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Fach-Zeitung für die ges. Projektionskunst Berliner Bureau: Berlin SW. 68, Friedrichstrasse 39 —Telephon Amt Moritzplatz IO607 No. 348. Düsseldorf, 27. August 1913. Erscheint jeden Mittwoch. ichdruckd« Inhalts,auch auuu(t uralt«, varbatan. Maler Die Kardinalfrage, uni die gegenwärtig der Kampf wegen der Heining des Kinos so heftig wogt, ist wohl die. wer ist berufen, «las Drama für die Liehtspielbühne zu sehreiben. Fast alle literarischen Grössen, wenn auch anfangs widerstrebend und passiv, dann aber um so aktiver, »enden sich dem Kino zu. Die Sucher nach neuen Sujets für den Film scheinen denn auch, da sie absolut nicht von dem Vergleich mit dem Theater ahkommen wollen. der unum- st.'isslichen l'eherzeugung zu sein, dass nur vom Dichter, oder vom Schriftsteller überhaupt, die Reformation des Kinos ausgehen könne. Bedeutende literarische Werke, die ihren We^ gemacht und Erfolg erzielt haben, werden ..verfilmt", meistens zu ihrem Nachteil, zu neuem Schaffen werden die Autoren nun aueh weiter direkt für den Kurbelkasten veranlasst: dass die neue Kunstweise aber auch andere Ausdrucks- mittel für ihre Ideen braucht, um ihren Zweck zu erreichen, als das Theater, wird gar nicht berücksichtigt! Bei der Häufigkeit, mit der immer wieder darauf hin¬ gewiesen »ird, dass beim Filmdrama diejenigen Momente m erster Linie zu berücksichtigen wären, die sich durch das Auge den Weg zu unserem Verständnisse bahnen, ist es schier verwunderlich, dass man hier nicht schon längst den Hinweis auch auf denjenigen erkannt hat. der allein, schon wegen seines Berufs, ausschlaggebend sein sollte, wo es gilt, zu entscheiden, worin und wie dasjenige beschaffen «ein muss, was nur durch das Auge, und zwar ebenfalls ohne Worte, das Verständnis des Beschauers finden soll. Es ist — der Male r. Maler sind aueh Dichter. Im speziellen Historien- und Genremaler. Bei dem Meister-der Palette erfordert p«, wie beim Ritter von der Feder, mit dem er die Phantasie gemeinsam hat. oft einen langen (Jeistesprozess, bis sieh ihm derjenige Moment aus einer Kette von Begebenheiten herauskristallisiett. « 1 er. gewissermassen als Extrakt am geeignetsten ist, ein (Jeschehnis, ohne alle Vorrede und Nachrede klipp und klar zum verständlichen Ausdruck zu bringen. Man ging dabei von dem bewährten Satze aus: „Dasjenige Bild ist immer das beste, was sich von selbst erklärt" Auf die Projektion übertragen aber dünkt ui ich dieser Satz moderner, denn je. Man könnte auch sagen, bilde Künstler, rede nicht. heraus! Nun ist man inzwischen der Genre- und auch der Historienmalerei überdrüssig geworden. Warum? Weil sic tot ist. ewig stille steht. Wer fände in unserer nervösen Zeit aueh dauernd Gefallen am steten Verhai cn in dem einzigen Momente auf einem ge Halten Bilde, mag das ganz Gcsehiohtehen. das es uns erzählt, noch so amüsant und die kleine Episode daraus auch noch so geistreich wieder gegeben sein! Häufig hat mar, sieh auch bemüht, beliebt, Genrebilder dadurch mehr zu verlebendigen, dass inan sie zum Vorwurfe für die eine Zeitlang so gern gesehenen lebenden Bilder nahm. Warum machen wir sie nicht »•rklich lebendig? Nutzen wir doch die Apostrophierung die man neuerdings der Historien- und Genremalerei dun ), die Bezeichnung ..Novellen nalerei“ hat zuteil werden lassen für das wirklich lebende Bild aus' Lassen »ir doch di, ganzen Begebenheiten, die dem einzigen vom Maler fest gehaltenen Momente vorausgingen, sich vor unseren Blicken auch tatsächlich abspieien mit dem berühmten Bilde des betreffenden Malers als würdigem Abschluss. Wir hätten so l>eim Kino-Lustspiel (denn von der Novelle zum Lust spiel, wie von der Historie zum Drama ist nur ein Schritt 1 aueh endlich den leidigen dritten Akt. den unsere Bühnen Schriftsteller sich schon lange vergeblich bemühen, für ihre Stücke zu schreiben. Was würde sich bei dieser Retro Perspektive, vorausgesetzt natürlich, dass ein .Maler die erforderlichen Bilder dazu zusammenstellt, für eine Fülle von Stoff bieten, wenn man z. B. die vorangegangenen Eräugnisse (das Wort hier absichtlich nach seiner ursprüng liehen Bedeutung geschrieben) des grossen, von Piloty fest gehaltenen Moments. „Thusnelda im Triumphzuge des (Jei manikus" kinematographiseh zur Anschauung brachte' Ganz von selbst entstünde so. von rückwärts ausgehend, das wahre Kinodrama, als künstlerische Ablösung und weiter fortentwickelte Historienmalerei, die sich als solche über lebt hat. Und denn wollte ich sehen, der da behaupten wollte, dass Piloty kein Dichter gewesen sei! Dem Maler-Dichter wäre es natürlich unbenommen sieh auch eigene Stoffe für seine lebenden Bilder zu wählen, wenn er nur die malerischen Momente einer Reihe von Begebenheiten herauszufinden vermag. Darauf kommt all< > an. er mag sie hemehmen, wo er sie findet. Dass sich malerische Schilderungen häufig auch in schriftstellerischen Werken finden, ist selbstverständlich.