Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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bis fünf Tage später, sich wegen der ,, kleinen" Verspätung entschuldigend . . . Das schönste, phantastischste Erlebnis in unserer Arbeit waren die von uns verbrachten zwei Wochen in einem einsamen mongolischen Kloster, in dem nur Lamas wohnten. Es war schwierig, die Einlaßbewilligung zu erhalten: wir mußten komplizierte diplomatische Wege mit Hilfe der Regierung einschlagen, bis wir endlich von den Lamas die Genehmigung erhielten, in das Kloster mit unseren noch nie gesehenen geheimnisvollen Apparaten einzudringen. Es ist unmöglich, die ersten Eindrücke über diese fast ewig lächelnden Menschen zu vergessen! Ihre roten Gewänder tragen sie, wie einst die Römer die Toga trugen. Wir näherten uns dem Kloster, das in der Mitte einer enormen, von Bergen umringten Ebene stand, abends, schon bei Sonnenuntergang. Ein dumpfer, harmonischer Klang von vielen im Winde zitternden Glöckchen kam uns entgegen. Die Glöckchen waren an den Ecken der in die Höhe gebogenen Dächer all der vielen Tempel angebracht. Vom Haupttempel, der sich in der Mitte des Hauptklosters erhob und als Spitze einen goldenen Pfahl besaß, schallten dumpfe, tiefe Töne einer großen Posaune und rhythmische Gongklänge zu uns herüber. Zu diesen Tönen gesellte sich der Schall eines uns vollkommen unbekannten Instrumentes, der an das zitternde Weinen eines Kindes erinnerte. Diese merkwürdige Musik hörten wir dann jeden Morgen und jeden Abend, — so wird von den Lamas der Sonnenauf und -Untergang begrüßt. Zuletzt ist es uns endlich gelungen, von den Lamas die Erlaubnis zu erhalten, das jährliche feierliche Fest, genannt „Zam", aufzunehmen. Sechzig Mönche in ihren bunten glänzenden Gewändern, phantastische Masken auf dem Kopfe, bewegten sich im Kreise, einer undefinierbaren Musik folgend, — das war der heilige Tanz. Wir haben diese Tänze im Film festgehalten, als feierliches Dokument eines fernen Volkes, und wir haben auch gleichzeitig mit den Aufnahmen von diesen noch unverschminkt prächtigen, fern lebenden naturhaften Menschen die Absicht verbunden, zu zeigen, wie nahe, wie selbstverständlich verwandt sie uns sind, wie ihre Alltagssorgen den unseren gleichen und wie gleich wir alle leiden unter dem, was die ganze Welt bedrückt. ist l:r GUTIST ER BOSE? VON CONRAD VEIDT Ist er gut — ist er böse? Das ist die Frage, die das Publikum aufwirft, wenn ein Darsteller konsequent problematische Charaktere verkörpert. Was zieht ihn dazu hin, immer wieder Menschen zu porträtieren, die oft als von animalischen Instinkten beherrschte Ungeheuer erscheinen? — Wie Cesare Borgia, Iwan der Schreckliche, Heinrich IV. und Gwynplaine, bei dem der Fall menschlich allerdings anders liegt, da das Monströse an ihm rein äußerlicher Natur ist. Das gerade macht im Film die darstellerische Aufgabe doppelt schwierig, weil nur stummes Spiel das Publikum davon überzeugen muß, daß das, was es sieht, den inneren Tatsachen nicht entspricht. Wo liegt nun der artistische Anreiz für mich, immer wieder künstlerische Knoten zu knüpfen, deren Entwirrung nichts weniger als leicht ist? Ich liebe es, solche Charaktere zu spielen, weil in ihnen von vornherein der dramatische Konflikt beschlossen ist. Ich wähle sie, weil sie den Schauspieler zu ungewöhnlichen Darstellungsmitteln zwingen. Gwynplaine zu spielen: das war der Wunschtraum meiner Knabenzeit. Mich fesselte die Figur, seit ich als Gymnasiast die Bekanntschaft mit Victor Hugos Roman gemacht hatte. Man muß Gwynplaine bedauern, weil er verstümmelt ist. Aber das Resultat der Verstümmelung, die lachende Fratze, wirkt komisch. Das ist eine künstlerische Aufgabe für den Filmschauspieler, wie sie komplizierter kaum gestellt werden kann. Was blieb mir nun in diesem Fall als Hauptmittel des Ausdrucks?... Die Augen! 43