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no. 307. Tri T™ P ™^rr' f ''- Düsseldorf, 13. November 1912. Erscheint jeden Mittwoch. Am nächsten Mittwoch den Sit. Nov. = Feiertag = Buss- u. Bettag in Preusstn. Wir bitten. Mamiitkripte für Anwijr»-n ko zeitig einzoKendcn. dass wir den „KinamatocrapH“ am Dienstag abend versenden können. Verlag das Kinematagraph. Nachdruck des Inhalts auch auszugsweise verladen. Die Jugend und der Theaterbesuch. Von Walter Thiele mann, Berlin. Die gewaltige Bewegung, die breite Schichten unserer Bevölkerung als „Kampf gegen die Schundfilms" augen¬ blicklich besonders in Atem hält und der seitens der I-ehrer- sehaft und der Behörden eingehende Beachtung geschenkt wird, stellt sich als ein Teil des grossen Problems der Jugend¬ pflege dar, das unserer Zeit endlich immer mehr zum Be¬ wusstsein kommt als eine der höchsten und ernstesten Pflichten unserer künftigen Generation gegenüber. Dass diese Bewegung gerade jetzt einen nachhaltigen Ausdruck gefunden hat. liegt wohl in erster Linie an dem jüngsten Erlass des Kultusministers, in dem sich dieser über den Besuch der Kinematographentheater durch Schüler und Schülerinnen aussprieht und an dem Vorgehen der deutschen Bü Imen verbände. Wiederholt ist in der letzten Zeit das Thema ...Jugend¬ pflege und Kinematographie" Gegenstand lebhaftester Er¬ örterungen gewesen und es dürfte daher wohl angebracht erscheinen, einen Punkt näher zu erörtern, der bisher fast gänzlich übersehen wurde, nämlich den Besuch der Kine¬ matographentheater durch die Jugend. Der Kampf gegen die sogenannten „Sohundfilni' er¬ weist sich als von selbst — ebenso wie die Unterdrückung der Schund- und Schmutzliteratur — als eine dc-r höchsten und wichtigsten Aufgaben der Jugendpflege. Wollen wir beiden erfolgreich begegnen, müssen wir nicht allein uns bemühen, das Schlechte zu unterdrücken, sondern müssen auch gleichzeitig geeignete Mittel und Wege suchen, einen vollwertigen Ersatz für die beiden zu schaffen Herder schon sagt einmal: Ein Buchhat oft auf eine ganze Lebenszeit einen Menschen gebildet oder verdorben“ und diese Er¬ kenntnis, welchen Einfluss das gedruckte Wort unter Um¬ ständen ausüben kann, hat das Interesse der Lehrerschaft und Behörden wae.hgerufen und überall ein«’ .lebhafte Be¬ wegung gegen diese beiden Schäden ausgelöst Ohne Ein¬ fluss ist die erhebliche Mühe, die einsichtige Jugenderzieher aufwendeten, nicht geblieben, und so können wir heute erfreulicherweise einen Rückgang der beiden Schund- erzeugiüsse schon bemerken. Wir können nicht leugnen, dass es immer sowohl in der Literatur als auch bei der Kinematographie Auswüchse geben wird, räudige Schafe finden sich eben in jeder Herde. Wir können aber beide auf ein verschwindendes Mass ein¬ schränken und wenn die berufenen Organe, die gesetz¬ geberischen Massnahmen sowie die polizeilichen Verord¬ nungen versagen oder eine eingreifende Aenderung nicht ermöglichen, müssen wir zur Selbsthilfe greifen, um die schweren sittlichen Gefahren, die beide ohne Frage mit sich bringen, abzuwenden. Zur Bekämpfung und Unterdrückung der Schund¬ literatur hat man seit Jahren geeignete Massnahmen er¬ griffen und wir können mit Recht und ohne Uebertreibung behaupten, dass die Produktion der literarischen Schund¬ erzeugnisse nachgelassen hat. Es dürfte an dieser Stelle zu weit führen und aus dem-"’Rahmen der Abhandlung herausfallen. auf dieses Gebiet näher einzudringen. Die einfache Zusammenstellung der Schundliteratur mit den Schundfilms dürfte genügen. Nun macht sich neuerdings allerorten das Bestreben bemerkbar, der Jugend den Zutritt in das Lichtbildtheater zu erschweren, weil man sich berechtigt glaubt, den Kine- inatographen als Verbildungsmittel anzusehen Wenn wir auch zugehen, «lass die Vorführung gewisser Dramen, ohne jeden sittlichen Hintergrund, wohl schädlich wirken können, so erscheint es doch unangebracht, die Jugend gänzlich vom Kinematographentheater fern zu halten Dazu bietet die Kinematographie eine viel zu grosse und mannigfache