Film-Photos Wie Noch Nie (Jan-Dec 1921)

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Musik unterlegte Szene kann sowieso nur nach der Musik geschnitten werden. Mithin muß die Aufnahme für den Schnitt gedreht werden und infolgedessen hat das Manuskript die Voraussetzungen eines ladellosen Schnittes bereits zu enthalten. Es ist auch notwendig, daß ein vom Autor mit aller Sorgfalt hergestelltes Drehbuch grundsätzlich von dem Musikdramaturgen, Tonregisseur oder Komponisten durchgegearbeitet wird, um die tonliche Seite mit dem Manuskriptverfasser zusammen zu einem geschlossenen Aufbau zu bringen. Die Teilung der Manuskriptseite in eine linke und rechte Hälfte — in eine tonliche und bildliche Seite — hat sich bereits als sehr praktisch erwiesen. Es wird damit vermieden, daß ein Fehler im tonlichen Aufbau gegenüber dem bildlichen in irgendeinem Punkte übersehen wird. Ein solches Uebersehen kann sich nämlich zu einem großen Fehler entwickeln, der erfahrungsgemäß die Wirkung einer Szene stark gefährdet. Hier stößt man übrigens auf eine der ästhetischen Grundlagen des Tonfilms. War bisher im stummen Film die Begleitmusik des Orchesters eine unumgängliche Notwendigkeit, so war es doch dem Filmästheten niemals zweifelhaft, daß die Musik im stummen Film das Sekundäre ist. Der Ton des Tonfilms dagegen schiebt sich in derartig ausgesprochener Weise in den Vordergrund, daß bei dem Fortschritt des Tonfilms die tonliche Seite das Primäre wird, wenn das nicht heute bereits der Fall ist. (Es wäre aber falsch, anzunehmen, daß dies die Folge des Bestrebens der Autoren sei, für den Tonfilm möglichst musikalische oder reine Sprechstoffe zu wählen. Hier scheint übrigens bei den meisten heutigen Autoren ein gewisser Irrtum vorzuliegen. Die Verwendung eines Geigers, zum Beispiel, als Handlungsfigur ergibt an sich noch lange keinen guten Tonfilm. Sollen wir heute, wo wir am Anfang des Tonfilms stehen, den Fehler wiederholen, den man am Anfang des stummen Films machte, als man die drei Wände der Bühne setzte und dann einfach das „Theater" herunterdrehte?) Es darf also mit gutem Gewissen gesagt werden, daß nach Anerkennung und Auswahl eines guten Stoffes die Hauptsache die sorgfältige Betreuung der tonlichen Seite des Drehbuches ist. Alle Fehler in Tempo, in Zeitdauer und in der Dynamik, die hier unbeachtet geblieben sind, rächen sich todsicher am fertigen Film und stellen sich schon bei der Schnittarbeit heraus. Es verschiebt sich also die Filmmontage dahingehend, daß beim guten Tonfilmmanuskript von vornherein alle Schnittfragen gelöst sein müssen. Man braucht nun durchaus nicht gleich ängstlich anzunehmen, daß mit der letzten Kurbeldrehung der Tonfilm sein letztes und endgültiges Gesicht bekommen und behalten müsse. Es gibt auch hier — in gewissen Grenzen — Möglichkeiten einer praktischen Retusche. Bei der Arbeit mit der Schere ist es beispielsweise von Fall zu Fall möglich, einem Sprecher einen Satz ganz oder teilweise wegzuschneiden, seine Sprechpausen zum Zwecke eines gesteigerten Tempos zu verkürzen, ja sogar mit der Schere in der Hand auch einmal Sprünge in die Musik hineinzuschneiden, wie sie der Kapellmeister bei der Begleitung eines stummen Films seinem Orchester ansagt. Hierzu ist natürlich Voraussetzung, daß genügend Bildeinstellungen in einer Szene vorhanden sind, da es sonst unvermeidlich wird, daß in das Bild ein Sprung hineinkommt, das heißt, daß der Schauspieler nach dem Herausschnitt eines Satzes plötzlich eine ganz andere Kopfhaltung zeigt als noch im Moment zuvor. Genau so kann man natürlich auch musikalische Wiederholungen aus einem zweiten Negativ in den Film hineinschneiden, um so das Tempo einer Szene ruhiger zu halten. Aus diesen Gedanken und Beispielen geht schon mit völliger Deutlichkeit hervor, daß die große Konzentrationsarbeit, die der Film schon an sich erfordert, beim Tonfilm noch übersteigerter sein muß, da zu der Bildkomposition noch eine tonliche Komposition hinzugetreten ist, die eine noch größere Zeitgebundenheit verlangt. 77ie „Singing Fooi" /Classic/ 47