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Briiner Bureau: Berlin SW. 68, Friedrichstrasse 39 — Telephon Amt Moritzplatz 106o? Fach-Zeitung für die ges. Projektianskunst Mo. 359. Düsseldorf, 12. November 1913. Erscheint jeden Mittwoch. Lustige Pleite. Im „Berliner Tageblatt'' erschien kürzlich ein Artikel ■ ■hie Bilanz des Lichtspiel s‘\ Als Verfasser z< i, inet Herr Fritz Kugel. Diese beiden Zusammenhang -n- geii i.-n Tatsachen sind unterschiedliche Dinge. Man kann 'in Bilanz des Lichtspiels ziehen. Und man kann auch f'ri z Kngel heissen. Werden aber diese unterschiedlichen rat ;«-hen, wie in vorliegenden» Falle, in Zusammenhang gebracht, so einen sie sich zu einem Begriff von fest utn- risv-ncr Bedeutung. Dieser Begriff hätte sich sehlaekenfrei u«" niillenlos zu erkennen gegel»en. wenn Herr Kngel etwa •lei Htel gewählt hätte: Die Pleite des Lichtspiels. Denn •' ' nicht verborgen, da Li Herr Kngel seit j«- ein eifriger 'ft 'inder von des Kinos Untergang ist. Zu wiederholten Mal.-n hat er in seinem angesehenen Blatt das Wort er- gfiti- n, um von hoher Zinne die Schandtaten, die Unfähig- n, die Lächerlichkeiten des Kinos seiner grossen (, c!: ' indelaut zu erklären. Mit Inbrunst gab er seinem Hass P’geii da« Kino in beredten Worten Ausdruck, denn er »ai.n reden wie einer! und schwieg nur zu den Perioden, ‘he «len Aufschwung der Kinematographie in einer gar zu überrnachenden Weise und in einem zu überwältigenden h tnfange zeigten, als dass es ihm ratsam gewesen wäre, das *'fg« nteil so eklatant sich zeigender Tatsachen zu behaupten. -Wildem er nun inzwischen unter fleissiger Ausnutzung von fWhiUetts sich über alle Fortschrittsphasen des Filmwesens Überzeugt hat, zieht er also jetzt die Bilanz des Lichtspiels, -•an durfte mithin gespannt sein. l>er letzte Satz seiner Ausführungen sagt, zu welchem •^ultat er gelangte „A rmes Lichtspiel, un¬ glückliches Kiiiodrama. unveredeltes “nd arg veredeltes, was soll dann w e r - • So sagt er. Es erscheint ihm angemessen. d«*r W-he des Films ein ironisches Mitleid zu widmen. Aus- KWcchnet! Auf „arm" und „unglücklich“ stempelt er. ol sic ihm von je nicht passen, diese Objekte ah. vor deren jpWtnlich reicher Blüte die vorurteilslose Gegenwart in f "undcrung, zumindest in Anerkennung steht. Nicht Ute Bilanz will er ziehen, sondern totsagen möchte er < U-bendige, verächtlich machen will er das Imposante, e, l die ganze Richtung ihm nicht passt. Ks ist nicht ^tercssant. zu verfolgen, wie dieser wirklich prachtvolle Jf 1 ** 'üeser geistreiche Beherrscher de.: Wortgebildes, er . Sle * 1 dem Kino gegenüber das Amt des ..Miesmacher?" or en hat, seinen Bohrer ansetzt, um das harmlose Löchel- che.j zu gralK-n. in das er sein Gift träufelt. So sagt er etwa voll Harmlosigk« it. wenn ar üIht dk* Bewertung von Schau- spielgrössen für die Filmkunst redet: ..Wenn die Filmleutc sic bezahlen können und w e n n die Theaterdirek t< ren es .1 ulden . dass m • n i h re 11 a u p t k r ä f t e ihnen entwertet, so wird niemand Kinspriich erheben können." Klingt ans<-heinend sachlich und ist d«»ch nichts als unsachliches Aufhetzcn. Was hat mit der „Bilanz des Lichtspieles" nur um diese dreht «•- sich doch eine vermutete Verminderung von Theater- werten zu tun? Eine Bilanz hat sich mit dem Kin- und Ausgang, den» Auf und Ab aller derjenigen Werte zu befassen, die im Geschäftsverkehr des betreffenden Hauses Vorkom¬ men, für das die Bilanz gezogen wird. Welche Be- oder Knt - Wertung dabei für die Dinge einer anderen Firma heraus*«haut. geht diese Bilanz gar nichts an! Aber damit wäre in diesen» Falle Herrn Kugel nicht gedient. Ks geniigi ihm nicht durch die Blume zu verkünden, dass die Schau- spielergrössen Bassermann, Moissi, Schildkraut beim Hin« Fiasko erlitten, - er muss auch noch das Seine dazu I« i tragen, um den Hass « 1 er Theaterdirektoren auf das Kino zu schüren. Deshalb glattweg diese gar nicht zum Thema gehörige Behauptung, die an sich unsinnig ist. Aus tiefstem Dunkel hat sieh die Kinematographie ihre ersten Filmdarsteller hervorgeholt und sie zu einen» Weltruhm ohnegleichen geführt. — zu einer Popularität, die noch vor wenigen .Jahren unmöglich und ganz unerdenklich war' Und nun mit einem Male sollen nach Herrn Kngel Theatei- künstler. deren Ruhm von der Schauspielbühne her unan¬ tastbar feststeht, durch die Mitwirkung beim Filmspiel, das eine Fernwirkung in ungeheurem Malistabe garantiert, entwertet werden! Was diese ..Bilanz" in der Hauptsache bekunden will kennzeichnet der Satz über das Wesen des Films: ..l)a s Wesen des Films, soweit er dramatische Vorgänge dartun will, ist Rückschritt." Das sali eigentlich heissen: Allgemeine Pleite! Doch mir scheint, «lass das eine recht lustige Pleite wäre. Wie be¬ gründet der Unheilkrächzer seine Ansicht ? Er behauptet vom Filmdrama: ..Nehmt von diesen Handlungen alle* Drum und Dran: es ergibt sieh eine alte, unzählige Mab erzählte Anekdote von fünf Minuten Dauer.“ Diese B«' hauptung stellt er. wohlverstanden, vom Filmdrama auf und gibt als schroffen Gegensatz das Wortdrama des Theaters