Der Kinematograph (May 1913)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 334. Tropfen auf einen heissen Stein. Ausserdem verursacht sie oben“ viel böses Blut, und selbst von völlig unbeteiligter Seite wird dem Kino der Vorwurf der Steuerdrückerei ge¬ iacht. Freilich fragt man gewöhnlich nicht darnach, dass der Kinobesitzer eben zur ..Druckerei" gezwungen ist, will < r nicht direkt mit Verlust arlieiten. Was nun den Pfennig ■ »belangt, den das Publikum jetzt so oft an der Kasse i erausbekommt. so wird im Sprechsaal der Sonntagsnummer des Berliner Lokalanzeigers ein Vorschlag gemacht, der tat¬ sächlich die weitgehendste Beachtung verdient. Der be¬ treffende Einsender meint, dass wohl die meisten Theater¬ besucher den einen Pfennig, den sie jetzt so häufig heraus- Ukommen. gern einem wohltätigen Zweck zum Opfer I.ringen möchten, wenn sie in demselben Augenblick, da sie ihn erhalten, Gelegenheit dazu hätten Diese könnte ge¬ geben werden durch Aufstellung der bekannten Pfennig- Ninimelhüchsen wohltätiger Anstalten, wie man sie z. 6. auf den Bahnhöfen sieht. Dass dies von seiten der Behörden dem Kinnbesitzer gestattet würde, ist in Anbetracht des guten Zweckes kaum zu bezweifeln. Ich bin derselben .Meinung wie der Einsender, der von seiner Idee dem Verein vom Roten Kreuz bereits Mitteilung gemacht hat. und empfehle den Theaterbesitzem, seinen Vorschlag in die Praxis umzusetzen. Es würden dadurch alle Beteiligten zu¬ frieden gestellt: ein wohltätiger Zweck wird erfüllt, denn, wie der Einsender richtig bemerkt: ..Viele Wenig machen ein Viel!“ Das Publikum ist sicher froh, wenn es den einen Pfennig, den es an der Kasse zurückerhält auf diese Weise los wird und dabei ein gutes Werk tut. Der Theaterbesitz >r alter stellt sich in den Dienst der guten Sache und ent¬ kräftet den Vorwurf von der ,,Steuerdrückerei"; denn diese l'nickerei gereicht andern zum Segen. — Der Kampf gegen die Zensurbehörde wird neuerdings io it etwas mehr Erfolg geführt als früher. So hat erst neulich das Oberverwaltungsgericht einen Pathefilm freigegelten, den die Zensur wegen einer darin enthaltenen Zechprellerei 'erbot. Es handelte sich jedoch um eine humoristische, völlig harmlose Darstellung, und die höchste Instanz schloss sich daher auch der Auffassung der Kläger an. dass eine Gefährdung der Moral oder guten Sitte oder gar eine Aufreizung zum Verbrechen in dem Film nicht erblickt werden könnte. Das Bild wurde daraufhin freigegeben. E* dürfte sich empfehlen, in allen zweifelhaften Fällen, wo sich unsere löbliche Zensurbehörde allzu rigoros zeigt, die Entscheidung des Gerichts anzurufen. Der Bassermann¬ film „Der Andere“, welcher von der Zensur nur von Fall zn Fall zugelassen war, scheint jetzt allerdings aus Berlin und seinen Vororten gänzlich ausgewiesen zu sein. Alle Beschwer¬ den wurden mit der Begründung zurückgewiesen, dass die Genehmigung zur Vorführung aus Gründen der öffentlichen Ordnung nicht mehr eiteilt werden könne. — Bei den bis¬ herigen Vorstellungen in Berlin wurde allerdings nicht die geringste Störung dieser geheiligten Ordnung bemerkt; doch das scheint die Behörden kalt zu lassen. Wenn also auch Bassermann in dem Lindauschen Stück für Berlin verloren scheint, so werden wir doch bald Ersatz bekommen. Eine ganze Anzahl künstlerischer ..Neu¬ erwerbungen“ sind wieder zu verzeichnen, von denen hier nur die beiden interessantesten erwähnt seien. Maeterlink ist als Filmautor und Ernst von Possart als Kinoschau¬ spieler gewonnen! Es geht also vorwärts trotz des Deutschen Bühnenvereins, dem sich Paul Lmdau verpflichten musste, nie wieder eines seiner Werke dem bösen Kino zur Ver¬ fügung zu stellen. Vom 7. Juni ab verleiht Gaumont, zunächst nur in Berlin; doch es steht zu erwarten, dass die Firma später auch im ganzen Reich zu dem neuen System übergehen wird Das Piogramm zum 7. Juni ist von den hiesigen Theater¬ besitzem bereits direkt von Gaumont zu beziehen. Berlin hatte kürzlich Kinobesuc i Nunne und Rosalie. das bekannte französische Komikerpaar, weilte hier und wurde in verschiedenen Theatern vom Publikum erkannt Ueberall war den beiden Künstlern eine herzliche Aufnahme beschieden; sie werden sicher von der deutschen Reichs¬ hauptstadt den günstigsten Eindruck mit zurückgenommen haben nach ihrer Heimat. — Und nun zum Schluss noch (der Vollständigkeit halber) die Nachricht, dass es kürzlich mal wieder eine Weine Brand¬ panik in einem Kino in Berlin-Marienlorf gab. Trotz der wenig l>esonnenen Haltung des Publikums konnte aber ein grösseres Unglück vermieden werden und der herbeige¬ rufenen Feuerwehr gelang es bald, den Brand zu unterdrücken Bei der zur Zeit herrschenden sommerlichen Temperatur kann wohl auch selbst bei einer Panik im Kino niemand er¬ drückt werden — es wäre jetzt tatsächlich die günstigste Zeit einen Kinostreik zu organisieren. Der einzige Trost der hiesigen Theaterbesitzer besteht darinnen, dass bei den gerüigen Einnahmen auch die abzuführenden Steuern den Magistrat nicht eben werden mästenkennen. Schadenfreude Ist bekanntlich die reinste Freude und — geteiltes Leid halbes Leid. Tenax-Film Positivfilm von hervorragender Brillanz Negativfilm von höchster Empfindlichkeit Goerz Photochemische Werke G. m. b. H. Holsteinischest!*. 42 - STEGLITZ - Holsteinisches«!*. 42