Der Kinematograph (September 1914)

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Fach-Zeitung für die ges. Projektionskunst Vertreter für Berlin: Jos. Raeven/ Berlin-Wilmersdorf, Nikolsburger-Platz 4. :: üeleph. Amt Uhland 186 gebühren hintu* Inland vierteijlhrl 3 Schluaa der Redaktion und Anzeigenannahme: Montag Abend. 1 Anzeigenpreis: Nonpareille-Zeile 20 P*g. = § Stellen-An zeigen die Zelle IO Pfg. No. 401. Tck *Ke^^A*i* 3 «i rtu “' Düsseldorf, 2. September 1914. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszapvdisc, verboten. Oer Kinematograph im Dienste des Heeres. Wie alle Errungenschaften der neuzeitlichen Technik: Fernsprecher, Funke, itelegraph. Fahrrad. Automobil. Flug¬ zeuge etc. sieh einen IMatz in der Heilte der militärischen Hilfsnittel errungen haben, so ist auch der Kineroc-to- graplt sehr bald für die Zwecke der H e e r e s v r r - w a 11 u n g nutzbar ge nacht worden. Wir haben in einem unserer kürzlich erschienenen Aufsätze schon flüchtig darauf hingewiesen, welche Bedeutung die Kinematographie für eine moderne Heeresleitung gewinnen kann. Es sei hier zunächst daran erinnert. dass die b a 11 i s t i s'e he K i n c- m a t o g r a p h i e der militärische t Materialprüfungs- komtnission ein unübertreffliches Hilfsmittel geboten lu t. die einzelnen Phasen der Geschosse und ihrer Wir¬ kungen in den versebwindendsten Details festzuhalten ui d an Hand der Einzelbilder für Verbesserungen und Vervoll¬ kommnungen Aufschlüsse zu geben. Die Gelände- Kinematographie. von Luftfahrzeugen •i u s . hat für die militärische Kartographie ihre besondere Bedeutung und die mit Hilfe von Aeroplan- Kinc- ni a t o g r a p h e n festgehaltenen Aufmarschszenen feind¬ licher Truppenmassen sind sowohl in der augenblicklichen Verwertbarkeit von unermesslicher Wichtigkeit, als auch von unvergleichlicher Bedeutung für spätere Rekonstruk¬ tionen des Manöver- und ganz besonders des blutigernsten < Sefccht sf eldes. Die k i n e in n t o g r a p h i s e h e n Ex- 1» e r i m e n t e der Kriegsakademie und dis Genendstabes haben sich in Friedenszeiten sehr viel in der Richtung der Vervollkommnung der Geländekinematographie von Luft¬ fahrzeugen aus bewegt- uml es waren besonders einige grössere deutsche Kinoap{iaratebaufabriken rnit der Lieferung der Militärsonderkonstruktionen betraut. Diese Tatsache ist aus leicht verständlichen Gründen fast völlig unbekannt geblieben, ein Beweis dafür, wie vielseitig und weitsichtig die deutsche Heeresleitung alles in den Kreis der Verwendbarkeit zog, was von Vorteil gegenüber feind¬ lichen Operationen sein könnte. Von einer direkten Verwendung der Kinematographie in einzelnen Truppenteilen oder Waffengattungen, wie z. B. in der französischen Marine, ist nichts in Deutschland be¬ kannt geworden. Die französische Marinelei¬ tung ist fast genau vor Jahresfrist dazu Übergebungen. an Bord mehrerer Dampfer Kinematographen aufzustelleu. mit dem für die Mannschaften Vorstellungen veranstaltet wurden. Diese Arrangements erfreut .*n sich nach Meldungen französischer Tages- und Fachblät'cr grosser Beliebtheit. Man kam bald dahinter, dass diese Schiffskinematograplirn ein sehr gutes Diazipl inmittel seien, denn dir Entziehung des Genusses der Vorstellungen war den Be¬ troffenen stets schmerzlich. Sie bildete sjiäter sogar eine Strafe, die Inn Vergehen leichter Natur verhängt werden konnte und \on dm Matrosen sehr gefürchtet wurde. Nach militärischen Urteilen ist es f—tsteilende Tatsache, dass man seit Einführung des Kincmatographe.i an Bord der Panzer eine gewaltige A I» n a h m e der kleinen Vergehen bemerkt hnb.v Ein Beispiel dafür, wie wertvoll kinematographischc Aufnahmen sein können, lieferte zurzeit des italienisch- tripolitanischen Krieges die Zufallsaufnahtiu- von der Beschlagnahme des franz.ösisehen Dampfers „C a r t h a g e“ durch die Italiener, «len ersten der Zwischenfälle, die damals eine sehr scharfe Zuspitzung in den politischen Beziehungen zwischen Frankreich und Italien gebracht halten. Der Film, den ein zufällig mit der ,,<’arthagc“ reisender kinematographiseher Opera¬ teur mit seinem mitgeführten Apparat »ufgenomnten hatte, bildete ein zwar eigenartige--, aber höchst w ert - volles historisches Dokument, dessen Be¬ weiskraft von den Diplomaten und Juristen des Haager Schiedsgerichtes, das sich mit der Affäre zu be¬ schäftigen hatte, auch voll anerkannt wurde. Ih r Operateur hatte sieh, als die italienischen Signalsehüsse krachten und tler. sensationelle Zwischenfall sieh daraufhin abspielte, beeilt. seinen Apparat in Tätigkeit treten zu lassen. Man sah auf dem Film deutlich, wie der italienische Offizier an Bord des französischen Dampfers kam, und wie der Aeroplan des französischen Fliegers, den die Italiener als zur Unter¬ stützung des Feindes bestimmt ansahen, von ihnen mit Be¬ schlag belegt wurde. In deutschen militärischen Fachschriften hatte man schon im Jahre 1U12 Aufsätze, zum Teil mit erläuternden