Der Kinematograph (June 1914)

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No. 388. D«r Kioemstofraph — Düsseldorf. Erwartluig. Schon einige Monate vorher, am II. Januar, hatte Arago in einer Sitzung der .\k.ideiuio Andeutungen genia4.‘ht, clie st*hr geeignet waren, <la> allgemeine Interetwe noch höher zu Hohrauben, um so mehr, da auch ändert* berühmte (leiehrte, wie z.’ B. der Chemiker (lay-Lussac, durch ihre Berichte dazu beigetragen hatten. da.sa der franzötdsche Staat diene Erfindung durch einen genetz- mäanigen X’ertrag käuflich erwarb. Nach alledem war e» kein W'undei, da.sH an dem Tage, an dem die Bekanntgabe den l>aguerr >schen \'erfahrens in feierlicher Sitzung der Aka»len>ie der ^^’is»en.•^ollaften ge¬ schehen sollte, alle«, wa» in Pari« in Kunst und Wissenschaft nur irgendwie von Bedeutung war inlei sich für deren Fort¬ schritt interessierte, zum Palais Mazaiin strömte, so dass Tausende keinen Einlass famh-n und vor der Tür auf den Ausgang der Sitzung warten mu.s.sten ln dieser illustren \'ersammlung sprach Arago die dtnkwürdigen Worte; , Frankreich luit diese* Erfindung adoptiert und ist stolz darauf, sie der ganzen Welt als ein Clescbenk zu übergeben!” Wohl stdten lu»t eine Erfindung derartiges Aufsehen erregt, wie es hierbei der Fall war. l’eberall sprach man davon, ein jeeler wollte dagueritsitypiert sein. So kam es denn, dass Daguerre im Mittelpunkt tler allgemeinen Be¬ wunderung stand, hielt inan ihn doch für den Erfinder dieser neuen wertvollen Kulturerrungenscijaft und erw ies ihm dem¬ zufolge alle ertlenklichen Ehrungen, l'nd d«K*h hatte er sii'h in Wirklichkeit nur die Arbeiten eine« anderen zunutze gemacht, um darauf seinen Ruhm zu begründen. Der eigentliche Erfinder der Photographie war Joseph Nicephore Niepee. Er wurde am 7. März 17(>ö za Chalons-sur-Saöne als Sohn wohlhabender Eltern geboren und trat nach Ab- solvierimg seiner Studien im Jahre 1789 als Kavallerieoffizier in die französische Armee ein. Vc»n 179ö bis 1801 verwaltete er den Distrikt Nizza, nahm alsdann seinen Abschied aus dem Staatsdienst, um mit seinem Bruder Claude mecha¬ nische und technische Arbeiten zu unteniehmen. Die Kunst Senefelders, <iie im Anfang des 19. Jahr¬ hunderts in Frankreich eingeführt wurde, fand in Niepee einen eifrigen Schüler, der «ich seit dem Jahre 1811 mit ihr bewcdiäftigte. Bei der Ausübung der Lithographie kam er nun durch Zufall zu dem Resultat, dass, wenn man eine dütme AsphaltsChicht in flüssiger Form auf Metall bringt und dem Jjchte aussetzt, diese ihre Löslichkeit in ätherischen OelMi einbüsst. so dass beim l'ebergiessen nach der Belich¬ tung mit dem Lösungsmittel die beUchteten Stellen längere Zeit dem Lösungsmittel widerstehen, während die nicht belichteten sich leicht lösen, somit, wenn die Entwicklung rechtzeitig unterbrochen wird, das Bild in Asphalt auf dem lichten Grunde der I’latte steht. Im Jahre 1824 war es Niepee gelungen, die Bilder der Camera obscura zu fixieren. Drei Jahre später sandte er seinem Freunde in Paris eine Platte, auf der «ich die Repro¬ duktion eines Stahlstiche« befand, und zwar auf Zink geätzt. Damit tat Niepee den ersten Schritt zu dem heute in hoher Blüte stehenden Heliographieverfahren, ln der Zinkographie, ist das Verfahren Niepee noch heute von Bedeutung. Die Royal Sewiety in Isindon erhielt zuerst von dem Erfinder eine genaue Erklärung des Verfahrens, sowie eine Anzahl Proben zugesandt. Die Heliographie ist somit das erste praktische photographische Vertalu-en. Auch Aufnahmen nach der Natur machte Niepee, doch dauerte die Belichtungszeit mehrere Stunden. l'm die Erfindung Niepees weiter auszubauen und ihi Verbreitung zu verschaffen, dazu gehörte ein Mann, der ■seinen glänzenden Namen lür die neue Ertüidiuig hergab. und der alle Eigenschaften in sich vereinigte, um die Blickt- iler ganzen \Velt auf sich zu lenken. Dieser Mann aber wai Daguerre, mit ihm verband sich Niepee am 14. Dezembei 1829 durch gerichtlichen Akt zur gemeinschaftlichen Bc nutzung und Ausbeutung der Erfindung. Was dem stillen Forscher Niepee nicht gelungen, seiner Erfintlung Bitachtung zu verschaffen, tlas gelang den unternehmenden Weltniaime Daguerre. Dieser, am 18. N<- vember 1789 zu Cormeilles im französi.schen Departeinei Seine et Oise geboren, war erst Steuerbeainter, wandte sic) aber später der Malerei zu, um als Dekorationsmaler täti. zu sein, ln diesem Fache entwickelte er bald eine staunen¬ werte Geschicklichkeit bei tler Behandlung mul Beitutzun. tler lächteffekte. Wie verschiedentlich behauptet wir«' venlankt eine ganze .Anzahl Opern, die in jei.er Zeit in Pa: ziu- Aufführung gtüangten, eii en gros.sen Teil ihier Erfolg den vtm Daguerre gemalten Dekorationen. Wie dem i in aber auch sei. Tat.sache ist. da.s.s Ilaguerre eine canze Reil guter Panoi-amen malte, und wenn auch nicht die Phot- graphie. so dtK‘h das Diorama erfand, eine Erfindui'g. di<- ihm im In- un«l Auslande einen geachteten Nan en vc - schaffte. Neben seiner' künstlerischen Arbeiten beschäftigte >i' ii Daguerre auch anhalteml mit physikalischen Studier. 1'- sonders über tlas Jäclit und des.sen Wirkungen. F'bei ■ w urden Versuche zur Fixierung der Bikler in der Canu i obscura von ihm gemac^ht, jedtwh t>hnc Erfolg. Erst '. <■ Verbindung mit Niepee brachte Erfttig, st) das« Dagiiene im Jahre 1837 - vier Jahre nach Niepees Ttsle. tle> Untersuchungen er fortsetzte — ein. Verfahren ankürdiv» konnte, das ihm ermöglichte, in vier Minuten ein Bild -c bekommen. Die Anleitung zu diesem Verfahren hatt< von Niepee übeniommen. denn auch dieser benutzte sei. n versilberte Kupferplatten sowie Joddämpfe, die er. au--'' Schwefelkalium, zum Schwärzen seiner dünnen Aspii.'l'- schicht verwandte. Neu und von Daguerre erfunden .'.>r nur die direkte Einwirkung der Joddämpfe auf tUe versilb« i »■ Platte. Auf dieser bildete sich eine chemische Verbiiuli'iij: des metallischen Silbers mit dem Jod, das Jinl-silber. N'‘U war ferner die Entwicklung des nur .schwach «ichtb;ii*“n Bilde« durch Quecksilberdämpfe. Die Fixierung ge^' liah mit einer KochsalzlÖHung. Auf diese Weise hei^estellte Ib-oben waren es. wcU lie tler Akademie vorgelegt und als Daguerretrtypien bezeiclinet. tlen Ruhm Daguerre« als Erfinder der Photographie in alle Wett trugen. Auf den Antrag Aragos und Lussacs wurde am 9. Mai 1839 Daguerre eine jährliche Pension von und den Erben Niepees eine stilche von 4009 Frankt-i l>e- willigt, wofür sie die Erfüidung der Akatiemie zur Veröficnt- lichung überlassen mussten. Sofort nach der Veröffentlichung der neuen Erfii düng entstand unter den Gelehrten, Künstlern und männem ein reger Eifer, das Verfahren sowie die Aj»!«*'***' dazu zu verbessern. Doch trtitz der zahlreichen Neuerung«' litt die Daguerretitypie an verschiedenen Schwächen, wekne immer witder zu neuen Forschungen Veranlassung i; d»en. Man konnte die Bilder wegen der starken Spiegelung "ur bei Seitenlicht betrachten. Jede Vervielfältigung war geschlt>ssen, ausserdem waren die Bilder verkehrt. Fibn llfnrho lmbomw C lllU * W ULllC rieninslilKBtrliiierLikil-lliizNjiefS-