Der Kinematograph (July 1914)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 392. Der KinematoRraph — DUgseldort. IK'iruiig wa<'hgi‘rufoii hat. l>ei uns in Wien finhürgfrn zu wolh-n. l>a.Hs die I.iustl>arkeits.steuer in iK-utsidilaiid s<i nianclien Knill auf dein (Jewissen hat. ist leieht zu iKweiseii. Zwei Fälle aus der aller jüngsten Zeit geni'igen als ihüspiel; IK-r K<‘Mtzerdes..l’ala.sttheaters" in Breslau. Herr Kranz Thienier, hat den Konkurs annielden niiiss«*n. weil er nieht in «h-r I.iHge war. die Höhe «1er Lu.stharkeitssteuer zu ertragen Das Pala.sttheater in Bre.'lau zählte zu den ersten Kinos der Stadt und vermoohto trotz «h-r 1 k- deiitenden Kinnuhmen keinen Nutzen ahzuwerfcii, weil « Ikoi «lie LuMharkeitssteuer allen Nutzen f r a s s. Dem Breslauer Kesid«*nz-Kino erging es ganz ähnlie.i wie dem ralastheater. Der Besitzer «lieses Kinos sah sich infolge «1er Lustharkeitssteuer gezwungen, sein l’nt<-m«‘hmen zu s|K»rre:». l'n«! «lass er dies hloss aus jiurem V«Tgnügen getan hat. wird wohl ein vernünftiger Menscdi ni«-ht glaiilM-n. Die l'mstän«!«* zwangen ihn eU-n dazu. S<ilelK‘ Fäll«', die im l)«'utseh« n R«'i«'he .s«'it der Kin- führung «U'r Lustl>arkeits.steuer keine S<‘ltenh«'it gew«ir«l« ii siiul. liess«'n sieh eiulhis anführeii. Vielleicht iiit<‘ressiert sieh «ler \Njener Magistrat für dies«' Kinofallissements in IK'uts« hlun«l uii«l zi«'ht aus «iiesc'ii rechtzeitig «lie Is'hre. Die I.sig«' «ler Wii'iier KinolH'sitzer ist in «h'in ah- iP'laiifeiK'n .lalir«' eine mist'ralik- gewesen. Fin B<'.s<'lK»iiig«'n würde da kaum am IMatze sein. Die vielen neuen Kinos, sjK'zk'll «Ik' «lazug«‘k«>ninu-nen V«'rein.skin«>s, «Ik* M<in«»jMd- filmsiin«l«laniiülK'rhaupt «lieem|M'>r('n«le Si hmiitzkorkurren/.. «lie v«)n maiu lH'n Kin«dK'sitz<'ni getrk'lK'ii wiinl«'. da.s alk's hat iK'wirkt. «lass «lie \\j«'in r Kinos einen allg«'m«'in sehwä- elM'ren (J«'sehäft.sgang aiifwk'.st'n. Hin Wiem-r Kimihlatt. «Ijis mit gr«>ss«'in uii-l objektivem Knist «lie lnter«'ss«'n «l«'r \>j«'n«'r KiiudH'sitzer vertritt, hat Ix'iX'its zu «l«'r geplanten Lu.sthark«'its.steiier Stellung gt'iuimmen un«l «lient «lern H«'rrn Biirg« rmei.ster mit ein piuir Daten, «lie w«»hl g«'eignet siii«l. ihm «lie .Augen zu öffnen ()«i.s erwähnt«' Blatt iK'sprk-ht «li«' iinrentahle l*r«>sperität «ler Wiener Kinos im letzten .lahn' un«l In'merkt. da.s.s von «len lK*stelK'n«len «'a I4«t Kiiuis «'twa 20 zu verkaufen sind, weil der Ik'trieh diesc'r Ktahlissements eiim Unter hilanz «'rg«'licn hat. l)«M'h nicht gi'iiug «laran, djiss «Ik'.sc 2U Kin«>s zu vt'rkaufen sirul. Weit lK'Z«'i«'hnen<ler für «li«' Flauheit im WieniT Kin«i- iK'trielK' ist «lic Tatsa«?he. «la.ss «liesc 2ö'Kin«)s keine Käufer fiiulen. einfa«'h deshalb nicht, weil cs heute keinem Kauf¬ mann mehr einfällt, sein Vcrmög«'n in einem Kin«) zu invtwtk'ren. Solch«« Fälle waren vor zwi'i «>der «Irei .fahren ntK'h unmöglich. Eine Kinolizenz repräsentierte eine be- nei<ienswerte Kapitalsanlage. heut«« ist sie ein Stückchen wertloaes Papier, nichts weiter. Es ist freilich nicht aus- genmeht, dass «Liese tristen Zustän«le anhalten, aber vor¬ läufig ist eine Besserung der V'erhältnisse au8g«'schl«)ssen, und (Liesen Verhältnissen hat eine Gemeüidevertretung, in¬ sofern sie nicht den Ruin von Hunderten oder gar Tausenden Existenzen auf ihr (J«'wiss«*n nelinu'ii will. R«'ehnung zu tragen. IK-r Herr Bürgermeister soll doch einmal «'inigen W'iener Kinos, ganz egal, «d> gross«*n «aler kh'inen Stils, einen Ik'sueh abstatten und sieh ülK'rzeiigeii, wie b o m - beul e e r sie sind. Aus eigener Ans« hauung s«ill E.\- zellenz Wei.sskirehner urt«'il«'n. nicht was ihm ein paar anit-lieh iK'stellte Zuträg«'r ins (dir raunen. (Jerade «ler .Mittelstand ist es und di«' ärmste Ik'völ- k«'rung. die zu den Bt'suchern des Kinos zählen. .Mt'iis« hen. die na«'h gi'taner Arlx'it glück'ieh sind, in einem Kino eine angenehme Stunde verbrüig<'n zu können. Das Kino¬ publikum rekrutier*, sich in der Hauptsache aus Mens«'h('n. die das B«‘«iürfnis na«'h Z«'rstr«'uung halN'ii, die sieh alx'r einen kostspieligen .Sitz im Theater. Vark't«' oder Zirkus nicht leisten können. Und die.sen arnK'ii .Mensc-hen, will der ludde Herr Biirgernieist«*r, der A'olksmunn. ihr letztes Stü«'k«'hcn Wrgnügen n«'hmcn. will dies«' arins«'lig«' Stund«' von Z«'rstri'uung und Erholung mit einer Lu.xu.ssteuer ix«- leg«'n! Das Kino geluin «l«'m \'olk. und was dem Volk gehört, darf ein VolksbürgeriiU'ister nicht iK'.sU'iM'ni. Traurig g«'nug. dass er der .Anrt'gcr «lk'.s«'r Steiu'rid«'«' ist. Von ihm hätte man erwarten niüsseii, dass er .StciU'rlusten virmirdert und nicht erhört. W ir halx'ii. wie ich s«'h«.n «'iiimal erwähnte, in Wien «'twa 140 Kinos. In «lelii .Augenblick, «la «li«' Lustbark«'it.'- steu«'r in Kraft tritt, darf man mit |K)sitiv«'r H«',stimiiith«'it annehnien. dass ven den 140 Kinos mindestens ."»o lio zus|K'rren. r«'s|x'ktiv«' zu.s|H'rr('n m üssen . w« il sie elx'ii nk-ht in der l>age .sin«l. Ix'i «len kk'iiu'ti Kiiikiinften «'ine s«i gr«>ss..' .SNt«'u«'r zu zalil«'n. .Man wir«l ut s vk'lk'ieht «-in- w«'n«l«'n. dass man es auch s«'hon in .Mähren mit «'iii«'r l..ustbarkeitsst<«u«'r v«'rsu«'ht hat uii«l iieiK'stens dies«, auch in Tn.ppau. «ler s«'hl«''i.<«'h«'«i L.anil«'shatiptst:i«lt. einziiführ«'n g«'denkt. In Mähren Ix'trägt «li«' Kr«lr«»ss<'liingssteu«'r 20",,! \'«ui einer Knme Einnahm«' iiiu;-« der KimdK'sitzer 20 H<'ll«'r als Lustbark«'itssteuer abli«'fern. Ik'ih'iikt man. «la.ss «'r «l«K'h auss«'r «lies«'r I,.ustbaikeitsst«'uer n«»eh amli-r«' H«'gien hat. P'ilms. Zins. Lieht. Port«., Keklaiii«' iisw.. dann kann man sieh k'k-bt ausr«'ehn«'n. wk- «'r n'iissiert'ii kann, vielmehr w i«' r ii i n ö s die Lustbark«'it.sst<'u«'r wirkt! Wir wisM'ii friilk'li mn'li iiii-ht. mit wieviel Pnizt'iiteii der Liistliarkeitssteuer die W k'iu'r U'ilaeht werdi'ii. .Ms'r «las k«>mmt gar nicht in Ik'triu'ht. Die heutige (Jesehäfts- lage «le*- W ieiw'r Kiimlx'sitzer vi'rträgt n i e h t «' i n m a I c i 11 P r o z ent S t c ii «' r! .Man hat in amlen'ii Stä«lten und lM'.soi>«lers im lH'na«-h- barten Ih'iit K'h.'ii K«'i« he in viv'k'ii Xj'rsa’ionlungi'ii g«'g«'n di - L.istbarki'itsr-ti'iu'r protesti«'rt. Di«' Piot«'st«' halw'ii nicht., genützt, l'n«! sie werden wahr:>eheinli«'b in Wj«'n auch wx'iiig nützen. Ni«'hts«l«'stow«'nigei hätt«' man «'s v«'r- siielu n solU'ii. die Ix'trt'fh'ndeii Fakt«in'ii in d«'r (Ji'meiiide- ratsstulx' «'nts('hi''«l<ui<'r aufzuklär«'ii. als es bislu'r g«'seli''lM ii ist. IK'r Lk'iehsverban«! hat skh in «h'r k'tzten Sitzung mit der Liistbarkt'itssteuer Is'fasst. als'r «'s ma- ht«' fa.sst «len Ein«lni«'k, als «>b ihm «li«' .Sa«'he n«H'h iiieht ernst gi iiiig schien«'. ZumiiuK'st mu.S'ten .Aus.s<'nst<'heiid«' «lies«'ii Eiii- «lru«'k empfang('ii IK't K«'iehsv.'rban«l «l. r österreieliiselicii Kinolx'sitzer hat insofern einen taktiselu'ii h’i'hk'r lM'gaiig('n. als «'r zu «k'r Ver:«auimbing di«' B«'sitz('r «xk'r präziser Wr- walter (!) «ler Veit'iiiskimis nk-ht einliid. In si.lelM'i« Dingen, die ein energiw'hes Vorgehen v«'rlang«'ii. ist ein gomein¬ sam er Kampf immer wirksamer, l’iid selain st«'llt sich das Uelx'l die.ses taktischen Fehler.« «'in. da die Wiener Vert'iiiskinos gesondert eine .Aktion g«'gen die Lust- barkeitssU'Ut'r führen w<»llen. I>ie Vereinskinos erklären, dass sic ohntHlies schon genug holte .Abgaben ihrer Ein¬ nahmen leisten, da sie dfX'h einen Teil ihrer Einnahmen wohltätigen Zwecken zuführeii. und dass dies«' Zuwendungen für die Wohltätigkeit in den meist««n Fällen di«. Höhe der Lustharkeitssteuer ülx.rschreiteii. Es ist gar nicht so aus-