Der Kinematograph (November 1913)

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No. 361. Der kinematograph — Düsseldorf. Sensationelle Filmtitel. Unter den Vorwürfen, die m ui in der letzten Zeit «len Kiuematographenthcateni und d t tu it der gesamten Film- hranehe gemacht hat, spielen die sensationellen Titel eine nü-lit geringe Rolle. Ks soll nun ga" nicht geleugnet werden, dass in «ler Tat in In'/.iig auf Kinotitel, Unter- und Zwischen¬ titel mitunter wirklich recht gesündigt wird. Aller man «larf sagen, dass in einer so junget Branche, wie «ler Kinc- matographenindustrie. naturgemäss erst eine Zeit der Ab¬ klärung die unerwünschten Erscheinungen des rapiden Auf¬ schwunges beseitigen wird. Bedauerlich ist jedenfalls, wenn auch die politisch links stehende Dresse, «lie sonst immer mit vollem Rts-Iit «lie l’ressfreiheit als eine der wichtigsten Errungenschaften der Kultur verf eht. dann versagt, wenn es sich um die Ankündigungen «ler itinematographentheater handelt. Selbst dann, wenn wirk i h Titel oder Untertitel von Films mehr als gesehmaekhis ausgefallen sind, sollte zum mindesten «lie gesamte freil eitliehe Presse Deutscli- lands daran denken, dass jeder Angriff auf die Publikation» freiheit in Plakaten usw. indirekt mich «len Ho«len gefährdet, auf dem die Freiheit des Zeit ungswesei is gediehen ist. Dass in Untertiteln «lieht selten alles mügliehe geleistet wir«l. zeigt die folgende kleine Auslese, die w ir unseren Lesern zu Nutz und Frommen unterbreiten: «lie Asche zum Andenken aufhewahren mit Satire begossen am Halse gewürgt auch Woigk eines unnatürlichen Tod«*s gestorben ? den K«»pl Fröhlich» in den Ofen gesteckt das plötzliche \c schwinden Woigks ein Mensch verbrannt l*-li habe «lie Angeklagte auch gefragt, oh sie von dem fleisch des Tot«» gegessen hat. Sie antwortete: Von dem Fleisch nicht, aber das Herz, lind es hat mir sehr gut geschmeckt. Später wiederrief si« 1 auch das. Die Angeklagte bricht in heftiges Weinen aus. beim Verbrennen der Leiehenreste überrascht Man hat die Eingeweide gefunden mit Ausnahme des Herzens, das die Angeklagte verzehrt haben soll, sehr fröhlich hergegangen Tag der Tat im Sehiitzenhaus im Tanzsaal viele Menselienkiioehen und R«»ste von abgekratzten Itlut- flecken Ein flüchtiger Blick schon auf diese Untertitel wird unsere Leser zu dem Ausruf veranlassen, dass hier in der Tat des Guten wirklich etwas zuviel geschehen sei. Wer die deutschen Zensurverhält nissc kennt, der wir«! ohne weiteres wissen, dass ein Film, «ler auch nur einen Teil des durch «lie olien wiedergegebenen Untertitel gekennzeichneten In¬ halts hätte, für die meisten deutschen Bundesstaaten vo vornherein verboten sein wiirile. Wir wollen unsere Leser nicht weiter auf «lie Folt« spannen. Die hier kurz erwähnten Sensationstitcl cn stammen durchaus keinem Film! Diese und ähnlicl Zwischentitel könnt« 1 man vielmehr in «lern grössten T< der «leutschen Presse finden’ Wurde etwa da ein Fi! derartigen Inliults an den Pranger gestellt ? Auch «li« Annahme ist hinfäl'ig. Die herv«»rgehobenen Schlngwor entstammen vielmehr dem Bericht über «len Drebkauer Moi prozess. Dass ein Mord immer das Interesse der Leser hervorragendem Masse findet, und dass infolgedessen < Presse auf diese Bedürfnisse gebührend Rücksicht nehn muss, ist selbstverständlich. in der ganzen Filml»raii< wird denn auch kein vernünftiger Mensch «ler Presse weg einer verhältnismässig eingehenden Berichterstattung iil Mordprozesse usw . einen Vorwurf machen. Ob man den Druck hervorgehobenen Satzteilen besonderen Ge«chm;> abgewinnen kann, mag dahingestellt bleiben. Für un>- Zwecke genügt es. darauf hinzuweisen, dass in der iii wiegend grossen Anzahl der Tageszeitungen so ziemlich n Richtungen «lie aensatione'le Gerichtslieriehterstattung in letzten Jahren mehr und mehr Brauch geworden ist. \\• also «lie Filmbranche Gleiches mit Gleichem vergelten w«> dann könnte sie sehr einfach unter Hinweis auf «lernt ! . Zwischcnt itel fast allen deutschen Z« itungen Zurufen : K< 1 erst einmal gefälligst- vor eurer eigenen Tür ehe Ihr d«-r K branche in U-zug auf Titel. Zwischen- und Untertitel irv welche Vorwürfe macht ! Ein« 1 «lernrtige Stellungnahme wäre um so bercchti. als nnt den fettgedruckten Zwmehentiteln, von «k-nen im vorstehenden nur einen T-ül wiedergegehen haben sensationelle Aufmachung der modernen Gerichtsls-n 1 erstattung durchaus nicht erschöpft ist. Wer sich unsern Lesern «lie Mühe machen würde, den Bericht Drehkauer Mordprozess in dieser Hinsicht kritisch <h Zusehen, der wir«l finden, dass ausser «len fettgedrm '• Bemerkungen noch zahlreiche Worte und Satzt«-il«‘ Sperrdruck hervorgehoben sind. Wir wollen in dieser sieht nur ein paar Proben geben: Grosses Lügennetz verwickelt ... - Schamlo- Weise . . . — Eingeweide verbrannt ... — Grausam k •" un«l Verbrechen aus dem Sexualleben ... — Salon Wunder buch «1er Hexenkunst ... - Leichenteile aut Acker vergraben ... — Rätselhafter Tod «l«-s Ehemannes — Sehr ausschweifend gelebt ... Mit «lein Kopt • - Get«'iteten unter dein Arm dav«'iiläutt ... - - Grosse \\ an «ler Stirn des Getöteten Einige Zähne b* gefallen .... - Weg« 1 » Ehebruchs mit !» Monaten Gels: In-straft ... Eisenhahiiernmntcl mit Rlutspritzcrn Die Kostgänger bekamen plötzlich aufb>llen«l viel Fl« i- BauerStahlProjektor ( 1913 - 1914 ) ist der stabilste aller Theatermaschinen :: in Leistung unübertroffen! 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