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Fach-Zeitung für die ges. Projektionskunst Vertreter für Berlin: Jos. Raeuen, Berlin-Wilmersdorf, Hikolsburger-Platz 4. :: üeleph. Amt lihland 186 No. 435. Düsseldorf, 28. April 1915. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck dm Inhalt«, auch iguap«ilu i virhntcn. Filmkritik und Presse. Kn wäre überflüssig, an dieser Stelle ein Elaborat älter den Wert der Kritik loszulassen. ..Ohne Kritik kein Fortschritt“ - in diesem Dogma allein offenbatt sieh der unentbehrliche Nutzen der Ktilik. und es gi u wohl auch innerhalb unserer Branche kaum einen Menschen, der nicht von ihrer Notwendigkeit ülx-rzcugt war- Trotz¬ dem liegt es in der Natur der Sache, dass gerade die Kritik ein (»egenstand beständiger Anfeindungen ist und allen möglichen und unmöglichen Angriffen, l'nterdrückungs-. rgnorierungs- und Beeinflussungs versuchen ausgeset/.t wird. Und der Grund hierfür? Weil tlie gerechte Kritik die Pflicht hat. nicht nur zu loben, sondern, wo es ange¬ bracht erscheint, auch zu tadeln. Daher wird eine unpar¬ teiische Kritik immerdar den Maßstah für die IJütc ebtes Werkes und die Grundlage zu dessen Beurteilung bilden Sie ist ein wichtiger Kult urfaktor. ein Leucht tu in auf dem weiten Meere der Kunst, der Ideen, des guten («e- schmaeks und wird dem wahren Künstler nicht eine gefähr¬ liche Gegnerin, sondern eine gute Freundin und t "cuc Ratgeberin sein. Das horufem* Ausdrueksmittel tler Kritik ist die Presse. Zwischen Presse und Kritik besteht die denkbar engste Verwandtschaft — in unserer Zeit wäre die eine ohne die andere überhaupt undenkbar. Es ist daher kein Wunder, dass die Presse eben wegen ihrer kritischen Tendenz sehr oft zum (»egenstand engherziger Anfeindungen gemacht wird und zuweilen einen recht harten Stand hat Die kinematographisehe Fachpresse bildet hiervon nicht nur keine Ausnahme, sondern hat besonders schwer unter der Abneigung gegen unparteiische Kritik zu leiden. Die Ursache hierfür ist leicht erklärlich. Unsere Branche hat sieh mit Riesenschritten zu ungeahnten Höhen aufgc- schwungeil. vermochte aber das prunkvolle Flitterkleid des Parvenues nicht so rasch ahzuseliütteln w ie die Kinder¬ schuhe. Nach den staunenswerten Erfolgen, die ihr bc- schieden waren, ist sie gegen jeden Tadel um so empfind¬ licher geworden, als durch ihn der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit erschüttert wird. Man lässt sieh deshalb die Kritik gern gefallen, solange sie gefällig ist und loht. Findet sie aber irgend etwas auszusetzen, wagt sie es gar einmal, einen Film gänzlich abfällig zu lxmrtcilcn. dann sucht ntni den unbequemen Nörgler mit allen zur Ver¬ fügung stehenden Mitteln nhziischüttcln und unschädlich zu machet . Beschränkten sieh diese Anfeindungen auf eine blosse Kritik der Kritik in bezug auf ihre Form, so Hesse mau steh <la> wohl gefallen. Gewiss, die Kritik zeitigt zuweilen Auswüchse, und es ist schon viel über ihre ..Verrohung” geklagt worden. Gerade unsere Fachpresse aber darf sielt von diesem Vorwurfe völlig frei fühlen. Mir ist kein ein¬ ziger Fall tgekannt. itt welchem eine abfällige Rezension in irgendeine inwürdige Form gekleidet gewesen wäre Solche Art der Kritik fand bisher in den Spalten der Fach¬ presse keine Aufnahme und soll auch in Zukunft aus ihnen verbannt bleiben. Es ist lediglich die strengste Sachlich¬ keit deren sich jeder ehrliche Kritiker befleissigt. Itefleissi- gen muss, welche mau uns so oft verdenkt und übel nimmt Ohne weiteres sei zugegeben, dass die abfällige Beur¬ teilung eines Films in der Fachpresse »len l>etreffenden Fabrikanten geschäftlich schädigen kann. Aber sollen wir deshalb unsere eigene Meinung verfälschen, dürfen wir lohen, was uns missfällt, oder auch nur die Erwähnung »ler Mängel, die zu beleuchten unsere Pflicht ist. unter¬ schlagen?! — Wahrlieh, unserer Branche wäre schlecht damit gcilient, und das Vertrauen zur Fachpresse müsste auf ein Minimum herabsinken' Keines Menschen Werke sind gleich wertvoll. Jede Filmfabrik, und mag sie noch so sehr auf «ler Höhe »ler Zeit stehen, bringt unter zahlreichen künstlerischen Schöp¬ fungen einmal ein mimlerwertigeres »Zeugnis hervor, jeder Regisseur begeht einmal einen Missgriff, für jeden Schauspieler gibt es Rollen, »lie ihm weniger liegen Was aber geschieht, wenn die Kritik, in dem ehrlichen Be¬ streiten zu l>t*sscrn und zu veredeln. Mängel rügt und Miss- stände aufdeckt? Man liestiirmt das lietreffende Faoh- hlatt. »las es wagte, ihr seine Spalten zu öffnen, mit empörten Vorwürfen, verlangt kategorisch für die Zukunft nur günstige Besprechungen mul droht int entgegengesetzten Falle wohl gar mit Inseratenentziehung und Aussehliessung bei der Vorführung von Filnmeuhciten — Boykott.