We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
Xo. 440. Der Kinemato^raph — Dfisseldorf. Pertiönlichkeiten ein recht beträchtliches Kapital. Es (genügt (la nicht, einfach einen Saal zu mieten und ihn in ein Kino umbauen zu lassen, der Hau muss vielmehr von einem befähigten Architekten seinem m'sondertm Zwet'ke entsprechend gestaltet werden. Auch die Einrichtung, die an den guten Geschmack des Publikums appellieren soll und meist rcichc'ii Luxus oder wenigstens vornehme Eleganz zeigt, ist kostspielig. Kostspielig i.st schlh-sslich auch der ganze B<-trieb. das I*rogramm, ilie Hedienung usw. Dafür sind die Einnahmen de- Individualkinos, dessen Publikum natürlich den zahlungsfähigen Kreisen angehören muss, entsprechend höhere. Es wird als Sehens¬ würdigkeit viel von Fremden besucht, hat aber auch sein treues Stammpublikum, das sich hier wohlfühlt und. weil es keinen Ersatz, kein Duplikat seines Theaters findet, immer wieder zu ihm zurückkehrt. Damit ist nun durchaus nicht gesagt, dass nicht auch kleinere Theater älteren Stils gewisse Individualisierungs¬ bestrebungen verwirklichen könnten. Wenn es ihnen auch nicht möglich ist, sich direkt in ..Individualkinos" zu verwandeln, so kann doch oft schon ein gutes Bild an einer kahlen Wand, die geschickte Anbringung einer hübschen Portiere, ein einfacher Zug%-orhang vor der I*ro- jektionsfläche u. ä. Wunder vrirken, den guten Geschmack des Theaterleiters dokumentieren und dem Raum tnn persönliches Gepräge verleihen. Kinos, in welchen neben tler Bildvorführung noch die Rezitation üblich ist, besitzen in ihr ein treffliches Mittel, den Darbietungen einen beson¬ deren Charakter zu verleihen. Eine gute, dezente Rezi¬ tation ist sehr wohl imstantle, neben ihrem Selbstzweck, der Erklärung der dramatischen \'orgänge. im kknnen. intimen Theaterraunie den künstlerichen Wert eines Film . zu heben. Verschiedene Kinos haben es verstanden, diese gesprochenen Texte vollkommen individuell zu gestalten, indem sie dieselben von Schriftstellern ausarbeiten lassen. Jedes Theater kann sich das natürlich nicht leisten, denn die Sache ist ziemlich kostspielig. .Andererseits abt'r rentiert sie sich auch; dtum eine sorgfältig ausgearbeitete, stilistisch einwandfreie, individuell gestaltete und wiikungs- voll vorgetragene Rraitation vermag das Publikum oft wie wenige andt're künsilerische Hilfsmittel anzuhnkcn und zu fesseln, ja, sie kann ihm mit der Zeit sogar zum unentbehrlichen Bcflürfnis werden.. . . .Auch die Art der Reklame ist von grossem Einfluss auf den Charakter eines Theaters; sie kann mit Rocht als seine Visitenkarte bezeich¬ net werden. Für die künstlerische Entwicklung unserer gesamten Industrie sind die Individualkinos von entscheidender Bedeutimg: denn das Bestreben, eigenartige, persfinliche Kirnst in h<>;hster Vollendung zu bieten, teilt sich durch sie auch der Produktion mit. Sei es im Lu.stspiel, im sentimentalen wler realen Drama, in der Groteske oder im historischen Film — die bewusste und gewollte Betonung künstlerischer Eigenart dient stets zur Hebung des Werkes an sich. Hoffen wir deshalb, dass diese durchau-s gesunden Bestrebungen sich in der seitherigen Bahn weiterentwickeln und vervollkommnen, dann wird das Inilividualkino das Theater der Zukunft worden. R. G e n e n n c h e r. Die ungarische Filmindustrie. Die im Emporblühen begriffene ungarische Film¬ industrie nimmt durch intensivere Betätigung auf dom Gebiete der Filmproduktion immer erfolgreicher den Wett¬ kampf gegen ausländische, hauptsächlich aber gegen die boj’kottierten Filmfabriken auf und beschickt häufiger den heimischen Markt mit zumeist hervorragend gelungenen Films, mit Films, deren Inhalt von heimischen namluiften Autoren geschrieben, von unseren beliebtesten und aller¬ ersten Schauspielkräften der staatlichen und Privat- thtiater, sowie von Variet^bühnen-.Mitglhidem gespielt, von Budapest er Filmfabriken gefilmt, als reii* ungari.sches Erzeugnis auf die „Leinwand geworfen“, zur Ehre der I’roduzentCTi und zum Ruhme unserer E'ilrnfabrikon ge¬ reichen. Die Films, in ein- oder mehraktigen Handlungen humoristischen, seriösen, phantastischen oder volkstüm¬ lichen Inhalts, zeichnen sich nicht allein in der Mehrzahl durch famoser. Szenenaufbau und umsichtiger, joden Effekt erfolgreich hervorhebenden Regie aus, sondern vorzugsweise auch durch das hierzu verwandte treffliche .Material und «lie plastisch scharfe Photographie. Seitdem, das gute, kemungarische V'olksstück aus seinem Heim verdrängt und dieses dom Xationaltheater überlassen musste, dort wo es einst Triumphe gefeiert und sich einen unvergänglich guten Ruf erworben, nicht mehr lebens- berechtigt ist, sind die famosen, ungarischen Volksstücke, die so herrliche Szenen auf die Bühne stellten, von allen hiesigen Theatern vernachlässigt, verstossen und ver¬ waist. Seit einiger Zeit sind die besten und ältesten Volks¬ stücke gefilmt, zu neuem lieben erwacht und haben sich auch im Kino bestens Iiewährt, wozu beträchtlich noch die wirkungsvolle Original Begleitmusik beitrug. Wo diese oder überhaupt von namlmften heimischen Autoren stammenden Films jetzt gespielt werden, steigert sich jenes Kinos Kassonerfolg gewaltig und bedingt sogar öftere Aufführungsprolongationen, obwohl diese Bilder nicht unter einer Woche in den Kinos gespielt werden. Von den gefilmten ungarischen Volksstücken sei in erster Linie Eduard Toth’s ,,A tolonc“ (,,Der Schübling“)genannt, das eines der besten Repertoirestücke des einstigen V'olks- theaters gewesen. Dieses vieraktigo Volkstsück mit seinen herrlichen aus dem I.«ben gegriffenen Szenen ist von Dr. Eugen Janovics für den E'ilm bearbeitet, unter Michael Kertäsz’ Regie mit denkbar bester RollenlKsietzung in Szene gesetzt, indem in diesem Stücke keine geringere wie unsere berühmte Tragödin vom Xationaltheater. Maria Jäszai und andere hervorragende Kräfte mit wirkten. Das Bild ist das erste grosse und bestgelungene EIrzeugnis der .,Proja“-Filmfabrik (Projectograph-Ges.). die sich auch auf diesem Gebiete als durcl^us erstklassig erweist. Das Bild hat grossartig eingmichlagen und man hört über rla.sselbc allgemein nur Worte des Lobes. Einen nicht minderen Erfolg hatte vor kurzem Ede Szigligeti’s berühmtes N'olks- drama ,,Der Deserteur“ (Nemzeti Filmfabrik), von den besten ^hauspielkräften des Xationaltheaters dargcstellt, das in allen grossen Kinos vor ausverkauften Häusern gespielt, überall prolongiert wurde. Im vorigen Jahre erfreute sich „A si^a csikö“ („Das gelbe Fohlen“), seiner¬ zeit von der hiesigen Pathe-Firma mit ungarischen Kchaii- spielem in Kolozsvär aufgenommen, ebenfalls eines be¬ deutenden Zuspruchs. Und so haben wir noch viele andere, wirkliche Schätze der ungarischen Volksstücke („A töt- leäny“, ,,Gyimesi vadvirig“, u. u.), die wir wohl alle über kurz oder lang noch im film sehen werden. Ein überaus dankbares Repertoirestück bildete ,,Die Sphinx", mit Emilie P. Märkus, unserer besten Mimikerin und hervor¬ ragenden Schauspielerin in der Titelrolle. Emerich E'ölde.s’ vieraktiges Schauspiel ,,Die Arbeiterbluse“ mit Jul. Hegedüs (vom Lustspieltheater) und Elsa Szamosi in den Haupt-