Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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Odin am Weisheitsbrunnen zum Tausch gab, und das jetzt erst von seinen Kindern wiedergefunden worden ist. Der Film enthebt den Menschen seiner Abgeschlossenheit und gibt ihm die ganze Welt zu eigen. Er mach.t die Völker miteinander vertraut und überbrückt die trennenden Grenzen. ,,Die fremde Nation wird unmittelbar anschaulich. Charakteristische kleine Gesten verraten den Franzosen ebenso unfehlbar wie den Italiener. Die Nationen wechseln, und doch wird der Däne ebenso verstanden wie der Italiener, das ewig Gemeinsame, das unvergänglich Menschliche, das im körperlichen Ausdruck liegt, verbindet über die Köpfe der Nationen hinweg Norden und Süden zu ein und demselben Erlebnis. Menschliches Schicksal ist überall das gleiche. Der Kinematograph ist international in jenem tieferen Sinne, in welchem dieses farblose Wort die Bedeutung des allgemein Menschlichen erhält." (Aue ^Sittengeschichte des Kinos", Paul Aretz Verlag, Dresden) „Ernste Sache" Im ersten Augenblick denkt man vielleicht an die Bemerkung eines Filmproduzenten, der einmal erklärte: „Bei meinen Komödien gibts nichts zu lachen!" Doch es liegt eine tiefe Wahrheit in diesen Worten. Komödie spielen, und noch dazu im Film, ist wirklich eine sehr ernste Angelegenheit. Daher mein immer todernstes Gesicht. Sobald ein Komiker lacht, gibt er seinem Publikum zu verstehen, daß es nicht zu glauben braucht, was es sieht, weil alles nur um des Spaßes willen geschieht. Die Wirkung seines Spiels verpufft; mögen die Situationen, in denen er sich zeigt, noch so komisch sein — er wird nicht mehr komisch wirken. Je ernsthafter er selbst bleibt und je echter die Verlegenheiten, in die er gerät, zu sein scheinen, desto mehr Heiterkeit wird er erregen. Einer der besten Komiker, den ich je ge kannt habe, hieß Patsy Doyle. Er nannte sich selbst „Der Trauerkloß". Er stand bei seinem Auftreten in der Mitte der Bühne und erzählte dem Publikum mit kummervoller Stimme und kläglicher Miene alle seine Schmerzen und Sorgen. Die Wirkung war die lustigste, die man sich denken kann. Hätte er aber auch nur einmal ge lächelt, so wäre der ganze Effekt verloren gewesen. Patsy hat damit, ohne es zu wissen, das Grundprinzip für den Filmhumor bestätigt, lange bevor es den Film gab. Aber nicht nur das Spiel, auch das Manuskript und die Regie einer Komödie sind eine ernste Sache. Sie ist etwas sehr Flüchtiges, schnell Vorüberhuschendes — deshalb muß man eine Situation blitzartig aufleuchten lassen, danach eine Pause in die Handlung einfügen, um dem Publikum Zeit zu lassen, sich diese Situation sozusagen anzueignen, um dann diesen ersten Vorgang durch einen zweiten an Komik zu übertreffen — und so in der Steigerung fortfahren bis zum Höhepunkt. Wir nennen diesen, mit mathematischer Genauigkeit bis in das kleinste Detail erfolgenden Aufbau einer Komödie „spacing", dem Sinn nach am deutlichsten wohl zu übersetzen mit: „den Zuschauer Luft holen lassen", damit er den vollen Effekt jeder Situation erfassen kann, ohne sich zu langweilen. Das ist eine sehr exakte Wissenschaft. Die Herstellung einer Komödie kann man mit dem Zusammensetzen einer sehr kostbaren Taschenuhr vergleichen; die einfachste Phase, zu schnell oder zu langsam ausgeführt, kann das Ganze unrettbar ruinieren. Ganz davon zu schweigen, daß ein Komödiendarsteller sich den ganzen Film hindurch herumpuffen, von Wolkenkratzern fallen, mit Cremetorten pflastern und von den „künstlerischen" Stars über die Achsel ansehen lassen muß — weil er „nur" ein Komiker ist! Jawohl — eine Komödie ist eine verflucht ernste Sache für alle, die damit zu tun haben! 41