Der Kinematograph (October 1913)

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No. 355. Der Kincmatograph — Düsseldorf. jeder Rieht ung hin zu ent alten' ? Solche Rollen, in «lenen <la* Talent nach jeder Richtung hin entfaltet werden könnte, gibt es überhaupt nicht. Herr Magistratsrat. «*s x*i denn, «lass Sie si«* geschrieben hätten, l'nd so liegt es auf allen anderen Gebieten der Kunst gleichfalls, wie schon «1er (.'instand beweist, «lass nie ein einzelnes Werk uns «len Begriff der Kunst ein« s Grossen vermitteln kann, sondern dass «lazu di«* (Jcsain heit seiner W«*rkt* gehört. Als Rembrandt sein« 1 ..Nacht wa< he" schuf, hat er gewisslieh eine ganze Reihe künstlerischer Fähigkeiten dabei nicht verwerten können, sondern sich an den ihm erteilten Auftrag und dessen Möglichke t«*n halten müssen. Fehlt diesem Werke deshalb das ..h«">here Kunstintcrcss«*". H«*rr Magistratsrat ? l’nd haben Sie eil mal etwa.» von Rembrundts ..Tausemlgulflenblatt" gehört ! Es vielleicht gar gesehen? Seine glänzende Farbentechnik, gewiss nicht die schwächste Seite seines Könnens, konnte Rembrandt b«-i seinen Ra¬ dierungen doch iilierhuupt nicht entfalten. Sie sind sogar gewerblich vervielfältigt wurdet . Gottlob, dass Sie damals noch nicht Richter waren Herr Ma^istratsrat! Wenn etwa Rembrandt mit seinem Drucker Streit gehabt hätt«*. s«* hätten Sie ihn sicher vor «las Gewerbegericht gebracht und seinen Stichen das ..höhere Kunatinteres.se" abge- sprochen. Nun noch mit einigen Worten zu dem, was Sic den genannten Künstlern direkt antworten. Dass Rasseriuann auf Ihren schwer beleidigenden Vorwurf temperamentvoll mit einem kräftigen Worte geantwortet hat. wird ihm schwerlich ausser Ihnen jemand verdenken. und ich firnle. Herr Magistratsrat. wenn «*s aus «lern Walde so heraus¬ schallt. wie man hincingcrufen hat. so sollt«* man nicht «len Empfindlichen spielen. Was Sie sodann bei Basscrmann, Clewing und Moissi Kmpfindungssache zu nennen belieben, ist nichts weniger als das. Mindern «■ i n sachverstän¬ diges Urteil aus sachverständigem, berufenem Munde. Die ..Empfindungssache". Herr .Magistratsrat. ist ganz und gar auf Ihtvr Seite: nicht dio Künstler haben an Stelle des Verstamles das Gefühl tret«>n lassen, sondern Sie. und das ist ja geriule das. was Ihnen vorgeworfen wird. Anstelle «les verstand«-*massigen Er¬ wägen*. «lass es Ihr«* Pflicht sei. sich durch Sachverständige orientieren zu lassen, haben Sk* «las Gefühl treten lassen. Ohne die Spur eines Beweises zu b«*si»zen. haben Sie. weil Sie das Gefühl hatten, dass es so sei. folgendes zu sagen g WW g t ..Es kommt nicht in Betracht, dass gross«* und berühmte Schauspieler sich dazu h«*rg«*gebcn haben, für «li«* Filmindustrie tätig zu sein. Für «lies«* Schau¬ spieler haben dabei finanzielle Gründe den Ausschlag g.-gelwn . für die betreffenden Filmindustriellen weniger der Glaub«*, wirklich künstlerisch«* J/*istungen für «len Film aufnehmen zu können, als die Idee, mit dein Namen «l«*r grossen Schauspieler Reklame zu machen". Woher wollen Sie «las wissen ? Wie es beweisen ? Haben Sk* Beweine «laf'ir. dann heraus mit «lern Flederwisch! Andernfalls müssen Sie sich als Richter denselben Vorwurf gefall«*n lassen, wi«* j«*«l«*r andere Staatsbürger ihn einstecken müsste: «len Vorwurf «1er Verleumdung! Dass ein Jurist so sehr vergessen kann, dass hinter je«ler Behauptung ein Beweis stehen muss, sollte wirklich höheres wenn auch nicht künstlerisches Interesse beanspruchen. Auf Unfehlbarkeit haltern bei uns auch Gewerbegerichtsvorsitzende keinen Anspruch, und inan hört auf. sie ernst zu nehmen, wenn sie «ihm* «lie Spur eim*s Beweises dekretieren: ..Falsch ist die Idee, durch den Film würden Dokumente der Tätigkeit eines Schauspielers der Nachwelt erhalten". Was ist d«*nn daran falsch. Herr Magistratsrat ? Schon werden hi«* und da Filmarchive errichtet. Kein G«*,ring«ui*r als der Deutsche Kais«*r selbst hat sich persönlich ein sol«*h«*s geschaffen. Die ix*istungen unsertstjgrossen Schauspieler werden in «len Filmarchiven nicht Jtnk-tzt stehen und das Können «lerjcnigen. gegen «lie Sie speziell in Ihrem Artikel zu Felde ziehen. wir«l man noch in Zeiten bewundern, H«*rr Magistratsrat. wenn gewisse Gerichtsurteile nur mich als Kulturdokumente eines be¬ schränkten Zeitgeist«** liclächelt werden! Mit vorzüglicher Hochachtung Horst Kutscher. Dresdner B ief. Die neue Saison hat begonnen und der Wettbewerb «ler einzelnen Theater s«*tzt augenscheinlich diesmal h«*ftig«-i als *<inst ein. U«*b«*rhaupt bietet «las K : notheaterwesei Dresdens zum mindesten äusserlich ein völlig veränderte Bild, ganz zu schweigen von «len innerlichen Wamllungci welch«* die Verhältnisse mehr hinter «len Kulissen durch gemacht haben. Das kk'inc J-aden- und Winkeltheat« ist rasch ein überwundener Standpunkt g«*worden. All* «lrängt zum Grossbetriebc hin und «li«* kleineren Theatr bvsitzer, «lie sich gegenseitig jetzt noch in wihlester un«l geschmacklosester Plakatrcklaiuc zu überschreiten suchci werden bald zu ihrem Schaden «*rkenn«n müssen, dass ihi Zeit vorüber ist und «l«*r Kinobcau««hcr heute Besseres ach« will, als sie ihm bieten können. Freilich noch schf-int * für «len «ilierflächlichcn B«*schauer nicht s«i. Aber. wer* man eine Statistik anf«*rt ig«**i wollte über die Abwanderui des btisseren Publikums in «li«* grossen Theater, sie wür gewiss *«*hon recht lehrreiche Zahlen «*rgi*b«*n. Dass «*i solch«* Entwickelung nicht nötig wärt*, wenn di«* klein* Theaterbesitzer mit dem rapiden Fortschritt in der Bram mitzugehen verstehen würden, brauch«* ich für <!<■» Wis» «len nicht auseinanderzusetzen. N«x*h wäre cs Zeit, n« ä ist «li«* .Lawine im Anfang, die kleinen Theater könnt u sich durch «*in«*n klugen Schaehzug aus ihrer Schussli bringen. Ich bezweifle nur. <ib sic «li«* recht«* Gel«*g«*nheit i ergreifen wissen werden .... Als im Anfang dieses Jahres «li«* ..U. T.-Lichtspie <lt*r Pagu auf «1er Waisenhausstrasse eröffnet wurden. «lies direkt ein gesellschaftliches Ereignis für Dn*-*: > Man fand hier, ganz abgesehen von «ler Gross«*, die ja «lui h- juis nicht «li«* ausschlaggebcn«k* Roll«* zu spi«*lcn brau* 1 «»twas. was «li«* Drcstlncr Thcaterbesüzcr bisher n ; !,r g«“bot«*n hatten: das vornehme Theatermilieu, «las gv ■ II- s« haftli<*h«* Drum und Dran, dk* Interessenverbin«! mit «l«*r Gesamtheit, mit «l«*n lokalen En*igniss«*n. «las war noch bisher nicht s«, intensiv angefasst word<*n. Iw* Premiere vor g«*lad(*n«*m Publikum, «ler Hofschausp ler «ils Prologspn*«*h«*r. ein wirklicher Dicht«*r als Vcrf -« -r «li«*s«*s Prolog«**, vomchnot«* Drucksachen, kurz, «dm 'b inachung. die nur zum Teil bisher von den bestell« : i ,n Theatern gewagt worden war. Das l\ T. ist auch vor lieh vorang«“gang«*n mit <l«*m Wegfall «l«*r geschmack Plakatreklame. Das hatte bisher nur «las „Olvmpiath* , r getan, im iibrig«*n „blüht" hier l«*id«*r «li«*se Unsitt«* n«x*h in «len schlimmsten Formen. Anfang Oktober ist ein neut*s, grösseres Licht spi* ll' i,, i** im Zentrum «*röffn«*t worden, «li«* „R«>dera-Liehtspi< 1 a " «l«*r verkehrsreichen Wils«lriifferstrass«*. Das neue TI» dürfte «‘benfalls eine mustergültige Kinobühne werde», eine wirkliche Zi«*r«le «ler R«*si«lenz un«l ein Anzi« 1 »P" punkt für die Fremden, für deren Unterhaltung Stätten in Dresden «*ig«*ntlieh n«x*h reeht mangelt Im allgemeinen lieginnen «li«* hi«*sig«*n gröss«*ren Tis*»*® jetzt mit einem lebhafteren Rcklamewettbewerb ' inz' 1 ' setzen. Wie«l«*r ein Schritt mehr auf «lern Wege zur "* n ' tralisicrung «les Kinobesuches" . . . Di«*st* Rcklo 1 »' ,! * freilich nichts wenig«*r als durchweg mustergültig geschmackvoll. Das „tiefergreifende Drama" und ähnbe kientöppliche Superlative spielen immer noch eine zu g r,B ' ! * Rolle, um «lie Reklame als vornehm gelt«*n zu lasst*»-