Der Kinematograph (June 1913)

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Fach-Zeitung für die ges. Projektionskunst Berliner Bureau: Berlin SW. 68, Friedrichstrasse 39—Telephon Arr-t Moritzplatz IO607. No. 339. Düsseldorf, 25. Juni 1913. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts,auch auszucs weise, verbaten. Kino-Autoritäten. Es sind ihr«*r zwei, die am meisten von sich reden machen, sieh als Kino-Autoritäten ausgclten und auch all- gt'meui als solche nngesprochcn werden, ohne darauf An¬ spruch zu haben. Was da noch so nebenher mitläuft, ist weiter nicht lseachtlich. Der eine ist der Beirat der Berliner Zensur. Professor Brunner, macht nebenbei in patent ierten Si111 ichkeitsbestrebungen, der andere. Professor l)r. Sellmann in Hag«*n. dem die Kinosorgen die näd- agogischen Grundsätze durcheinander geworfen haben. Von ihrem Haupth ruf anscheinend nicht sonderlich in Anspruch genommen, widmen sio ihn* freie Zeit, wie alle Kinoschwärmer, Kinobesuchen. Scheinen auch beide von jenem Einfluss. der nach ihrer Behauptung der Film auf das Publikum ausübt. nicht unl>erührt geblichen zu sein, soweit dies aus ihrem Verhalten zur Kinofrage zu beurteilen ist. Trotzdem irren sie, wenn sie glaul>cn. dass der Fümzaultcr Ihm allen Besuchern den gleichen Eindruck hinterlässt. Für viele fängt das psvohologisehe Interesse an der Handlung, die Erbauung an der Kunst, erst dort an. wo die* beiden durch das Attentat auf ihre schamhaften Gefühle Itereits einen Xervcnchok erlitten haben. Zwischen deren subjektiven Anschauungen und der objektiven Wahrheit lH*stelit demnach ein unüber¬ brückbarer Abgrund, und erst wenn es gelingt, unter Hintan¬ setzung eigener Meinung diese* scharfen («egensätze in objektive*r Weise zu erfassen. dt*sscn Urteil darf dann in dicse*r Frage ein autoritatives genannt werden. Da unsere* leiden AutoritäteMi aber ausser ihren häufigen Kinohe- suchen durch kein andere** Verdienst um die Kinofragc* e*iue*n Befähigungsnachweis zu einem Gutachten - erbracht haben, so werden sie auch zu Unrecht als Kino-Autoritäten angesehen. Leider stirbt bei uns jene Mensehensorte nicht aus. die je*den. «lern durch die Obrigkeit bescheinigt worden, dass er sich einen Doktor oder Professor auf der Schul¬ bank. der rauhen Wirklichkeit enthoben, ersessen hat, ohne weiteres als eine Autorität ansieht , wenn er sieh nur herab¬ lässt. seine massgebliche Meinung irge*nel einem Gebiete zuzuwenden, auch wenn dessen Leistungen zu dieser Aus¬ zeichnung im argen Missverhältnis stehen, zumal wenn es sieh um Gebiete handelt, elie dem eigentlichen Wirkungs¬ kreise desselben völlig fernsteilen. Dadurch wird dann jenes gesteigerte Hochgefühl erzeugt und gefördert, das diese Leute anderen Sterblichen gegenüber zur Schau tragen Als Autorität kann vernii lftigcrweise* doch nur der gelten, ele*r in irge*nd einer Frige ein rein objektives Gut¬ achten unt *r gereihter Würdigung aller dalxi mit spielen¬ den Nebenumstände abzug *ben vermag und 1mm <1 -tn voraus¬ gesetzt werden muss, dass ei die Beziehungen der ver¬ schiedenen Nebenumstände zueinander genau kennt untl zu deren Beurteilung befähigt, ist. Diese Fälligkeit geht aln-r unseren beiden Autoritäten vollständig ab. oder sic müsste zum mindesten erst erwiesen werden Das Ktnoprobleat ist nicht nur eine Bildung**- und Erziehung*- sondern auch eine eminent wirtschaftliche Frage. Eine einseitige Lösung desselben etwa aus moralischen oder ethischen Gesichtspunkten im Sinne der Kinoreformer und unter Missachtung der wirtschaftlichen Interessen, die gegen¬ wärtig über den Rahmen der Volkswirtschaft hinaus inter¬ nationale Formen angenommen halK*n. lH*dcutctc einen liodenlosen Missgriff. Deshalb ist es um so gefährlicher, solchen Gutachten, die auf einseitigen Anschauungen auf- gebaut sind, irgendwelche Bedeutung beizumessen, am allerwenigsten in einer so komplizierten Frage, wie der Kinofrage, bei der alle möglichen Kulturfaktoren um den Vorrang ringen. Mit welchem Recht also bezeichnet man Professor Sellmann als eine Fachautorität auf dem Gebiete der Kine¬ matographie? Ihn» ist die volkswirtschaftliche Seite dieses Problems, die vielen Millionen Volksvermogen. die in Industrie und Theater investiert sind und das Schicksal all der Menschen, für die die Kinofrage eine Existenz- und Magenfrag« - be¬ deutet. völlig gleichgültig. Sein Urteil ist ein rein subjek¬ tives und einseitiges. Wenn Professor Sellmann seine Er¬ fahrungen und Gutachten nur inliezug auf die Schul¬ bildungszwecke gelten lassen will, so soll ihm das un¬ benommen bleiben und auch seine Autorität insoweit an- erkannt werden. Im übrigen aber ist es besser, wenn Leute dieses Schlages, die nur sittliche oder ethische Momente gelten lassen wollen, die Finger davon lassen. L T nd Professor Brunner? Soweit seine Tätigkeit 1h*- ziiglich «1er Filmzensur eine Beurteilung zulässt, vertritt er der Kinotheat«*rfrage gegenüber einen so feiiidlie)i< - ii Standpunkt, der geradezu fanatisch zu nennen i**t. Es ist daher sehr hedau< - rli< - h. dass Leut«* ohne jede Objektivität, ohne ein Zugeständnis an liberalere Empfindungen anderer,