Der Kinematograph (November 1912)

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Niehdruck dt» Inhalt«, auch au«xut«walM, »arkottn. Kinematograph Zeitungsnotiz: D«*r Kronprinz und das Kino. Kronprinz Wilhelm bringt dem Kino grosses Interesse entgegen und hat bereits mehrfach Kinovorstellungen besucht. Kürzlich hat er diesem Interesse dadurch Ausdruck gegeben, dass er einer Berliner Filmfabrik gestattete, eine U e b u n g des Leih- Husaren-Regime n ts für den K i n e in a t o - graphcn auf nehmen zu lassen. Der Film zeigt acht Bilder. Der Kronprinz begrüsst das Regiment, «las Regiment nimmt mit dem Kronprinzen an der Spitze¬ einen breiten Graben um! passiert dann später einen Eng¬ pass. Hierauf folgt ein Frontangriff im Gelände, der infolge seiner lebenswahr heit imposant wirkt, dem sich ein Feuer- gefeeht zu Fuss anscliliesst. Den Beschluss bildet der Einzug des Regiments mit dem Kronprinzen an der Spitze in die Kaserne, wobei der Kronprinz die Regiments-Standarte salutiert." Frankfurter Zeitung : Der Kronprinz hatte die Bunde.Das Passage- Kino in Saarbrücken kündigt einen Film „l'iiser Kronprinz als .l^eibhusar" als Attraktion an. Nachdem die Reihenfolge der Bilder angegeben, darunter auch: ..Der Kronprinz springt über einen Wassergraben" heisst es wörtlich: ..Seine Kaiserl. Hoheit hatte die Gnade, vier Stundei lang für die Aufnahme exerzieren zi lasse n." l'nd die Husaren hatten das „Vergnügen” und der Filmfabrikant und die Kinobesitzer machen ihr Geschäft dabei, und der deutsche Michel erfährt bei der Gelegenheit, zu was man Husaren hat.” Bemerkung des „V orwirts“: ..Soweit wir unterrichtet sind, findet sich in den zahl¬ reichen Dienstvorschriften für die Kavallerie nicht eine einzige Stelk\ die Exerzierübungen vor dem Kinemato- graphen vorsieht. Auch die erst vor kurzem neu bearbeitet • und herausgegebene Reit Vorschrift kennt diesen allerneuesten Dienst zweig nicht. Immerhin ist das Kino-Exerzieren der kronprinzliehen schwarzen Husaren nicht die erste Er¬ scheinung dieser eigenartigen „Erziehung zur Kriegstüchtig- keit”, die nebenbei bemerkt die Einführung der zwei¬ jährigen Dienstzeit für die Kavallerie angeblich unmöglich macht. Vor kurzem haben einige Schwadronen Garde- dragoner mit ihren königlichen Dienstpferden Lützows wilde verlegene .Jagd für das „vaterländische“ Schauspiel „Theodor Körner" mimen müssen. und Patriotismus. Die Sozialdemokratisehe Fraktion des Reichstags wird wohl so ..ungnädig ' sein, den Kriegsminister zur Aeusserung über diese Verwendung eines Kavallerieregiments für die Profit int orcssen der Filmfabrikanten zu zwingen. Als stärkste Fraktion laden w ir den kronprinzlichen Regiment.-- kommandant ein. der betreffenden Reichstagssitzung in der Hofloge beizuwohnen." Das sozialdemokratische Rlatt kündigt hiermit klipp und klar eine Interpellation der sozialistischen Allgeordneten im Reichstag« 1 an. um vom Kriegsminister Rechenschaft über die angeblich missbräuchliche Verwemlung von Sol¬ daten bei Kinoaufnahmen zu fordern. Dem Kriegsminister dürfte die Rechtfertigung kaum schwer fallen. Im ersten Falle, den wir nach einer Zeitungsnotiz der „G e r m a n i hier wiedergegeben haben, heisst es kaum missverständlich «lass der Kronprinz, wie schon früher wiederholt. <• i n f a c h die Erlaubnis erteilt hat, eine l'ebung des Leib-Husaren-Regiments k i n e m a to- graphisch f e s t z u halten. Die kinemato- graphisehe Aufnahme, die angeblich vier Stunden gedauert nahen soll, beschränkte sich also lediglich «larauf. Szenen- bilder soltlatischer Exerzitien zu fixieren, die nur im Rahmen «ler vorgeachriebeneir Dienstübungen veranstaltet wurden. Oh «li«*sen Exerzitien ein paar massige Zuschauer beiwohnten, «xler ob nun zufällig die ..«• i n - äugige Maschine zusah. um später das in jedem Falle interessante Schauspiel hundert tausenden von Theater¬ besuchern zu vermitteln, ist hier gleichgiltig. Die Filmfabrik «lie hier «lie Erlaubnis zur Aufnahme nachgesucht hatte hat geratlc mit diesem Film lausemlen von Kinofreunden einen grossen Gefallen erwiesen. Das Deutsche Reich ist 540 742 Quadratkilometer gross und von seinen über 60 Millionen Einwohnern hat kaum ein Bruchteil Gelegenheit, den lebendigen Kronprinzen an der Spitze seines Regiments als Befehlshaber zu sehen. IK»r Kinemato¬ graph ist auch in diesem Falle der willfährige Vermittler ausgesprochener «xler geheimer .Sehnsüchte gewesen, l'nd dass man aus dieser Aufnahme politisches Kapital schlagen «xler durch eine unangebrachte Interpellation an hohei Stelle verschnupfen will, scheint uns kein glückliche r Schachzu g zu sein. Das angestammte Herrseherhau- und seine Familienangehörigen erfreuen sich nun einmal der_Gunst des grossen Pu b I ik u ms .'undjnan darf es weder den Angehörigen der landesherrlichen Familie, noch den Film-