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Fern» p ix eher 3« 5. Düsseldorf, 5. Juni 1912. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten. Die Leinwand, die die Weit bedeutet! Von Emil Hartmann. Wer hätte das gedacht?! — Wie oft schon standen sie da mit dieser Frage des Erstaun ans sowohl wie verhaltener Angst auf den Lippen, der. o-‘feilen Mundes erstarrten Nebenmann und Freund bei der Hand fassend, als müsse man nunmehr gemeinsam der drohenden Zukunft sieh entgegenstemmen. So standen die eh-würdigen, ge¬ lehrten Sehreibmönche, als das TeufelswerL de - Buchdrucker- kunst sie ihrer mühsamen, zierlich gekünstelten Kopisten¬ arbeit mehr und mehr enthob; so standen die starrköpfigen Fuhrherren mit ihren strammen Knechten, ihren Rossen und Wagen, als das verulkte, verhöhnte, verf.uchte Dampt- ross sein blinkendes Geleisenetz grösser und grösser spann: so tuschelten, die Faust geballt, etliche Grossmäehte unter¬ einander. als das tat freudige, schöne Deutsche Reic h eines Tages mit erstaunlicher Behendigkeit sich eine achtung¬ gebietende Flotte auszubauen begann: so mag kopfschüt¬ telnd manch ergrautes Haupt, den Offiziersrock mit den klappernden Orden fester knöpfend, sich gefragt haben, als er des siebzigjährigen Zeppelin stolzes Luftschiff, seinem Willen untertan, ergreifend feierlich am blauen Horizont erscheinen sah! Wer hätte gedacht, so fragt nach einem in der „Woche" erschienenen Feuilleton Ludwig Fulda, dass eines Tages ein ernsthafter Kampf ums Dasein zwischen dem Theater und dem Kiucmatographen entbrennen würde? Und dabei sitzt dem verehrten Dichter, dem in diesem Falle als einem der gewichtigen Führer des deutschen Schriftstellerverbandes mit besonderer Aufmerksamkeit zu folgen ist. der Schalk im Nacken. Denn geschickt, wie es sich gebührt, überbrüekt er die Widersprüche seiner Darlegungen zu scheinbarer Logik, kommt nach kalt lächelnden Ausführungen, die eine verärgerte Verachtung kaum verbergen, zu einer möglichst harmlos aussehenden Schlussfolgerung und beabsichtigt dennoch nichts weiter, als in der weitverbreiteten Wochen¬ schrift die Künste und Wirkungen des Kinema auf den Tiefstand herabzudrücken, den er ihm wünscht. „Die unbillige Bevorzugung «le* f vor dem Theater muss aufhöre n " So lautet «eine Forderung. „Zu diesem Beh ife müssen die Oerwtze und Verordnungen berichtigt und ergäbt w e en. diesem jetzt täglich zu vernehmenden Geschrei gege *#“■ enuber darf der imposante Kreis der Kinointeressenten die ausgie¬ bigste Seelenruhe bewahren' Auch hier durfte des öfteren schon erörtert werden, dass man das behördliche Einschrei¬ ten gegen gewisse Uebelstände, Auswüchse, auch Ungerech¬ tigkeiten nur freudig begrüssen kann, da es lediglich dazu beitragen wird, der vom Unkraut befreiten Pflanze neue Säfte zu unbehindertem Wachstum zuzuführen Und was Herr Ludwig Fulcla sich, innerlich verklärt, an einen Pius von Knechtung, Beengung, Atemraubung erträumt, demgegenüber wird die Gegenpartei denselben lustigen Gleichmut bewahren, den einst der Müller von Sanssouci besessen haben soll. Drollig aber wird’s, wenn man auf Fuldas Forderung die Frage: Var um?“ stellt und der Beantwortung aus seinen Ansichten beizukoaimen sucht. Denn man müsste annehmen, dass die „Bevorzugung des Kino vor dem Theater" deshalb aufhören soll, weil die Darbietungen <les Kinematographen dem Produkt des Theaters, also der dramatischen Kunst, eine ungerechte Konkurrenz machen — nicht wah-? Weit gefehlt! Fulda gibt von vornherein die „belehrende Unterhaltung und unterhaltende Belehrung" im K>no zu. gestattet diese auch gütigst und wünscht ih • schliesslich ga- gute Fortentwicklung usw. Bliebe also das Drama im Kino als einzige Ursache der Fuldasch *:» Kampfesrufe. . Und siehe da: Fulda führt eingehendst aus, dass von einer dramatischen Kunst-beim Kine.matographen keine Rede sein könne. Stichproben: „Drama tische Unkuns t“; „Tiefstand im Film drama. zu dem die leichteste Muse nicht her ab gesunken“; „von Charakteristik und feinerer Psychologie kann keine Rede sei n“; „scheut sich nicht, zu primi¬ tivsten Notbehelfen Zuflucht zu neb men"; „Titel im Kolportigestil“; „Zerr¬ bild der dramatischen Kunst“; usw. usw Resümee Herr Ludwig Fulda sagt, die unterhaltende Belehrung im Kino ist einwandfrei, und dramatische Kunst gibt es dort nicht; folglich muss die „richtige" dramatische Kunst dagegen in Schutz genommen werden. Und zwa- polizeilich: anders tut er’s nicht! Wenn das nicht zieht —! Nun, ich will ihm helfen; ich will ihm beweisen, dass es eine grosse, gewaltig entwicklungsreiche dramatisch - Kunst im Kino gibt, damit er bei seinen näch¬ sten behördlichen Besuchen wenigstens sagen kann Ich habe aus der Fach teitschrift „Der Kmematograph" erfahren dass es beim Kmo do c h eine dramatische Kunst gibt dl'ich fiir H . mein ° Aasfiih ™*™ dahingehend* dass ich für das Theater eintrete, w e i 1 es diese Kunst