Der Kinematograph (May 1913)

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No. 334. Der Kinematograph — Düsseldorf. brauche und auf die noch so gutwilligen Kinointeressenten keine Rücksicht nimmt, dass er eine aufblühende Industrie vernichten will. Wer dem Kino das Drama n.nunt. nimmt ihm das Leiten, der rumiert ein ganzes Gewerbe. Die Mätzchen bekräftigen nur diese Ansicht, denn bei aller Durchsichtigkeit beweisen sie doch, dass Herr Professor Brunner es für nötig hält, in nicht allzu klarer Weise zu sagen, was er will. Nun glaubt der famose Redner aber genügend Rück¬ sicht genommen zu haben. Er lässt den vernichtenden Schlag niedersausen. Er stellt die Behauptu ig auf, dass Kinodrama sei weder in sittlicher, noch in ästhetischer Hinsicht verbesserungsfähig. Die Kunst halte nichts mit dem Kino und das Kino habe nichts mit der Kunst zu tun. I >ic Beweise, die er für diese tausendmal gründlich wider¬ legte Behauptung heil «ringt, sind so unendlich simpel, dass man nur darüber lachen kann. Also, erstens in sittlicher Hinsicht! Der Redner schil¬ dert eine von »1er Zensur beschlagnahmte Filmszene. Dann kommt er auf die vielen Eheirrungen zu sprechen, die der Film schildert. Und daran knüpft er so ga iz nebenbei den zu erbringenden Beweis, indem er sagt: So sittenlos m n s s das Kino die Ehe darstellen, denn dem Film fehlt das Wort Er verfügt nur über Bilder und Bewegungen, Bewegungen der Arme und Beine und über Gesichtsver- zerrungen. Demnach haben wir. so müssten wir folgern, in» Kinoapparat eine zur Unsittlichkeit prädestinierte Maschine. Films können nicht reden, folglich müssen sie unsittlich sein und bleiben. Dass auf der Bühne auch nicht alle Schauspieler immerzu reden, dass in den Pantomimen übethaupt nicht geredet wird, dass Skulpturen. Kupfer¬ stiche, Gemälde nicht mit Worten reden und dass die Bühne ihr Publikum auch nicht mit Bildern aus einem konflikt¬ losen Eheleben langweilt, das alles hat für den Redner mit der scharfen Bekämpfung des Kinos natürlich nicht zu tun. Kurz, für Herrn Professor Brunner ist das Kino zur Unsittlichkeit verdammt, weil es keine Worte hat. Und wir sind nun auch zur Unsittlichkeit verdammt, (leim un¬ fehlen zur Kritik solcher ,,Beweise“ ebenfalls die Worte Zweitens in ästhetischer Hinsicht! Da liegt nun di< Sache noch viel einfacher — für Herrn Professor Brunner Er sagt: Ich habe noch niemals ein Kmodrama gesehen das mich durch künstlerische oder andere Mittel erhoben hätte. Nicht wahr, Männer, die in dieser einfachen, an spruchslosen Art von sich auf aridere sch Hessen, fehlen de« modernen Forschung. Ein emsiger Professor Brunn« könnte mit seiner Methode ganze Fakultäten ersetzen. Als nebensächüche Entgleisung, als rednerischen Trick würden wir auch diesem, unserm ärgsten Feind, eine solchen Nebenbeweis verzeihen. Aber solche Mätzchen und Tricks sind doch hier gewollte oder ungewollte Methode Die anderen Beweise stehen auf demselben geistigen Niveau So das Schillermätzchen: Die Zensurbehörde hat geglaubt, die Verfilmung eine Schillerachen Dichtung verbieten zu müssen. Das beweist so meint Professor Brunner, dass das Kmo eben mit Kunst niemals etwas gemein haben kann. Weil eine bestimmt« Dichtung von irgend jemand verfilmt im Kinohilde vei zerrt zur Darstellung kommt, deshalb soll das Filmbil«! künstlerisch überhaupt nicht verwendbar sein. Was wär« denn aber aus derselben Dichtung geworden, wenn die selben Leute sie vertheatert hätten? Ist denn Herr Pr« fessor Brunner im Einmaleins der Kunst noch so weit zu rück, dass er nicht einmal weiss, dass sich nicht jeder St*«t für jede Technik eignet? Soeben hat man im Frankfurt« Schauspielhaus den Versuch gemacht, einer. Roman Gern Hermanns zu ,,Vorbühnen“. Darüber schreibt der Kritik« Linsheuner: „So war es denn eine wahrhaft destruktiv i k Grösste Leistungsfähigkeit im Kopieren, Entwickeln Uiragieren \ Zr Internat. Lichtbild-Kopier- Qesellsdiaftin.ii.iL Berlin S. 61 Bergnannstnsse 18