Der Kinematograph (July 1915)

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No. 445. Der Kinematograph — Düsseldorf. haltung durch ihr Alter, durch Mikroben oder Feuchtig¬ keit bedroht war, mit Hilfe der Photographie zu reprodu¬ zieren. Die beiden Photographen, welche also für die Er¬ reichung des beabsichtigten Zweckes besonders befähigt waren, verfuhren nun in Gemeinschaft mit Herrn Obolski ziemlich genau nach den von Esterhazy gemachten An¬ gaben. d. h sie stellten aus dem Original einzelne Wörter. Teile derselben und einzelne Buchstaben zusammen. Ihre Aufgabe wurde jedoch erschwert, da nur eit Originalbrief vorhanden war, der erhalten bleiben musste, so dass man also die Buchstaben desselben nicht ausschneiden konnte. Ferner war man genötigt, einige fehlende Buchstaben aus anderen vorhandenen zu konstruie cn. Die Vorarbeiten begannen damit, «lass zunächst das Original photographiert um! mehrere Abzüge davon gemacht wurdet . Aus einer «ler Kopien wurden dann alle Schriftzeichen. Silben und Wörter, die man nötig hatte, ausgeschnitten und diese Ausschnitte derart zusammengesetzt, dass sie genau die Eigenart des Originals zeigten. Selbstverständlich war «las eine äusserst mühsame Arbeit, aber die drei Fälscher aus Liebhaberei besassen «lie notwendige sichere Hand dazu. Xach«lem «las gefälschte Dokument auf Glas fertig- g«vstellt war. bestrich man die von den Schnitten her- riihrenden Stellen mit Deckfarbe, photographierte das Ganze und nahm auf lichtempfindlichen Papieren einen neuen Abzug. So hatte man eine photographische Fäl¬ schung. die man lieliebig in Photogravüre «xler Fhototypie übertragen und mittels der Druckerpresse vervielfältigen konnte. Um aber die Täuschung noch weiter zu treiben und von dem gefälschten Briefe ein mit Tinte gea hi iebenes Original an Herrn Gautier nbzuliefem wurde ein Abzug mit dem bekannt en Tintenprozess gemacht. Auch «lurcli eine geschickte Behandlung <l«*r Zinkplatt«' «xler «los Steines war es möglich, einen Abzug in gewöhnlicher Schreibtinte zu machen. .Vach zwölf st ündiger anstrengender Arbeit konnten die «Irei Fälscher auf einem Brieflxjgen «les ..Figaro“' folgenfies Schreiben für den Direktor «ler Science franQaiae fertigstellen, «lessen Echtheit dieser nicht bestreiten konnte, da es seine eigenen Schriftzüg-' zeigte: Mein lielier He:r! Sie sind hienlureh ermächtigt, überall zu erklären, dass ich der grösste Dummkopf von «ler Welt bin. Nach dem. was vorgegangen, bin ich zu «liesem trau¬ rigen Geständnis gezwungen. Ihr reumütiger Emile Gautier. Ein Gutes haben jefloch diese photographischen Fäl¬ schungen. dass es nämlich möglich ist, sie mit Hilfe der Photographie wiederum festzustellen. Bei den umfang reichen photographischen Fälschungen, mit «lenen jetzt von seiten der Gegner Deutschlands vielfach gearbeitet wird, dürfte aber das hübsche Beispiel, «las die Franzosen seinerzeit auf «lern Gebiete «ler photographischen Fälschung gegeben haben, nicht ohne Interesse sein. Fritz Hansen. Rund um die Friedridistrasse. v. Still und stiller wird es jetzt in der Filmbranche und damit in der oberen Friedrichstrasse, deren Asphaltbelag «lie Sonnengluten zum Erweichen bringen und deren der Filmbranche zugetanen Anwohner un«l Tagesgäst«' täg¬ lich und stündlich vermeinen, rasend werden zu müssen. Warum' da. «larübergibt «las Schimpfconeeit am besten Auskunft, «las allerorten erkingt, wo zwei «xler drei, «lie «ler Flimmerkunst angehören, einander b«gcgnen. und bei «ler geringen räumlichen Ausdehnung «les Filmvieitels könnte ein Fanatiker «ler Statistik leicht berechnen, dass zwischen 8 Uhr früh un«l 1 Uhr nachts wenigstens immer 5—6 Grüppchen von je zwei bis «lrei debattierenden Ange¬ hörigen «l«;r Filmbranche gleichzeitig im Bannkreise der oberen Friedrichstrasse beieinanderstehen und mit der uns eigenen Gründlichkeit die z. Z. höchst besch—ei«len«*n Verhältnisse «ler Berliner Filmwelt erörtern. Neue Ware kommt nur verschwmdend wenig auf den Markt, und was da herausgebracht wird, ist zumeist nicht eben aufregend. Bei allem Unheil, «las «lie brütende Sonne manchmal in den K«üpfen «ler ewig licht bedürftigen Filmbranche an¬ richtet, hat sie doch noch niemals das Unheil so weit ge¬ trieben. einen Fabrikanten dazu zu bringen, dass er zwischen Ende Juni und Anfang August mit seinen Kanonen heraus¬ rückt. Die hält er hübsch verborgen in seinem Tresor, allwo diese Kanonen besser verborgen un«l geborgim sind als die Kanonen unserer Feldgrauen unter dem Schutze der raffiniertesten Deckung. Dafür fertigt man. wenn es gar keine andere Hilfe m«*hr gibt, neue Kopien von alten, zugkräftigen Films, und es zeigt sich, «lass das ein Weg ist. den man auch ohne zwüigende Not getrost gehen sollte: denn dem Publikum ist es höchst unwesentlich, ob ein Film jetzt «xler vor «Irei Jahren entstanden ist, wenn es sich nur gut bei ihm unterhält. Ausserdem aber wird ein gewisser Fluch von «len wirklich bedeutenden Werken der Filmkunst genommen: «ler Fluch, «lass auch die besten Leistungen nur Eintagsflieg«m waren, dass sie ein «xler zwei W««chen unter dem Jubel des Publikums g«*geben wurden und dann für alle Zeiten abgetan waren. Wenn der Krieg noch lange dauert, wird man schleehter«lings damit rechnen müssen, noch mehr als bisher auf «lie Schätze «ler Vergangen¬ heit zurückzugreifen; denn wenn wir einem Winter ent¬ gegengehen, « 1 er einen ähnlich guten Besuch «ler Kino- theater mit sich bringt, wie die vergangene Saison, so wird «lie Produktion «ler «leutschen Filmfabriken samt «ler Ein¬ fuhr aus den in Betracht kommenden neutralen Ländern kaum ausriächen, um die Nachfrage zu d«jckei>. Es sind in der Tat ganze eigenartige Verhältnisse, «lie heute unsere Branche beherrschen. Kein Fabrikant braucht, wie in vergangenen Zeiten, zu befürchten, «lass ihm seine Produktion, sofern sie nur einigermassen er¬ träglich ist, liegen bleibt. Zumeist gehen die neuen Werke ab wie die warmen Semmeln, und nach «lern Tiefstand «ler Preise währeml «ler ersten Kriegsmonate ist ein Anziehen der Preise unverkennbar, sixlass diese heute wirklich gar nicht übel sind. Und doch ruht kein rechter Segen auf dem Geschäft, weil der Absatzmarkt zu beschränkt ist. Mehr als 18 bis 20 Exemplare sind heute kaum von «lern besten Film zu placieren, und diese sintl nach alter Erfahrung im Durchschnitt erforderlich, um die gesamten Unkosten hereinzubringen. Erst von «ler zwanzig sten Kopie ab beginnt im allgemeinen «las Verdienen, un«l mit den über 20 hinausgehenden Kopien fällt auch «ler Verdienst fort. Damit s«dl natürlich nicht gesagt sein, dass nun überhaupt nicht verdient würde, denn «la wirken ja noch zahllose andere Faktorim mit ausser dem Um¬ stande. ob mehr «xler weniger als 20 Kopien verkauft werden. ,.Per Saldo" kommt es aber nur allzuhäufig «larauf hinaus, dass bei einem Film ein paar tausend Mark verdient, beim