Der Kinematograph (December 1913)

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Der Kinematograph — PI—Hort. No. 366 tlreen Harbour. wo wir wilder mit «len ersten Schiffen und Leuten zusamment rufen Von hier aus wurden die ersten Grusne in <lie ferne Heimat gesantlt. Hi«*rher kam von Tromsö mit einem J,n~t- schiffe <l«*r frühere Ka|iitiin «h-s Schiffes «ler Schröd«*r- Strantz-Exptdition; Ho-eher, der ~cit dem Frühjahr nneh «ler Küekk«'hr von Spitzberg«*n im Krankenhause in Tr«mi~«> an erfrorenen Gliedern erkrankt darnieder lag und jetzt noeh auf Krücken gestützt gehen musste, um sein n«>« h gut erhaltei.es Schiff s«*lhst nach Tromsö zu bring«-!' Nach einer 4'.jtägig«-n Fahrt erreichten wir die Nordküste Nor¬ wegens. Im ungewohnten wannen Scheine «l«*r August sonne durchfuhren wir de« sngen Hammerfjord, an dessen Ufe.* sich griin«- Matten und Wälder ausl.reiteten. die für uns einen unbeschreiblichen Anblick boten, nachdem wir monate¬ lang nur ewiges Eis vor Augen hatten. Am 10. August, nachmittags um 3 Uhr trafen wir. bcgrüsst von «h-r staunenden Menge und unzähligen kleinen Booten, im Hafen von Tromsö ein. Diese, oft mit grösster Debensgefahr verbundene, mühe¬ volle Polar reise entschädigte mich insofern, als ich «in hochinteressantes und photographisch erstklassiges Film- material mit brachte, wodurch ich «lie mir gestellte Aufgaiie •glücklich gelöst hatte. Streiflichter aus der deutschen Filmmetropole. Zum Mnwr.'diiKl. — Aufe-hob*-«!«* Filmorb Ae. H«-st e\! l’nd wenngleich «li«* Neige bit'«-r schmeck’ wie eben «ler ganze .lahrgang war - - morgen wird ja frisch angezapft, tin«l hoffentlich ntundet und bekomm: der neue Stoff besser! Wir Kinoleute, die Vertreter modern¬ ster Kunst und Technik, nimmerrastenden Fortschrittes und nimmerermüdenden Entwäcklungsdranges siiul gewiss nicht abergläubisch und weit davon entfernt, der bösen Dreizehn irg«*n«lwelche unheilbringende Bedeutung beizu- mt*ssen. und «loch können wir nicht leugnen, «lass unter ihrem Zeichen «iic schwerste Krise anhob. die unser«« Branche jemals durchgemacht und — wer weiss wie lange' noch weiter durchzukämpfen hat. Das verflossene Jahr war ausserordentlich reich an Misshelligkeiten und Anfeindungen. Bedrohungen von innen ttn«l von aussen. Gefahren und Verlusten. Ks Iticsse Eulen nach Athen tragen all das hier aufzuzählen, was hindernd in den Gang unserer gesunden geschäftlichen und künstlerischen Entwicklung eingreifen wollte und eingegriffen hat. Man braucht nur an die un¬ selige Einführung «ler Kinosteuer, die Jugendverbote. Polizeibestimmungen usw. zu denken und diesen äusseren Einflüssen die schweren inneren Konkurrenzkämpfe ent¬ gegenzuhalten. um ein in groben Umrissen gezeichnetes Bild tles Jahres 1913 zu erhalten. l'n«l dennoch — eigentlich ist gerade aus diesem Grunde das Endresultat ein über¬ raschen«! günstiges zu nennen, dennoch können wir mit «ler Bilanz, oh sie gleich manche Verluste und nur magere Gewänne brachte, immerhin noeh zufrieden sein. Wie trübe schauten manche zu Beginn «los Jahres in «iie Zukunft! Welche schwere Schläge und Zusammenbrüche wurden prophezeit, weleh «Histere Perspektiven gezogen' Aber wenig von alledem ist eingetroffen. Wohl hat es einige Konkurse* innerhalb der Branche gegeben; doch überschritt ihre Zahl durchaus nicht die Norm. Die Fabriken haben durch Anspannung aller Kräfte versucht, den durch die Umstände bedingten Rückgang des Absatzes auf dem deutschen Markt draussen auf «lern Weltmärkte auszu¬ gleichen. und es ist ihnen grösstenteils auch gelungen. Am schlimmsten waren die Verleiher dran, und doch haben auch sie sieh, so gut es eben ging, mit den ungünstigen Zeit Verhältnissen und «lern Monopolsystem abgefunden l>cr grösste Feind «ler Theaterbesitzer war. wie schon er¬ wähnt. «li«- Einführung der Kinosteuer. Sie zu beseitigen, ist auch im neuen Jahre it«r nächstes Ziel. Was das Interesse «les Publikums anbelangt. *■> ist zum Glück kein Rückgang, sondern eher eine Steigerung zu konstatiere», das Sinken der Besuchsziffer in einzelnen lokalen un«l die Abwanderung auf niedere Platz«* wird sogleich nach lassen, wenn die St«'«iet aufgehoben ist Kann nun auch in «ler geschäftlichen Ent wieklung «les alten Jahres k«*in bemerkenswerter Fort¬ schritt konstatiert werden. s*> können wir <lcst«> zufriedener mit «icr künstlerischen Entfaltung «i«*r Kinematographie sein Gewaltige Werte siml hier gewonnen, hervorragende Krätt geworben und mancher Feind ist in einen Freund verwandelt worden. Auch in technischer Beziehung war d«*r Fortschritt unverkennbar: es würde zu weit führet,, auf Einzelheit t*t. einzugehen, ich will nur an den sprechenden Film und die Kinematographie in natürlichen Farben erinnern. Jahreswende - und was wär«l uns 1914 bringen? D«t Propheten zu spielen, ist ein undanklm'cs un«l wenig lohnendes Geschäft, besonders in «l«-r Kinobraneh«*. u<> -ich «las Gestern v«»r «lern Heute \ erstickt und «lie linke Haiul ui«- weiss. was «lic rechte tut. Noeh wi«s»*n wir ni«!<••• der Höhepunkt «U*r gegenwärtig«-!, K«isi> überwunden ist oder ob 1913 nur «li** Ouvertüre brachte und «las .spiel erst jetzt beginnt. Eines aln-r steht lest: unsere Feinde, seien « s Menschen, seien es widrige Zei’verhältnisse. -<*lk*n immer die rechten Männer am rechten Ort iin«l zur rechten Zeit zur Verteidigung unserer Kxistetiziiitetv-s«*n bereit finden' Nur unt«-' dieser Voraussetzung kann das Jahr 1914 <la~ bringen was wir von ihm eritoffen : Hut wieklung. Fortschritt < iewini Und nun rrrrrrr .... 3H5 Meter sind abgelaufeii. ein neuer Film wir«l eingek*gt. und wir wünschen all«*n unsern Ia?sern. «lass er ihnen Erfolg und Glück bringen möge! Emen immerhin rei-lit erfreulichen juristischen Erfolg hat uns «las alt«- Jahr noeh gebracht Das Ober vctu alt ungs gerieht hat als höchste Instanz von 7 «lureli «li«* Polizetzensui verhängten und von den betreffenden Finnen angefoehtenen Filmver'Miten nicht weniger al< 5 witder aufgeholicii Nur zwei Verl«ote konnten aufrecht erhalten werden l'utei diesen befindet si«*h ein Film, «ler «lie Lcidcnsgeschicht«- Christi «larst« 11t und «leswegclt trotz seiner künstlerischen Ausfülirung nus prinzipiellen GrüiKlen nicht durchg**lasscn werde« konnte. Inwieweit diese Prinzipien berechtigt siml. mag hier «labing«*stellt bleilH*n. Die Kimlerverb«>ti- zweier humoristischer Films, «lie angeblich (nach Bruniu-r- sehem Gutachten! I vom erzieherischen Standpunkt«* ans höchst bedenklich seien, weil darinnen Respektspersonen ins Lächerliche gezogen würden, hob «las Oberverwaltungs gerieht ciicufalls auf. da «lureh den Film w«dt-r ein«- Gefahr dune pädagogischer Ziele n«H*h «ler öffentlichen Ruh«-. * irdnung und Sicherheit zu l»efi.reht«*n sei. Denselben Erfolg erzielte «lic klagend«* Firma (Hepworth Manufacturing ('«• mit «lern Drama ..Am Fussc des Schafotts ". d«-r laut Gut achten des Geheimen Medizinalrates Sehl«*gten«lahl infolge seiner aufregenden. starkbewegten Handlung die Gesund heit «ler Zuscliaut'r gefährden sollte. Naelulem «li«* Rieht«*r der obersten Instanz «len Film selbst In-su-htigt hatten erfolgte dk* glatt«* Aufhebung «les Verbotes. Von zwei Film verboten, welche «lie Firma Max Reinhardt betrafen, wurde nur das eine aufrechterhalten, und ebenso musste «■in über «len ln*i «h*r Firma Otto Schmidt erschienenen Film ..Dr. Laflcurs Heilmethode" verhängtes Verbot sistiert weiden. Ks f«*hlt an dieser Stelle der Raum, «lie einzelnen Fälle ausführlich zu Itesprechen. Jedenfalls sind <lk* Ent seheidgungen des Oberverwaltungsgeriehts für uns v«»n gross«*r Be«li*utung. Von 7 Verboten 5 aufgcholx-n - <li«*ser schöne Erfolg wird sicher manche Firma, «lie sich bisher resigniert in die Härten «l«*r bekanntlich überaus rigorosen B«*rlin«*r Zensur fügte, ermutigen. Berufung g«*g«*n unberech¬ tigte Verbote einsuhgen und ihr Recht, selbst wenn <k Bezirksausschuss «l«*r Ansi«-ht des Polizeipräsid«*ntcn laut rat.