Der Kinematograph (October 1912)

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No. 301. Düsseldorf, 2. Oktober 1912. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck da> Inhalt«, auch auuunwalu. verbottn. Filmbeschreibungen. Der in Nummer 25»7 des ..Kinemat-cgraph" erschienene Artikel unter obiger Spitzmarke ist mir, und das dürfte wohl bei jedem Angehörigen des Journalisten- und Schrift- stellerberufe 1er Fall sein, aus der Seele gesprochen. Jedoch schliesst diese Anerkennung andererseits nicht aus, darauf hinzuweisen, dass in den Ausführungen des Kollegen O. Th. Stein manche gutgemeinte Uebertreibung, manche Verall¬ gemeinerung mitdurchläuft. Zugegeben, es treibt sich unter der Marke ..Filmbeschreibung" manches im Lande herum, was in der kleinsten Provinzredaktion erbarmungslos in den Papierkorb versenkt würde. Die Regel ist «las jedoch nicht. Es ist wahr, der Inhaber einer Filmfabrik findet es vollkommen begreiflich seinen Rock bei einem Schneider, seine Stiefel bei einem Schuster anfertigen zu lassen, ja, es ist sogar Hundert gegen Eins zu wetten, dass er bei solch wichtigen Anlässen ungemein vorsichtig in der Wahl seiner Lieferanten ist. Das Blatt wendet sich aber, handelt es sich um eine literarische Arbeit. Hier treten sofort die be¬ rüchtigten ..Ersparungsgründe" ins Feld, man beauftragt mit der Abfassung solch eminent wichtiger Arbeiten nicht etwa einen hierzu in erster Linie berufenen, erfahrenen und fachgemäss vorgebildeten Literaten, vergibt gegenteilig die Sache an einen verkrachten Gymnasiasten, eine .höhere Tochter“ oder einen lyrisch angehauchten Kaufmann. Unter dem Einfluss der Ersparungswut um jeden Preis, vergisst man alle Logik und veniunftgemässes Handeln, vergisst, dass billige Arbeit stets ein Danaergeschenk darstellt, dass man einem ehrlichen, grosse Kenntnisse, eine umfassende allgemeine Bildung erforderndem Stande durch die Zurück¬ setzung hinter Gevatter Schuster und Schneider nicht nur schweres und unverdientes L T nreeht erweist, zudem sich selbst unfreiwillig schweren Schaden zufügt. Jenes unbe¬ dachte Wort, welches Deutschlands grösster Staatsmann vor langen Jahren gesprochen, es spukt heute noch unheil¬ voll in vielen Köpfen . ..Zeitungsschreiber sind verkrachte Existenzen." Man vergisst oder bemüht sich mit konse¬ quenter Absicht- zu vergessen, dass die Zeiten sich mächtig ««■wandelt. dass der Journalist, der Schriftsteller von heute "hne gründliche akademische oder doch mindestens abge¬ schlossene Gvmnasialhildung nie und nimmer eine ge- «leihliche Existenznn'iglichkeit vor sich liegen sieht. Die An¬ forderungen sind andere geworden, als sie es zu jener Zeit waren, in der jenes unseren Stand schwer defamierende Wort gesprochen wurde. Bei aller unverdienten Zurücksetzung und Kränkung eines an sich sehr ehrenwerten Berufes ist anzuerkennen dass das l T ehel der Filml»eschreibungen oder sagen \\ ir besser der schrift st ? lcrisehen Pfuscharbeit nicht so tief gründet, wie es in der angezogenen Abhandlung dargestelli wird. Es gibt schlechte Filmbeschreibungen, es gibt gute wie es Filmfabriken gibt, welche dem Journalisten- und .Schriftstellerstande günstig gesinnt sind und solch«. welch, unfreundlich und zurückhaltend sich gebaren. Mein Gott «la-s ist wie alles andere int Leben auch! Wahr ist. dass gerad« die ausländischen Fabriken es sind, «lie dem Berufssc hrift steiler ein weit grösseres Wohlwollen entgegen bringen als es die deutschen Firmen in der Regel tun. Die Geiecht ig keit erfordert es. dies festzustellen! Wer Gelegenheit hatt< wechselweise mit deutschen und ausländischen Firme» in geschäftliche Verbineung zu treten, wird diesen Unterschied bald heraushaben. Hier ein kühler, fast beleidigend kalter Geschäftston. dort ein warmes Eingehen auf die Sache Vielleicht liegt hier das Grundülx-1. welches unsere deutsch« Filmindustrie trotz des in der Tagespresse stets mit an fanfarenhaft tönender Stimme gepriesenen deutschen schäfts- und Unternehmungsgeist cs. nicht so voll und ganz, gegen die des Auslandes aufkommen lässt, ln Geldsachen das gleiche Verhältnis! Hier eine engherzige, «lie Laus un den Balg schindende Knauserei, dort eine anständige, der geleisteten Arbeit entsprechende Honorierung und als an genehme Beigabe eine wohltuende Höflichkeit. Wenn Kolh*g Stein eine Beschreibung einer führenden ausländi-- h> i Firma in der Hand hat. welche so unsinnig abgefasst ist dass eine vollkommen andere Handlung herauskommt als sie der Film tatsächlich zeigt. >«> dürfte es rioh doch nur um eine seltene Ausnahme handeln oder um einen an sich »>.- «lauerlichen Irrtum, wie ein solcher sich ja des öfteren selbst in «len .Spalten der unfehlbaren Tagespreise ereignet F n den Wissendem «lürfte es zudem nicht unschwer sein, die ..führende ausländische Firma“ zu erraten. Eben «larum wundert es mich offen gestanden etwas, dass Kol hg« ■ Stein eine andere führende ausländische Firma verschweigt dir ungemein viel an der literarischen Hebung der Filmb« schreibungeil getan hat und unt Verwechslungen vorzu¬ beugen, stehe ich nicht an. den Namen dieser Firma zu nennen. Sie nennt sich Gaumont und hat in de.n Leit- ihrer Berliner Filiale einen Mann, welcher ungemein vi.-l tut , um nicht nur die literarische Seite der Filmbesclm i