Der Kinematograph (April 1913)

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So. 329. Der Kinematograph — Düsseldorf. materiellen Ausgleich vorgezeichnet. Wer gedankenlos herumtastet, wird ihn nicht finden, wer dagegen die Augen auf hält, also auch das (lute dort sieht, wo et es eigentlich nicht herausfinden möchte, dem wird rechtzeitig die Erkennt - nis kommen, ob er nur auf § 32 der Gewerbeordnung be¬ stehen oder ob er in Zukunft Varietevorsteilungen mit oder ohne Filmsketchs gehen soll.“ Nochmals: Prof. Dr. Brunner in Dresden In der vergangenen Woche hielt der Professor Brunner in tler (Vntrale für Jugendfürsorge zu Dresden einen Vortrag über ,.l>er Kinematograph von heute — eine Volksgefahr", dasselbe Thema, das er anderwäits wiederholt behandelt hat und das Herr l)r. Brunner, nach seiner Erklärung in Dresden, unermüdlich weiter behandeln wird. Der Inhalt des Vortrags ist zu bekannt, als dass wir hier w.ederum auf die Ausführungen im einzelnen einzugehen brauchen. Die neuerdings unter demselben Titel eischienene Broschüre Professor Brunners verleiht dem Gegenstände besonderen Nachdruck. Wer an der Versammlung in Dresden tcilge- nommen hat. wird gewiss für die Ueberzeugungstreue. mit der Herr Dr. Brunner sein Thema behandelt, aufrichtige Bewunderung haben. Wer wie ich Gelegenheit hatte, Herrn Dr Brunner darüber hinaus in seinem engeren Wirkungs¬ kreise zu beobachten, wird mir auch darin beipflichten, dass er als literarischer Beirat gewisse Qualitäten mit bringt, die über engherzige und schabloneiunässige Beurteilung der zur Zensur vorgelegten Films schon oft hinweggeholfen haben In dieser gerechten Kritik soll man auch nicht wankelmütig werden, wenn Dr. Brunner im Uebereifer sachlich-prinzipielle Abweichungen von seinem Standpunkt jiersöidkh nimmt und - sogar in öffentlicher Versammlung eine sachliche Entgegnung unsympathisch heisst. Pro¬ fessor Brunner bekennt öffentlich, der Feldzug richte sich nicht gegen das Kino schk*chthin, ja er scheut nicht, den Kinematographcn zu den herrlichsten Erfindungen zu zählen, die je der Menschengeist gemacht hat Nur die Auswüchse sollten getroffen, die tausendfältigen Gefahren beseitigt werden, die mit dem Kino von heute in kultureller, natio¬ naler und ethischer Beziehung verbunden seien. Sein Ideal sei das Kino der Zukunft. Um diesen Grund¬ gedanken rank Herr Dr. Brunner seine breitausge- sponnenen Auslassungen, die, von der Verderbnis der Zeiten ausgehend, über das Wachsmodell der Grete Baier in einem Dortmunder Raritätenkabinet zu dem Fall des Raubmörders Sternickel im Kino führen. Und nun cizählt Herr Brunner dem Publikum Schauermärchen, die drasti¬ scher nicht auf die Leinwand gezaubert werden können und ordentlich gruselig machen. Die Schärfe Brunnerscher Kritik wächst mit der Zahl seiner Vortragsreigen. Das alles habe er in Films gesehen und deshalb — müsse er an die breite Oeffentliehkeit appellieren. Man braucht nicht zu den Leuten vom Fach zu gehören, wer je einen Kino auf- gcsucht hat, wird ohne weiteres den Mangel logischer Deduktion verspüren. Wozu haben wir eine Zensur, deren Aufgabe es doch ist, für Ruhe, Sicherheit und Ordnung zu sorgen und die dem einzelnen und der Gesamtheit drohenden Gefahren abzuhelfen. Und die Zensur ist streng, gar sehr streng in Berlin und strenger noch, wenn sonst Professor Brunner wahr spricht in der Provinz. Sollte nicht hier das Werkzeug liegen, um vermeintliche MiUstände auszurotten. Und selbst wenn die Zensur, die Hüterin öffentlicher In¬ teressen, im Einzelfalk« versagen sollte, weil auch sie in ihrem Tun beschränkt ist, ist cs gerechtfertigt und billig, deshalb das Ganze mit Stun.pf und mit Stiel auszurotten, wk* Professor Brunner es tut ? Denn darüber kaiui kein Einsichtiger im Zweifel sein, also sollte es auch Herr Dr. Brunner glauben: Die abstrakte Wertschätzung des Kine- matographen in drei Worten im Eingang seines Vortrags