We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
No. 307. Der KinematogTaph — Düsseldorf. selbst «len nötigen Strom tun’. last mühelos, jedenfalls nicht ermüdend. Der Apparat : M iiusserst einfach kon¬ struiert. so dass er leicht von Laien bedient werden kann. Seine geringe Grösse - KO cm lang. 60 ein hoch, lasst es zu. ihn auf jeden Tisch ohne Vorbereitungen aufzustellen. Die für ihn bestimmten Milder weiden alle auf unentflamm¬ baren Film kopiert, so dass die Befürchtung der Feuers¬ gefahr. der Anwendung in der Wohnung nicht mehr ent¬ gegensteht. Diese Bilder sind abweichend von den ge¬ wöhnlichen perforiert, womit eine Verwendung feuer¬ gefährlicher Films unmöglich wird. Der Apparat inklusive Lichtschirm und ..Kraftanlage" soll äusserst billig, für etwa 200—250 Mk. verkauft werden und wird auch im Frühjahr bei uns in den Handel kommen Ks ist schon mit Rück¬ sicht auf den billigen Preis wah -scheinlich, dass er sowohl in Schulen, als auch bei Privatleuten stark Kingang finden wird. Diese verschiedenen Neuheiten lassen vermuten und dies wurde auch von dem Herrn Leon Gaumont. w ie auch dem Vertreter der Fa. Pathe mit relterzeugung aus¬ gesprochen. dass die Kinematographie jetzt erst recht der Vervollkommnung und Ausbreitung entgegengeht und noch lange nicht am Knde ihrer Kunst ist.**' Walter Mund. Der Film vor Gericht. Es gibt Leute in der 'Veit, die stets verneinen, die den Kulturrichter spielen wollen, ohschon ihnen alle Fähig¬ keiten dazu abgehen. Kritik ist gut und soll nie fehlen. Das Nein als Prinzip ist aber keine Kritik mehr, ln der letzten Zeit hat man den Film vor Gericht geladen, den Kampf gegen ihn als einen . Kulturschädling" eröffnet. Wer das tun will, der muss diesen Kampf als eine ernste Kulturbewegung auffassen, der darf unserem Volke nicht mit gewaltsamer l'ebertreibung ein Gespenst an die Wand malen, das gar nicht existiert, eine Erregung in die Massen werfen und den wahren Tatbestand durch irreführende Angaben oder Fälschungen verschleiern, das augenblick¬ liche Gesamtbild unserer Volkskultur als durchaus uner¬ freulich hinstellen. In einer Schweizer Zeitung war kürzlich folgendes zu lesen: ..l’cberall, wo das Kincmutographcntheatcr eine bleibende Stätte gefunden hat, da klagen die Theater, dass die Ränge, die für die Leute mit kit inen Börsen bestimmt sind, sich auffallend lichten; da klagen die Buchhändler über verminderte Nachfrage nach billigem und gutem J^-sestoff''. l’nd diese K lagen einer sich benachteiligt fühlenden Konkurrenz sollen nach einiger Leute Meinung einen Kulturmcsscr abgeben, sollen die zunehmende Schlechtig¬ keit der Zeit, wie bedenkliches Ahnehmen des ästhetischen und ethischen Yolksempfindens beweisen. Die den Klaget zu Grunde liegende Tatsache kann nicht abgeleugnet werden, alter Klarheit über diese gewiss auffallende Erscheinung wird man nur dann gewinnen, wenn man untersucht, aus welchen Gründen die .Ijcutc dem Kino den Vorzug gelten. Das Licht spie’ 1 haus ist das Theater des kleinen Mannes. Es hat niedrige Eintrittspreise, keine Garderobe, kein teures Buffet, das in den Pausen zu besuchen in manchen Theatern zum guten Ton gehört: cs verlangt weder Frack noch weisse Weste, selbst der obligate Patschuliduft kann gespart werden. Es ist unter al'en Entständen billiger, als in den Theatern die Preise für die Ränge. ..die für die Ja-ute mit kleinen Börsen" bestimmt sind. Daltei ist der Aufent¬ halt dort weit angenehmer denn hier. Wer nach getanem, schwerem Tagewerke auf dem < Hvmpe unserer Theater stundenlang Stehsport treiben, den ambrosischen Duft der dort unten thronenden Götterwelt gemessen, sich stoesen. treten, cinpökeln lassen muss, der empfindet ein gelindes Grauen vor diesem Musentempel, so man Theater nennt, der setzt lieber sein Seelenheil aufs Spiel und geht zur teuf- lichen Film bühne, wo ihm wenigstens eine Sitzgelegenheit geboten wird und er nicht nm hat. sich vorher in eine lx'bens- mler l'nfallVersicherung aufnehmen zu lassen. Das Kino legt auch keinerlei Zwang auf; man kann kommen und gehen, wenn man will. Für unser verwöhntes Zeitalter be¬ sonders anziehend ist die dämmerige Stille, in der nur das Auge, der nimmermüde Vermittler der stärksten und kräftigsten J^ebenseindrtieke seine einsamen Feste feiert und die Seele ergötzt. Die Musik, die hin und wieder stimmunggebend die Bilder als Begleitung umgiht. stört keineswegs und lässt sich auch nicht mit der Opemmusik vergleichen, die dem Tagesiniiden zu laut ist und zuviel geistige Anstrengung erfordert. Auch in anderer Beziehung ist das Lichtspielhaus das echte Volkstheater, das Theater des Bürgers und des ..kleinen Mannes". Derselbe Zug. der die Begüterten in die Oper, in das Schauspielhaus treibt, das Bedürfnis nach ..Schein. Verklärung, Leben in der Einbildung" führt das Volk in das Lichtspielhaus. Hier findet es laben und Gegenwart: hier sieht es sieh selbst, wie cs lacht und weint, isst und trinkt, kämpft und ringt und siegt (Hier unterliegt. Da sind keine typischen Romanhelden aus den ..besseren" Kreisen, keine seelischen Konflikte, die seinem Empfinden fcmliegen; da ist keine gesellschaftliche Phrase, keine lügenhafte Höflichkeit, kein tönendes Wortgeschwall, da geniesst das Auge allein, und das Auge ist die Worte der