Der Kinematograph (July 1912)

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No. 288 Der Kinematoeraph — Düsseldorf. „Heutzutage“,begann wieder die krächzende, knackende Stimme, „ist ja so manches anders geworden, und wer. wie ich, von Kindheit an dem Theaterteufel sich verschrieben hat, der möchte immer wieder dabei sein, und wenn’s nun schon gar nicht anders geht, doch wenigstens wissen, was auf den Brettern, die die Welt bedeuten, los ist. Da ich annehmen darf, verehrter Herr Hofrat. wieder eine verbind¬ liche Neigung des Kopfes, „dass Sie Ihre Wintersaison im Rücken haben, so ist die Frage gestattet, welche Früchte Ihre Arbeit getragen?“ „Bös, l(ös“, seufzte der Hofrat, „eine schwere Zeit! Da ich wohl annehmen darf, dass mein verehrtes Visavis“ — seinerseits eine höfliche Verbeugung des Oberkörpers —- „sich aktiv nicht mehr betätigt —“, — der Greis schüttelte verneinend das Haupt —, „so kann ich sagen, dass Sie Ihrem Schöpfer ewig dafür danken sollten. Was konnte Ihre Zeit von den immensen Sorgen ahnen, die heute den Theater¬ leiter umringen! Was wussten Sie von den klotzigen Schau- spielergaueu. die wir heute zahlen müssen.was von denSteuer- lasten, den ungeheuren Reklamekosten für Anschlagszettel und Zeitungsinserate, was von den Tantiemen, die der moderne Bühnenschriftsteller verlangt, oft eher, als mau das Werk zu Gesicht bekommt! Die heutigen Lasten sind nicht mehr zu erschwingen!“ „So bedaure ich meine heutigen Kollegen", sagte der seltsame Alte, „wenngleich mir scheint, dass in dem Masse der Lastensteigerung auch die Fixierung der Eintrittspreise und die Einnahmemöglichkeit in die Höhe gegangen -sind. Es will mich fraglich dünken, ob das Produkt gegen zurück¬ liegende Zeiten ein erheblich anderes ist. Gestöhnt hat man auch damals schon. Fragt es sich also, ob Ihr Reingewinn sich gemindert hat!“ „Gemindert?“, sagte der Hofrat in langgezogenen Tönen, die glcichermassen einen staunenden Vorwurf wie eine bittere Betrübnis erklingen Hessen, „gemindert sagen Sie ?! Es ist überhaupt gar keiner da, gar kein Reingewinn!“ Sein Blick senkte sich wie gebrochen auf die weisse Bett¬ decke. ..Das ist allerdings bitter. So hat man also heute für redliches Mühen gar noch Verluste zu tragen?“ „Das gerade nicht. Einen Verlust habe ich auch nicht Es spiesst sich grade. Kein Gewinn, kein Verlust. Für was also die Arbeit ? Wenn ich daran denke, dass ich noch vor etlichen Jahren Bilanzen mit einem Gewinn von dreissig-, fünfzig-, ja siebzigtausend Mark gehabt habe!“ „Ei, ei!“ knarrte die Stimme des Greises, „das waten fette Bissen! Und diesmal so gar nichts! So ganz und gar nichts!! „Sollte nicht — und die kleinen Augen funkelten ironisch auf den gebeugten Hofrat, — „die Null-Komma- Null-Bilanz durch ein kleines Hinterpfürtlein sich den lebendigen Odem gesichert halten? — Natürlich ganz eutre'noua,“ setzte er hinzu, als der andere eine auffahrende Bewegung machte, „schliesslich wollen Sie doch auch leben!“ „Natürlich will ich das!“ sagte der, „doch die Bilanz ist klar und deutlich. Einnahmen und Ausgaben, alles do¬ kumentarisch lielegt, die Einnahmen durch die verkauften Billetts, die Ausgaben durch Originalquittungcn." „Richtig. So war’s immer. Und da wird mancher wohl über die ungeahnte Höhe der nachweislichen Ausgaben staunen, niemand aber wird bei den Einnahmen, die doch klar und deutlich durch die verkauften B’lletts belegt sind, irgendwie Zweifel hegen. Das wäre ja Nonsens!“ Er rieb sich die fast durchsichtigen Hände. Der Hofrat blickte seinen nächtlichen Besuch forschend erst, dann leise lächelnd an. Dann meinte er: „Ich grüsse den alten Praktikus! — Natürlich wird niemand Zweife hegen. Mein Gott, dass ich Garderobenzwang habe, hal Einzel r. W;arenar totirn 15» S«5. & Komet-Film-Compagnie PAULUS & UNSER BERLIN SW. 48 Friedrichstrasse 248 Tttophon: Amt Kurfürst, 6620 Tsisgr.-Atfr.: PIIneu, Berlin. I.mor. 8-änpe ca. 1 Virage Mk. 13 extra. Telegr.-Wort: „Onkel“. Auge um Auge. Länge ea. 72 m. Platte 10 Mk. Virage Mk. 7 extra. Tea-BBC Telegr.-Wort: „Auge“. 27. Juli 1912 d* ✓ * jjtv Lg. ca. 435 in. Preis kompL AL 475. y Telegr.-Wort: „Gefunden“.