlauben, „hinten mit den Zähnen zu knirschen" — man würde es hören — es wäre da — festgehalten . . . Würde als störendes Nebengeräusch mitlaufen bei der Vorführung dieser abgelauschten Wirklichkeit. Und in den Sekunden, in denen alle Fasern angespannt auf das Anlaufen des Dynamos warten, auf diesen brummenden Laut, mit dem sich jedesmal „das Wunder" ankündigt — in diesen kurzen Sekunden jagen alle Anweisungen ungezählter Proben noch einmal blitzend durchs Gehirn: „Nicht zu viel seitlich drehen — bei dem Wort .Macht' nicht zu laut werden — daß der Ton nicht durchschlägt!" „Die Pointe deutlich sprechen — nicht zum Schluß die Stimme zu sehr senken!" „Eine Lachpause lassen"!! Ja — wenn sie — die Leute — das Publikum nun aber an der Stelle bei der Aufführung gar nicht lachen? — Was wird dann aus der armen Pause?... — „Paul! Nicht abschweifen in Gedanken. Konzentrieren — !" Herrgott, mir läuft ja eine Schweißperle die Nase runter — ich kann doch jetzt nicht nochmal nach Puder rufen — — Mein linkes Auge sticht — Herrgott, der spiegelt mir ja mit dem Scheinwerfer gerade in mein linkes Auge rein von da oben. „Warte, du Aas, bis nachher, wenn ich fertig bin!" — Ach, etwas zu trinken müßte man haben — etwas ganz Kühles müßte man jetzt zu trinken haben. — Ja, am Strand wär's jetzt schön ... ja, am Strand ... — „Aufpassen, Paul!" — Was war das noch? — Richtig — bei dem einen Ruf — akzentuiert rufen — aber dabei nicht eine Grimasse schneiden — alles ganz natürlich, als ob man unbelauscht wäre — aber mit letzter Rücksicht auf Deutlichkeit und Prägnanz! — „Bitte!" — Und nicht zu stark über die Musik sprechen — sonst wird's verwischt — und nicht mit dem einen Ellenbogen aus dem Bild kommen — — Verflixt! — Wie war das eine Wort? — Das eine Wort — Mir ist das eine Wort entfallen — Das Wort — das muß ich doch sagen — Das Wort — sonst kann der Regisseur doch nachher nicht schneiden — Das Wort muß mir einfallen. Ich darf doch nicht extemporieren. Wie heißt bloß das Wort?!! — Ach, hätt' ich doch das alles bloß nicht angefangen. Das ist ja zum Verrücktwerden. — Hier muß man ja „filmen" und „aufsagen" — und aufpassen — und — ach, hängt euch auf mit eurem . . . Brumm . . . Ich hebe den Kopf. Ich drehe den Kopf. Ich lächle. Die Stimme kommt aus dem Hals . . . etwas fremd zuerst — — dann freier — der Körper löst sich: Man spielt! — Die Lampen zischen aus. — Man springt ins Dunkle . . . fragt den Regisseur — bedrängt den Erfinder: „War's gut?" — „War's richtig?! — Glaubt ihr — daß das „da" sein wird?!" — „Daß das rauskommt?!!!!" Müde und zerschlagen hockt man sich in der Ecke auf eine Kiste . . . und ist doch froh — — dabei zu sein. . . — — 34