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Fach-Zeitung für die ges. Projektionskunst | Berliner Bureau: Berlin SW. 68, Friedrichstrasse 39 — Telephon Amt Moritzplatz 106 No. 377. Te T.-4 d p r rUM rt,r '- Düsseldorf, 18. März 1914. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck d« Inhalts,auch Irritationen. Das Berliner ..Tageblatt" hat. nachdem es zuerst Herrn Alexander Moszkowski in einem gedankenreichen Artikel über die Zukunft des Kinos sprechen liess. bald darauf Herrn Fritz .Engel das Wort erteilt, damit dies« r ja nieht die Gelegen heit versäume, dem Kino wieder mal eins auszuwischen. Es mag langweilig sein, den ästhetisch unanfechtbaren Elaborat ionen de- geistvollen Feuille- tonisten sachlich nachzugehen: dennoch kommt man nicht darüber hinweg, «lass Herr Engel der Filmkunst, einen in ein sanftes J .sicheln gehüllten Fanatismus entgegen- trägt. einen Fanatismus, der ihm sehr gewagte Behaup¬ tungen entlockt. Sie unwidersprochen zu lassen, geht einfach nicht an. Man kann unmöglich schweigen, wenn eine Behauptung auf gestellt wird wie diese*: ..Der l’rquell aller Kunst- gchärdung. ausser eben der Kino-Kunst, strömt doch noch immer aus idealen Bedürfnissen“. Man kann nieht schweigen, wenngleich man solche Auslassung nieht ernst nehmen kann. Die vereinigten Künste, sonnenhestrahlt, auf einer zarten Wolke, von selig lächelnden Engelsköpfen umrandet, gen Himmel steigend: — und unten im stinkenden Höllenpfuhl das uncrlöste Aschenbrödel, die verächtliche ..Kinokunst”. Heiligsprechung jeden Kunstgenres, weil es von Idealismus platzt: Verdammnis einzig der Kunst, die der Film auf¬ zubringen sich erfrechte. — weil einzig und allein diese Kunst — wie gnädig, sie überhaupt als ..Kunst" anzu- »prechen — nichts ist als — Geschäft! Alle Kunst mit Ausnahme der Kino-Kunst entspringt idealen Bedürfnissen. So Fritz Engel im Berliner ..Tage¬ blatt". Zwei Tage später erinnert Hermann Bahr im gleichen Blatt an derselben Stelle an jene grossen Maler ehrfurchtgebietende Namen . die ihre unsterblichen -Meisterwerke nur auf Bestellung machten! Da man Hermann Bahr restlos glauben darf, so wissen wir also, dass Engels Behauptung auf das Kunstgenre der -Malerei schon nicht — und zwar auf bedeutsamer Höhe nicht — zutrifft. Herrliche Gemälde und erschütternde Plastiken sind nicht aus ..idealen Bedürfnissen* entstanden, «mdem lediglich aus dem Grunde, den Engel der Kinokunst >m allgemeinen und dem Eicht spiel im besonderen als verächtlich unterstellt — : weil G.e Id ge m acht werden konnte!! Dass dies Motiv »ich bei kraft¬ vollsten Produkten anderer Kunstzweige in der Literatur, ir. der Musik unendlich oft wiederholt, ist nicht- Unbe¬ kanntes. Gar erst, wei n wir auf das Theater, «las Engel so energisch in Schutz nimmt, zu sprechen kommen' liier wird d«*r Haken bezüglich der ..idealen Bedürfnis- - > liedenklioh. dass Engel wohlweislich vorbeugt und in dem Satz vor jener kühne i Behauptung sich vernehmen lä-~t .Auch unser heutiges Theater möchte gern reich werden: das ist gewiss". Ihm Ls* die materielle Gier des modernen Theaters. «1er ganz unverhüllte rücksichtslose (Jesohäft -- Standpunkt aller grossen un«l kleinen Schaubühnen viel zu bekannt, als dass er es wagen dürft«*, ohne eine ent¬ sprechende Anspielung durchzukommen. Nein Herr Engel «las heutige Theater ..möchte" nicht nur gern ..reich werden viel mehr noch! —: alles «las. was Sie dem Lichtspie! nnhängen. trifft auf des Theater «ler Gegenwart mit voll- gcrüttelteni Maß zu! — es kümmert sich d«*n Teufel um ..iileale Bedürfnisse". s«>nd«*m es will nichts anderes als Geld machen. Geld machen und nochmals < Ö*1<1 machen!! Das ist von hervorragemlen Männern sooft mit sodröhnender Resonanz in «lie Welt hiueing«*ruf«*n worden und «lie Beweis■ sind jed<‘rzeit so leici t zu erbringen, dass es überflüssig sein sollte, «liese Tatsj-.clie hervorzuheben. Dem moderm-ti Theater ohn<* Ausnahme sind ..Kunst" un«l ..iileale !!«•- «liirfnisse" nichts als rechnerische Fakt«»ren: »lie theatra¬ lische Kunstgebärdung der J«*tztz«*it ist nichts an<l< als kaufmännische Buchführung mit regelrechter B«-- zifferung der dramatischen Produktion. Es ginge gar nicht anders mehr. Dem weltfernen Laien, der seine Träum«*, seine altvaterischen Märchen, sein Spielzeug haben muss, mag man von den ..idealen Bedürfnissen" der Theaterkunst vorschwätzen. — nicht den Fachleuten! Alter Fritz Engel wird sagen können, «lass man ihn eben nicht verstanden habe, da er doch vom ..Urquell" aller Kunst gebärdung spreche. Er würde sagen können zugegeben, «lass das heutige Theaterspielen nichts als ein«* Angelegenheit materieller Art ist. so entspringt doch <la- ursprüngliche. (1ms ureigent liehe Theaterspielen jenen ..idealen Bedürfnissen“, gleich jeder anderen Kunst lH*tätigiing. mit einziger Ausnahme der Kinokun-f' Au n «larin irren Sie. Hi*tt Engel! Wir wollen die anderen Kün—■ ausschalten und uns nur an «las Theaterspiel halten ebenbürtigen Pol zum Licht spie«. Entströmte «ler I npicll «les Theaterspielens ..idealen Bedürfnissen <hI«t war er