Der Kinematograph (November 1913)

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Der Kinematograph Düsseldorf. No. 350. •>' or un«l gern gesehener Freund im Hause ist. Naehdem <1» übliche Begrüssungs- und Willkommen-Zeremonie zu K »de war. stellte mir Herr .facqueinin. der umsiehtigc Leiter «1« • kaufmänniselien Abteilung, in zuvorkommendster Weise ei i-n seiner Beamten. Herrn l'ttwiller. Expert für inter- n ionale Kum'spundeiiz. als Führer zur Verfügung. I ml ii' -i lx*gami der Kundgang durch die endlosen Kctrichs- i. ine der Fabrik, der einen ganzen Tag in Anspruch nahm. I' sauberen, hellen und luftigen Kannten ist hier ein gc- » tiges Heer von Arbeitern beiderlei Geschlechts be- iftigt. Wir durchschritten die diversen Werkstätten, i' denen die Aufnahme- untl Projektions-Apparate her- L'' teilt werden, l’eber hundert in weisse Kittel gekl« idete I ■ minechaniker itämmern. feilen und sägen und vollfiihrcn •■ui fast hvpnotisierendes Geräusch, in das sieh der tief- d 'linende Bass der ewig surrenden, gewaltigen Trans- i sionen mischt. Nebenan Is-fmden sieh die Räume zur K t wieklung und zum Trocknen der Negative. Ein nicht H 1 »et rächt lieber Platz im l’at besehen Fabrikgelände, zu <l< in aus begreiflichen Gründen nur wenig Auserwählte ii iit einmal «las Personal der Firma Zutritt haben. i vl 'iirdie Herstellung des Rohmaterials, der Films, reserx iert. mierten Filuikiinstlern eilt geschäftig hin un«l her. die gr«-ll- hunt geschminkten Gesichter und «lie fahlfnrbenen Perücken «l«*r unerbittlichen Strenge des Sonnenlichts preisgebend Alle Ränge, alle Genres sind vertreten Von «ler < ».m!»;.i serie. über ..Chlor und keil e Rollen“ bis zu den ersten Chargen. Man glaubt sieh inmitten einer Karnevakmlnutc. auf einem Fosehingsball «ler Münchener BlumensäL- zu befinden. Ritter aus dem Mittelalter. Damen im K» -tiim «ler Grisetten Henry Murgers. Bauern aus <l«-r Zeit Lud¬ wig XI\'.. .Mar«|iiiseii ä la Pompadour. Napok*oiiisch< Gardisten plaudern mul lachen mit lx‘frackten Kav »lieren ..«lernier eri". Vor einer Strassendekoration, «ii«-. meiner Schätzung nach, «lern Villette-Viertel mit seinen kleinen krummen Gässchen entnommen i-t. bilden Apachen und Dirnen eine Gruppe, in deren Mitte ein jung«*r Mann .Monokel im Auge. «l«*n linken Fraeksehoss abgeri-sci.. «leii rechten Fuss mit einem Schuh bekleidet, «len anderen Schuh in <l<‘r Hand haltend. s«>iiH*ii «listingiiierlen Zuhörern den neuesten Theaterwitz erzählt. In «l«*r Mitte <l«*s gewaltigen Saales, umringt von «lei l bunt kostümierten Völkchen der Filmseluvuspieler und der Maschinisten, sehen wir den Ge¬ bieter dea Ganzen, den Oberrogiusezr der Firma Path« Freies Herrn Capellani, im t*ifrig«*n Gespräch mit seinen Operateuren, denen er eben noch die letzten Instruktionen für die Aufnahme einer Szene «>rt«*ilt. Herr Gapcllani i-t ein«* schöne, imposant.* Erscheinung, ein starker, wohl- gepflegter blonder Vollhari umrahmt sein Antlitz, in dem Wohlwollen un«l Intelligenz gleich massig zum Ausdruck g.'langen. Seine Konije'enz in Regi«*«ling**n ist über jeden Zweifel erhaben un«l ihm ist zum nicht geringen 'Feile der Erfolg «l«*s Films vor «lern Publikum zu verdanken. Während wir uns so den Betrachtungen über «lie Person des Oher- n-gisseurs hingeben, schlagen plötzlich zornerfüllt«* Rufe «in«*r Männerstimme an unser Ohr: ...Mari«*! Sapristi! Wo stc«*kt sie denn schon wieder ' Marie’ Meine Pfeife! Marie' Mj.rie! Marie! Hininu Isapperlot . . . .!" Der Ruf erschallt von links. Instinktiv wenden wir «las Haupt nach «li«*s«*r Richtung und befinden uns vor einem kleinen, mit Möb«*l- stücken und Büchern. Globen und physikalischen In¬ strumenten überfüllt«*!» Zimmer. Ibis Studierzimmer eines Gelehrten, ln der Mitte, hinter einem mit Bänden. Zeitungen und Papieren bedeckten Tische steht «*in Mann in <l«-n sechziger Jahren, in der Kl«*i«lung der Wissenschaftler «l«*s vorigen Jahrhunderte. Ein langer schwarzer Gehns k um schliesst seinen Körper. Vatermörder, Halsbinde un«l Brille vervollständigen «las Kostüm. Xervös-hastig in «l«*n v»»r ihm liegenden Papierei wühlend, wendet er von Zeit zu Zt*it den Blick fragend nach «ler Stubentür. «lie wahr¬ scheinlich nach irgend einem anderen Zimmer «ler Wohnung führt. Seine Stimme schwillt bis zum ungebärdigen Wut schrei an und ein kräftiger Faustschlag auf «len Tis«*h setzt ein kategorisches Ausrufungszcichcn ans Ende des Satzes Ab«*r schon schreit hinter utis eine kreischende Weiberkehle ..Nun ja. was ist «lenn bis ? Hier bin ich; nur nicht so schreien, mein Gott !*' Es ist Mari«*, die langgesuchte. Ein Typus im Genre der Pfarrersköehinnen. Wir beginnen zu verstehen Ein Professor, «ler seine geliebte Tabakspfeife nicht finden kann, zerstreut, wie els*n die Herren sind. un«l ergrimmt nach seiner Dienstmagd ruft, die natürlich, wie eilen all«* Dienstmädchen, nie da ist, wenn man sie braucht. ..Der alte Herr." flüstert mir mein Cicerone ins Ohr. ..ist noch ziemlich jung. Es ist «ler bekannt« Schauspieler Krauss. und was er jetzt mimt, ist eine Szene aus dem berühmten Werke von Jean Riehepin ..1-a Glu“. Natürlich, jetzt ward 4 * auch mir klar. Ein wenig rechts von uns kurbelte der Operateur die ganze Szen«*. assistiert von «lern unermüd liehen Capellani. Die Firma Pathe Freres In-sitzt noch ein zweites Auf nahmetheatcr, ebenfalls in Vinoennes gelegen, nur einig» hundert M«*ter v«»n der Fabrik entfernt, in «lern die ..Soeiet» «les Auteurs (’inematographiques“ ihre Aufnahmen macht resp. v«>n Pathe Freres machen lässt. Auf dem Wege