Der Kinematograph (August 1912)

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No. 295. Der Kinematograph — Düsseldorf. iim über den Paw an den Gehängen d«*e Lnveenbergee hinauf nach der Zolls*ation Njegus /.u gelangen. Nochmals geht ee über den 1274 Meter hohen Sattel Krivacko Zdrijelo und im Abendsonnen- schein, rings von mächtigen Bergen umgeben, eehen wir Cetinje, die Hauptstadt von Montenegro, liegen. Stolz, mit der Waffe im Gürtel, schreiten die Männer einher. Arbeit ist bei ihnen verpönt und wird solche von den Frauen verr.chtet Besonders viel des Sehenswerten bietet das Strassen- und Marktleben. Prächtige Ausblicke und Spaziergänge in die Umgebung geben uns ein Bild von den landschaftlichen Schönheiten des Lundes und den Schluss des wirklich hochinteressanten Films bildit die Geburtstagsfeier der Königin Milanu. Die fremden Attaches lieget am sich mit ihren Damen in die Kirche. Die Parade de« Kadettenkorps. Die könig¬ liche Familie auf dem Balkon sind äusserst fesselnde Momente, die detn Bilde reiche Abwechslung verschaffen. Messtcr. Einer Mutter Opfer. Sie hatte ihre Mutter früh verloren. — Der Vater hatte versucht, ihr die Mutter zu ersetzen; er liess ihr alle Sorgfalt angedeihen, un. sie zu einem gebildeten, wohlerzogenen Menschen zu machen. So wuchs sie heran. Als sie im 19. Lebensjahre stand, lernte sie einen jungen Maler kennen, der es verstand, dem Kinde vollkommen den Kopf zu verdrehen. Er war ein genialer junger Künstler v on best rickender Liebenswürdig¬ keit und heissem Temperament. Er erteilte ihr Malunterricht und im Laufe der Stunden ergab es sich von se bst. dass aas junge Grafen¬ kind ihm bald mit Leib und Seele verfallen war. Ein Nachbar ihres Vatc*rs erbat ihre Hand. Sie wies ihn in dem Gedanken an ihren Geliebten ab. Der Vater, der hierüber sehr empört war, stellte sie zur Rede und wollte ihr verbieten, sich dem Manne ihres Herzens noch weiterhin zu nähern. Sie aber warf den Kopf stolz in den Nacken — sie hatte den Ttotz ihres Vaters geerbt -— und ging ein¬ fach aus dem Hause. Sie flüchtete sich zu ihm. der nunmehr ihr ganzes Glück, ihr ein und alles geworden war. Auch er hatte sie gern. Es schmeichelte ihm, von der Tochter eines der ältesten Adels¬ geschlechter geliebt zu werden. Kurze Ze.t darauf waren sie Mann und Frau; nun kam eine Zeit des ungetrübtesten Glückes. Vergessen war das Elternhaus, vergessen der alte Vater, der in der Einsamkeit sein geliebtes Kind betrauerte. Da tritt eines Tage« die Katastrophe ein. Das Modell des Malers, das schon ,ange ein Auge auf den interessanten Menschen geworfen hatte, wusste ihn so zu fesseln, seine Begierde so attfzurcizen. dass er eines Tages in Leidenschaft zu ihren Füssen niedersank. Die junge Frau war Zeugin dieser Szene. Ihr ganzes Glück war mit einem Schlage zerstört, vernichtet. Erst wusste sie nicht wohin; schliesslich, als ihre Not am höchsten war, gedachte sie ihres alten Vaters und ging zu ihm, um seine Ver¬ zeihung zu erflehen. Aber vergebens — der alte, adelsstolze Mann konnte seinem Kinde nicht verzeihen, dass e» damals ohne Abschied von ihm gegangen, dass es sich seinen Wünschen nicht gefügt hatte. Sie wurde abgewiesen. Verzweifelt irrte sie mit ihrem Kinde umher, bis sie, von Müdigkeit und Schmerz überwältigt, auf eine Bank niedersank. Hier fand sie ihr einstiger Freier. Er hatte inzwischen an der Seite einer lieben Frau ein ruhiges, stilles Glück gefunden, und beider einzige Sehnsucht war ein Kind, das ihnen bisher versagt war. Er erbarmte sich des unglücklichen Geschöpfe« und trotz der Erinnerung an die schmerzlichen Stunden, die sie ihm einst bereitet, nahm er sie auf in Bein Haus. Man brachte de in ein Zimmer; sie wurde gepflegt und erholte sich bald. Erwacnend, vermisste sie ihr Kind, sie suchte es und fand es wieder in den Armen des Mannes, der einst um ihre Hand warb. Entsetzt floh sie aus dem Zimmer, von Scham überwältigt. Mit ihrem geistigen Auge erschaute sie das dumpfe E'end einer ungewissen, traurigen Zukunft. da fasste sie einen verzweifelten Entschluss. Sie wollte gern aus dem Leben scheiden, nur ihr Kind sollte gerettet werden; so bat sic den Mann, der sie einst geliebt hatte, sich ihr»* Kinde« anzunehmen. dann ver¬ lies« sie das Haus und opferte ihr eigen»* Leben, um das Glück ihr»* Kindes damit zu erkaufen. Deutsche Kinrnnitngraphen-Ge*. Opfertod. Ein Drama vom Variätäin 3 Akten. Originalbeschreibung von Alfred Leopold. Hauptdarsteller; Jousou. G«'schäft«fiinrer ein«« Vartetös: Viggo Larsen. Ella Franke, Excentrictänzerin: Wanda Treiunann. — Die Pause ist vorüber. Die el»>ganten Damen aus der Loge haben mit ihren Kavalier«'n eine Promenade im fashionablcn Foyer dm vornehmen Großstadt-Variete« unternommen. Da« erste Glocken¬ zeichen ertönt. Das Kascheln der Programme v«*rHtummt. Alle Opapigläser richten sich auf den gigantischen Apparat, den das Bühnenis-rsonal während der Pause aufgmtellt hat. Das Programm verzeichnet als No. 11 die Sensation dm Abends, den Todessprung. Der Artist Franke hat diesen Sprung seit zwei Jahren in allen Kontinents vorgeführt und Tausende haben diesem Todesniut frenetisch Beifall geklatscht. Wenn man den kühnen Springer oben im vierten Stockwerk eines Hause« an einem Fensterkreuz erblickt, wird es mäuschenstill im Saale. Selbst der verwöhnteste Logen- habitue blickt interessiert auf, und dasPublikum harrt mit Spannung des Kommenden. Aus dem vierten Stockwerk springt Franke all¬ abendlich auf eine Schleife. Selbst der älteste Artist beneidet Franke nicht um diesen halsbrecherischen Trick und so wurde dieser Artist eine Grand Attraktion für jede« Variätä, in dem er auf¬ trat. Im Grunde genommen war die Kühnheit Franke« nur eine scheinbare. Mit seinem Trick ist ein Geheimnis verknüpft, das ausser ihm nur seine Frau kennt, die schöne Tänzerin Ella. Franke ist Morphinist. Nur wenn er sich durch eine Dosis Morphium das not wendige .Stimulans verschafft hat. wird er elastisch und geschmeidig, um «einen Trick auszuführen. So trieb er m seit Jahren und auch in dem Engagement im Walhalla-Variit^ in H. klappte der Sprung als er ihn bei der ersten Probe vorführte, ausgezeichnet. Der Ge¬ schäftsführer des Variete«, Jousou, ist ein alter Freund Franke«. Er freut sich, in der Gattin Franke«, der excent rischen Tänzerin Ella, eine lebenslustige, elegante Dame kennen zu lernen und stellt sich Franke für die Dauer des Engagements zur Verfügung. Von Anfang an ist das Verhalten der schönen Artistenfrau zu dem Ge- schäftsfünrer äusserst kokett, während dieser peinlich korrekt die Gattin seines Freunde« rcsix-ktiert. Wed«*r am FrühHtückstisch, noch im Bureau des Geschäftsführers gelingt cs Ella, Jousou aus seiner Reserve herauszubringen. Ellas I^idenschaft wird durch Jousou« kühles Benehmen nur noch mehr entfacht. Sie stellt ihm Bluuu-n auf Beinen Schreibtisch, lauert ihm in den Gängen auf und führt gc- waltsam ein Tete ä Tftc mit dem Geschäftsführer herbei. Mit un- glaublicher Raffinesse lockt sie ihn in ihre Garderob», wo ihr Joussou bei der Kostümierung als Zigeunerin behilflich ist. Alle Register weiblicher Verführungskünste lässt Ella spielen, ohne dass dies bei Jousou Eindruck macht. Er lässt «ie einfach stehen. Ella rast vor Wut. Ihre weibliche Eitelkeit ist tief verletzt. Sie schleicht «ich in das Bureau des Geschäftsführers und umarmt und küsst ihn stürmisch ehe dieser zur Besinnung kommt. Jousou wehrt sie ab, als er jedoch die grosse Enttäuschung in ihren Mienen bemerkt, motiviert er sein Zurückhaltung damit, dass ihr Mann sein Freund ist. Wäre sie allein, wurde er ihre Liebkosungen erwidern, so aber muss er als Ehrenmann handeln. Dieses „wärst Du allein" will Ella nicht mehr aus den Ohren heraus. Sie hasst ihren Mann, der das Hindernis bildet zwischen ihr und Jousou. „Wärst Da allein. 4 *! Es wird das Leitmotiv, die Triebfeder all ilirer Handlungen. Jousou« Abweisung hat sie zum Aeussersten gereizt und sie lässt Liren Zorn in der Garderobe an den unschuldigsten Gegenständen au«. So fallt ihr auch Franke« Morphiumfliiclischcn, das dieser in der Sehminkscha¬ tulle aufbewalirt, in die Hände. Sie kennt Franke« Geheimnis und weias, dass sie den Tipp für seinen allabendlichen Todessprung in der Hand hat. „Wärst Du allein" summt es ihr dämonisch in den Ohren. Jousous Bild taucht vor ihr auf. Auf immer befreit — wenn — da« Fläschchen brennt ilir wie Feuer in der Hand. Da, ein wilder Ent - «Chinas, eine teuflische Eingebung, — und der Inhalt d<>r Flasc he liegt auf dem Boden. Resigniert mit flackernden Augen liarrt Ella d»>r Dinge, die da kommen müssen. Franke sucht sein Belebungs- mittel vergeblich. Er weigert sich den Todessprung zu unternehmen. Jousou kann das erregte Publikum nicht mehr beruhigen. Man schleppt Franke mit Gewalt hinaus. Erneute Weigerung. Da reisst der Geschäftsführer seinem Freund das Kostüm ab. Mit raschem Entschluss erklimmt er die Leiter. Schon steht er oben und Ella muss machtlos die Folgen ihrer Tat mit ansehen. Der Todessturz Joussou« ist schiünbar geglückt. Jousou kann sogar für den Beifall dt* Publikums danken, aber hinter den Kuli«sen bricht er zusammen. Ein Nervenchock, ein Blutsturz streckt ihn zu Boden. Da läutet es. Ella Frankes Nummer beginnt. „Zigeunertänze" steht auf dem Programme. Die Operngläser richten sieh zur Bühne. Lache Bajazzo. Mitten im Tanz packt Ella der Wahnsinn. Was fragt das Publikum danach. Jousou ist in seinem Bureau aufgebettet. Franke hält bei seinem toten Freund die Wacht. Ella stürzt herein. Ein letzter langer Kuss — ein Zusammenbruch — „Wärst Du allein“ — hat er einst gesagt. Sein Opfertod wird ihr vetständlich. Irr gehen die Augen. — Das Spiel ist au«. iCä^gJl Firmennadirlditen |(5SS^) 1 -«- Neue englische Gesellschaften. Chapeltown Picture Palace, Ltd.. Aktienkapital 3000 Pfund Sterling. Bureau: 9. St. Jan«* Street, Slieffield. — C liosham Palace Picture and Concert Hall, Ltd., Aktienkapital 4500 Pfund Sterling. Bureau; 97, High Street. Chesham. Buck«. — Palais Cinc in », Canterbury, Ltd., Aktienkapital 3000 Pfund Sterling. Bureau: C’riterion Oiambers, Jerinyn 8treet. London S.W. — Southern Countie« Bioscope Co.. Lt d.. Aktien¬ kapital 2000 Pfund Sterling. Bureau: 112, Greshatn H«u* • London E. C. — Wednesbury Picture Palace U o. . Aktienkapital 5000 Pfund Sterling. Bureau: 14. Upper High Street. Wedn»»»bury. — Great Bridge Electric Picture Palace Co., Aktienkapital 3000 Pfund St»>rling. Bureau; 319, High Street. West Brotnwich. — Ystrad Mynach C i n e in a s , Ltd., Aktienkapital 3000 Pfund Sterling. 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