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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 445. agieren sieht und sie eingehend zu studieren vermag. Wie entzückend steht der Uebermut und die Backfisch-Ver¬ liebtheit in „Mädel ran an die Front" einer Hedda Vernon — hier fühlt man: das ist eine grosse Künstlerin im Bereich des Lustspiels; sie hat ihren Körper völlig in der Geaalt, und man weiss nicht, wo die Natur auf hört und wo die Kunst anfängt. In solchen Fällen wird das Kino in der Tat zum Triumph des Weibes, das in nnmei neuen Gewän¬ dern und Bollen immer wieder neu, liebensweit, fesselnd erscheint; nicht zuletzt im besondern Reiz einer feschen Männerkleidung. Wir wollen nur ehrlich sein und zugeben, dass das Weib in Hosenrollen auch auf der Biihne nie ausgestorben ist; von Mozarts Uherubin bis zu Richard Straussens Rosenkavalier hat cs immer reizvolle Pagen weiblichen Geschlecht«, von Götzens Trossbuben, dem treuen Georg bis zu Beethovens Fidelio immer kühne unternehmende Jünglinge gegeben, die von Damen gespielt wurden, und opfermutige, unternehmende Gattinnen, die, um den Geliebten aus ernster Gefahr zu retten, in männ¬ licher Verkleidung ihr eignes Leben daransetzten. Boccaccii > und „der kleine Lord Fauntieroy" waren auf langt' Jahre hinaus die eifrig begehrten Hosenrollen in der Operette und im modernen Schauspiel, und wem anders als einer hübschen jungen Dame zuliebe ist ganz neuerdings auch „David Copperfield” (nach Dickens' Roman) auf die Bühne gebracht worden ? Das Kino alter hat die Vergangenheit des Theaters genau studiert; es weiss, welche Rolle die Frau von jeher auf den Brettern gespielt hat und hat seine Nutz¬ anwendung daraus gezogen. Curt Magnus Kriegsbilder und Brieffälsdiungen mit Hilfe der Photographie. Die Zeit gehört dem Bilde. Noch nie hat dieses Schlag¬ wort eine solche Bedeutung erlangt wie in dem jetzigen Weltkriege. Nicht nur, dass die Kunst Daguerr« * der Kriegstcclmik wertvolle Dienste leistete, wichtiger noch ist ihre Mithilfe bei der Registrierung der Zeitereignisse. Die leitenden Stellen unserer Militärbehörden haben in richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit der photographischen Kriegsberichterstattung diese in weitgehendstem Masse zugelassen, und der Kriegsphotograph bezw. -Kinemato- graph ist heute wichtiger oft als der Kriegsberichterstatter. Denn was man sieht, «las glaubt man. Der Beschauer fühlt sich den Vorgängen und Personen direkt gegenüber- gestellt und glaubt dem Bilde mehr als den W«irten, «leren subjektiver Schilderung er die objektive Berichterstattung durch «lie photographische Kamera gegenüberstellt Ja, man misst dem photographischen Objektiv sogar eine grösser«* Bedeutung bei als dem menschlichen Auge Das Auge lässt sich täuschen, es glaubt mancherlei zu sehen, was tatsächlich gar nicht vorhanden ist. Wo daher früher Spezialzeichner entsandt wurden, um wichtige Kriegs- momente festzuhalten, werden jetzt Photographen mit «lieser Aufgabe betraut. Aller ist «lenn nun wirklich die Photographie immer so objektiv wie das grosse Publikum annimmt ? Gewiss, «lie Phot«igraphie ist imstande, ein durchaus lebenswahre“*, charakteristisches Bild zu geben, man kann sie aber auch in umfangreichem Masse missbrauchen, um die Wahrheit zu fälschen. Den besten Bew'eis dafür erbrachten die Bilder, «lie kürzlich in franz«'isischen Zeitungen als Bilder vom Kriegsschauplätze veröffentlii-hi und sehr bald von «Jeutscher Seite als Fälschungen erkannt wurden. Die Phottigraphie für derartige Fälschungen zu ver¬ wenden, ist nichts Neues. Schon als zur Zeit des Buren¬ krieges Bilder von englischen Gefangenen und von Greuel¬ taten der Buren veröffentlicht wurden, konnte man naeh- weisen, «lasses sieh dabei um künstlich gest eilte Gruppen han- «ielte. Harmlos dagegen sind die Bemühungen derjenigen Unternehmungen, «lie nur in Ermangelung von Aufnahmen i vom Kriegsschauplatz und nur um «len Bihlerhunger des Publikums zu stillen, sich die militärischen Szenen, die sie ve öffentlichen, selbst stellen, wobei es sich zumeist um belanglose Exeizitien, Truppenparaden etc. handelt. Jedem Photographiokundigen ist bekannt, wie leicht es ist, photographische Bildfälschungen vorzunehmen. Man denke nur. welche Verzerrungen zu erzielen sind, wenn man unter Anwendung von Linsen mit kurzer Brennweite Aufnahmen aus sehr grosser Nähe bewirkt un«l «ladureh z. B. aus einer zahmen Katze einen grimmigen Tiger macht. Auch durch «lie Retuscle kann man aus einem ähnlichen Bild ein völlig unähnliches machen, z. B. Wim Bildnis des deutschen Kaisers aus einem freundlichen Lächeln ein wutverzerrtes Tyrannengesicht gestalten, wie «lies in letzter Zeit in französischen Hetzblättern mit Vorliebe geschieht. Derartige photographisch«* Bildfälschungcn. bei denen der Photograph durch seine „Kunst" ähnliche Bilder schnell, sicher und schmerzlos in völlig unähnliche (auch im objektiven Sinne unähnliche) Bilder umwandclt. machen nicht die g«*ringsten Schwierigkeiten. Ausser tier Retusche verändern Ueber- «nler Unterexposition Licht-und Schatten- werte. beeinträchtigen «ladureh die Körperlichkeit « 1 er Darstellung, wie ja überhaupt die Photographie sich dazu eignet, um auch mit Hilfe gewisser Kopierkunststückchcn verblüffende Situationen darzustellen. die in Wirklichkeit unnKiglich sein würden. Alle derartigen photographischen Täuschungen sind, wie jeder Fachmann weiss, mit Leichtigkeit herzustellen. Etwas schwieriger ist. es schon, auf photographischem Wege Briefe zu fälschen. Auch hier sin«! es zuerst Frau zosen, die uns ihre Meisterschaft in « 1 er photographischen Fälschung beweisen. Bei «lern Dreifuss-Esterhazy-Skandal gab Major Esterhazy «len Journalisten der grossen Pariser Blätter genaue Anweisungen, wie man auf photographischem Wege Briefe fälschen könne, un«l «la «liese Angaben vom Publikum mit Staunen und Unglauben aufgenommen wurden. Hess es sich der Direktor « 1 er Science fran^aise, Emile Gautier, angelegen sein, «lurch ein praktische- Bei spiel zu zeigen, wie derartige Brieffälsdiungen bewerk¬ stelligt werden. Er schrieb an Herrn Obolski, seinen Redaktionssekretär, folgenden Brief: Mein lieber Obolski, man spricht jetzt viel von photographischen Dokumenten, die man. wie es schemt, leicht abziehen und auf sehr leichte Art umändern könne. Wie man mir versichert, können daraus Täuschungen entstehen, durch welche sich auch die Klügsten fangen lassen. Da Sie nun in stetem Verkehr mit «len geschicktesten Photographen stehen, so versuchen Sie «hx-li einmal eine sichere Aufklärung über dieses Kunststück zu erhalten Dies wäre von grösstem Interesse für unsere Leser. ErgeWnst der Ihrige Emile Gautier. Herr Obolski machte sich sofort ans Werk, indem er sich mit zwei Photo; phen in Verbindung setzte, deten Beruf es ist, für die «■iitli«“heii Bibliotheken und Archive wertvolle Schriftstücke und alte Manuskripte, deren Er