Der Kinematograph (September 1915)

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Fach-Zeitung für die ges. Projektionskunst j Vertreter für Berlin: Ludtuig jeqel, Berlin W. 8, Wohrenstrasse 6. No. 454. Düeseldort, 8. September 1915. Erscheint jeaen Mittwoch MMMrulk «•* InnmlU. >ucr autzugi««tM, «•rfeottn. Das Ende des Filmkriegs Die Waffen ruh'n! Süsser Friede, holde Eintracht .*ui der ganzen Linie! In der Fixigkeit i.-i die Film brauche doch allen anderen über. Selbst in puncto Krieg und Frieden ent¬ wickelt sie eine Geschwindigkeit die fast Hexerei ver¬ muten lässt. Er/.gegürtet standen sieh eben noch die 1 »einen feindlichen Parteien gegenüber, schlugen die Schwerer <egen die Schilde, dass ilas Dröhnen die ganze Kinowelt erbeben lies», und nun ist gottlob — der ganze Z<*rn ver¬ bucht und die lieblichen Klänge der Friedensschalmei m schmeicheln sieh dein Ohre ein. Ja. die Kinobranche ist aufgeregt und nervös, wie keine andere. Die wenigen Dutzend leitenden Leute in Berlin könnten ein ganzes Armeekorps mit ihrer Nervosität aus¬ rüsten — daun wäre sicher noch jeder Soldat dieses Korps nervöser als heute trotz Schützengraben, polnischer Fliegen und russischen Ungeziefers. Und es ist kein Wunder, da» der Filmbranehe diese besonders grosse Erregbarkeit und Nervosität eigen ist; denn seit Bestehen ist sic aus dem Kriege gegen äussere Feinde — Zensur, Kinosteuer, lirunnerei, pädagogische Ueberwachungsgelüste usw. — nicht herausgekommen. wenn innere Fehden, w ie sie eben jetzt im Entstehen begriffen waren, ihr auch im grossen und ganzen erspart geblieben sind. Kriegsjahre aber zählen doppelt und bei der Intensivität, mit der die Kinobranche Bich zu wehren hatte kann man sie getrost dreifach zählen. Diese Kämpfe haben Nerven gekostet, und deshalb sollte man keinen Stein auf die Kinobranche werfen, wenn sie wirklich erregbarer ist und stärker reagiert, als es unter dem Ge- -ichtspunkt kühler, nüchterner Berechnung verständlich erscheinen würde. Wir wollen heute keine Anklagen erheben: aber der -aiize Entrüst ui igsrummel anlässlich der Bildung des Kon¬ zerns zwischen der Union und der Nordischen ist unter Aus¬ nutzung dieser fast krankhaften Nervosität recht leicht¬ fertig und nichts weniger als geschickt^mszeniert worden, wobei dahingestellt sei, wie wreit die eigentliche, treibende Kraft, die erst einige Zeit vorher mit einem phantastischen anderen Antitrustrummel ein ebenso gründliches wie wohl¬ verdientes Fiasko gemacht hatte, sich eigene Vorteile von dieser Sensationsmache versprochen haben mag. Eine Fachzeitschrift, die es mit ihren Aufgaben ernst nimmt und d e sieh ihrer Verantwortung bewusst ist. kann natürlich einen derartigen Rummel nicht mitniacbeu. son¬ dern muss sich ihr nüchternes Urteil auch dann wahren wenn rings um sie die Wogen der Erregung hoch empor- branden. Sic darf sich nicht von Empfindungen leiten lassen sondern muss auf Tat sachen bauen ur.d dann den Verstand sprechen lassen Diese Erwägungen konnten uns nur zu der Stellungnahme führen, die wir in dieser Angelegenheit von vornherein eingenommen halten und die, wie wir festst eilen keimten, von der grossen Mehrheit unserer leser im Reicht restlos geteilt wurde, wenn sie auch sc lange im Widerspruch zu der Auffassung der mehren Berliner Kreise stand, als diese unzureichend informiert waren und die Geschehni~-> nur im lachte der zwei oder drei Stellen kannten, die die Führung in düster Affäre in deren erstem Stadium an sich gerissen hatten. ln der grossen Versammlung vom 9. August, in der beide Parteien vertreten waren, vollzog sich eine so gründ¬ liche Klärung, dass sich jede weitere Stellungnahme er¬ übrigte und wir uns auf die ausführliche Wiedergabt der Verhandlungen beschränken konnten, die allein dem , K»no- m»t ograph“ Vorbehalten blieb und die den weitesten Kreisen der deutschen Kinematographie Gelegenheit bot sieb ein selbständiges, unbeeinflusstes Urteil in dieser An¬ gelegenheit zu bilden. Und die so bekannt gewordenen Tatsachen sprachen eine viel zu beredte Sprache, als da» den verständigen Elementen der Branche nicht blitzartig die Erkenntnis aufgegangen wäre, dass diese Affäre absolut ungeeignet zu Protest- und Entrüstungsrum mein sei und dass ihr nur mit Ruhe und kühler Ueberlegung auf dem Boden nüchterner geschäftlicher Erwägungen beizukommen sei. fso wurde unter dem unmittelbaren Eindrücke dieses reinigenden Gewitter- ein Waffenstillstand geschlossen und die Führung der Friedensverhandlumreu in die Hände zweier hervorragend tüchtiger Juristen, des Herrn Justiz¬ rat Dr. Fra n k f u r t e r - Berlin und des Herrn Rechts¬ anwalt Dr. Homburger - Karlsruhe gelegt, denen der Itank’dei ganzen Branche dafür gebührt, das» sie unter Verzicht auf alle Sensation mitj,hingebendcm Eifer au: eint friedliche Einigung hingearbeitet und so der Brauch-