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D«r Kinematograph — DäsMldort. No. 384. IKt kühiio \Viig«*niut, «k*n die junge (Jt'wllsohaft, die no<.'h rii ersten Jahre ihrer Kiitwiektdiing steht, mit diesem Bau l'■■kulldet hat. der hinwiederum das Fmdukt langer sorg- I .tiger Krwägiingeii ist. venlient jedenfalls volle Würdigung, i; id wenn die T*]ikn-Film-<Je.sells<diaft »lie sieh ihr nan I • »enden Kxpnnsionsmögliehkeiten riehtig nuszunutzen \ rstehen wiril. wofür ihre l>isherige Kiitwirkelung jetlen- t U alle (k'währ bietet, so wird sie so sehnell in die v«»rdeisto I' ilie •■inrüeken. wie <la.-; wohl kaum einem andern Unt«T- I • 'imen zuvor vergönnt war. Ein französischer FÜmautor über die ausländische Zensur. Sk-Ihui lange grollt es dumpf in <len Reihen der fran- /■ iM-hen .Vutoren. Verleger iincl Fabrikanten derjenigen Films, die für die Exportation na<-h dem Auslande Ik- slimmt sind, l’nd dieser (Jroll wemlet sieh le<liglich gegen 'li< Z«>nsur, die In-sonders in Deutsehland. Fkigland und Ibi'slaiid ung<-heun> Verhee rungen unter tk*n aus Frank- I' li kommenden Films anrieht et. Diese drei iJimler sind ■il ■ I gerade «He hauptsäehlie-hsten .Absäitzgebietc der fran- /"-isedien Filmin<histrie. uml wenn man leedenk . mit wel- I Dpf**rn an Zeit. (k*ld und Mühe die grossen Verlags- fii »i uiul Fabrikanten r«*sp. deren Regisseun die Sen- ' iisfilms in Szene setzen, welches Quantum ''<»n fJenia- 1" uml phantastischen Erfindungsgeistes der .Autor "b dazu hergibt, mit welch waghalsiger Nichtachtung der ••'■-dir die Interpn*ten der Hauptrollen häufig Iwdien und •^' :::dlH*it aufs Spiel setzen, alles nur, um dem ganzen ''• kl- zu einem prächtigen (kdingi'ii zu verhelfen, so wird ni-i'i <lie Mißstimmung der französischen Autoren und ihrei 'lit irU'iter liegreifen, wenn sic mitansehen missen, wie mitunter die schönsten und wirkungsvollsten Stellen ihre> iiario, manchmal auch «ler ge.samte Film, dem deutschen, ' '«heil laler russisi hen Blaustift erbarnungslos zum '•i'tVr fällt. Die französischen Filmautoren, sjieziell diejenigc'n. die auf • inen Allgang ihrer FVtKlukte nach «lern .Ausland rechnen, vcr-.|.-hen ja, sich nacrh .Möglichkeit den Zensurvorschriften •KT Is-trefKuiden ausländischen Gebiete anzupas-ien. Es wlii'gt ihnen alier schwerlich, denn die .Ansichten ülier die schliesslich doch auf den im Volke wurzelnden ^'”'11 und (Jebräuchen basieren, sind zwischen Frankreich '•ii'l den anderen Ländern gar zu verschietien. l>em Fran- will eben oine andere Moral als die seine nicht ein- »•m hU'ii. Er sieht die blauen Strudle des Zensors und «dircibt doch wieder so wie er denkt. Und der Blaustift fast weiter und will sein Opfer haben! JSo, dass unter '«•n DMiten der Kinobranche schon leise der (Jedanke an '‘|m- Parteilichkeit der ausländischen 25ensur «lern fran- *'>si>fl„.,. gegeniilx'r aufgetaucht ist. Und ilieser CJe- "aiikc scheint hei den Kinoautoren allmählich festere Form */J"*d'»uen zu wollen. Einer von ihnen. Herr E. (J. Lacroix, ’^dne Kollegen eine gewisse Autorität im Aufbau des Wenn ein französischer Regiekünstler, sagt Herr Li croix, einen Film in Szene setzt, so trägt er zunächst den Härten iler deutschen Zensur RtH hnuiig; '‘r schaltet j<-d.- blw eines Diebstahls, nächtliclu'ii .Angriffs. Einbrmdis od.-i Totsidilags aus. Wenn er sich mit der englisidieii Z« n'~ n gut verhalten will, darf sein Szenario keinen Ehebnu li enthalten, noch weniger Stdbstmord-, Irrsinns- oder Tr;;: keil heit sszenen. Er lässt alle revolutionäivn FVagen iin Ix-rührt und vermeidet ängstlich, jede anden* Religion als die «irthodoxo aufs Tajud zu bringen, wenn er vor d n .Augen des russi.schen Zensors in (Jnaxlen lK*stelieii will Viel bleibt ihm allerdings dann nicht mehr übrig. Ik-i arme Autor ist nietlergeschlagen. Er hatte alles so seton ausgedacht und aufgebaut. .Mit gtslankenlei-n'm Koj.! cntschliesst er sich, in ein Kinotheater zu geben, in dfii ausländische Films vorgeführt werden, um sich tlort. Is i diesen Szenarii, die ja gerade in jenen IJiiidern. wo il <• Zi-nsur so grausam streng ist. ent standen, ausgiai Isii. t. inszeniert und gespielt worden sind, etwas zu inspirien- i Und was sieht der leriilx*gierige .Autor da ? .'<ehr häuf g einen Film folgenden (Jeim-s: Eine verheiratete F'rau. die bisher eine inust«‘rh;if’c (Jattiii gewesen ist. verliebt sich in einen .Anarchisten (v. n «ler russis<*hen Zensur verlioten !<. Sie verlässt ihren Klie- mann (von <ler englischen Zensur verixiten!) und iK-gclii. in ein revol’itionäres Komplott verwickelt, einen Totschlag (von der deutschen Zensur verboten!). Inzwischen sucht der verlassene Gatte wineii .S<-hmci-/. in .Alk'ihol zu ertränken (engli.sches Verlxit'). alx'r M-in Sc'hmerz geht nicht unter. Er wirft sich dem Spielteufel in dk* .Arme, spielt falsch uml stk'hlt (deutsches V*-rls>t ') Di*r .Mann. <len er liestohloii l.at. ist gerade iler, den s<-ine Frau zu ermorden im Begriffe steht. .An dimi Tage, da er vor den (Jes<-hworenen zu erscheinen hat, drängt sieh s<*ine F’rau vor den Kiehterstuhl. um ihn zu ndten. .Ms-i er hatte schon den F'ntsi'hljss gefasst, seim'iii Ix'lxui ge waltsani eui F'nde zu mjwhen (englisches Verlsit!) und sii b einige .Augenblicke vorher mit Zyankali vergiftet, um gerailc in dem .Momente zu sterlx-n, da seine Elx'frau ihr \\ r- brechen eingesteht. — Und da soll ein französis« her F'ilmautor nk-ht den Mut verlieren ? ! Fmgene .Manfeklt. Beim Kinokainz. Mein Besiieli in der Düsseldurfer F'iliiisehiile. Weit drausaen an der Peripherie wohnt er. in einem si-hre<-klk-h schönen, hohen Hause, gemeinsam mit mxdi -•) anderen Parteien nebst Kindern, Kostgängern und Pen¬ sionären. Zurückgezogen — tief im Hinterhausc, lieschränkt in drei kleiium Zimmern kdit er und seine Si hule nur iler Kinokunst und seinen Honoraren. Seine Existenz ist nixdi dunkel, etwa wie der Negativstivifen, iler «las Li<-ht des |wiiario nicht alispreclien, unterzieht ironisierend die Zensur I™ Auslände der französischen und der aus anderen Ländern ^ ^iiiienden Films einem Vergleich, bei dem er zu ganz ''^•nillen, lielustigenden Schlüssen gelangt. fnsur Tages scheut. Eine Reklameschleife mit Talmigold uml idern sein ordengeschmücktes Bild wies uns den Weg. \N'ir ganz aber wollen ihn belichten, auf dass er als Positiv erscheine. - hoffentlich wird dadurch der Wert nicht vermindert, wie Elko-Woche