Der Kinematograph (September 1915)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 454 Oer Kineinatogra|ih — Oiisseldorl. einen schweren auf alle Fälle verlustreichen Kampf erspart haben. Sachlich ist «1er Kampf so entschieden, wie es sich ans unserer Auffassung «ler Affäre ganz von scll)sl ergab. Wir haben uns auf «len eigentlich selbst verständlichen Stand¬ punkt geteilt, «lass niemand «las Kcclit hat, cin.*r Firma, die den nötigen Unternehmungsgeist und «las initigc Kapital besitzt, verwehren kann, sich weiter auszudehnen wenn cs mit unständigen Mitteln und nicht n it den bekannten Kampfmitteln der Truste geschieht. Dieser (Jesieht spunkt lud auch in den Friedensbedingungen seinen natürlichen Ausdruck gefumlen. Die Zumutung, keine weiteren Licht¬ bildtheater zu kaufen, hat «I«- Konzern selbstredend abge- lehnt, und man hat auch auf seiten der Abwehrkommission die l’nhalt barkeit einer derartigen Forderung s«> sehr emp- 'funden, «lass man an ihrer Ablehnung die Vorhin dlungcn nicht hat scheitern lassen, obwohl das Schreckgespenst einer uferlosen Kxpansion «les Konzerns das wichtigste Kampfmittel seiner Gegner war. Dahingegen hat «ler Spiri¬ tus rector «les Konzerns. Herr Oliver, «lessei persön¬ liche Ehrenhaftigkeit und Zuverlässigkeit von allen Gegnern ebenso willig am-rkannt wurde, wie wir sie von vornherein als gegebenen Faktor in unser Kalkül eingesetzt haben, alle Konzessionen, gemacht, die eine Führung des Kon¬ kurrenzkampfes mit lauteren Mitteln gewährleisten. Ins¬ besondere hat er zugesagt, «lass die Theaterbesitzer nicht durch langfristige Verträge gebunden werden sollen und dass keine Leihprogramine auf der Basis prozentualer Be¬ teiligung an «len Einnahmen abgegeben werden sollen. Darübe; hinaus aber hat Herr Oliver sich verpflichtet, einen Imst im rnten Prozentsatz der benötigten wöchentlichen Meterzahl bei deutschen Filmfabriken, die aussei halb des Konzerns stehen, einzukaufen. So sind «lie berecb- t i g t e n Interessen der Koiizeingeguer über «lercn eigene kühnste Hoffnungen hinaus geschützt worden. — genau wie es an «lieser Stelle auf Grund einiger recht naheliegenden logischen Folgerungen vorausgesagt wurde. Des Erreichten können sie sich nun ehrlich freuen, und wir würden diese Empfindung rückhaltlos teilen, wenn w-ir uns nicht immer wieder sagen müssten, dass «las. was jetzt «ler Konzern e reicht hat, die deutsche Filmindustrie als solche längst hätte schaffen können untl in ü s s o n! Wir glauben aber auch aus diesem Anlass erwähnen zu dürfen, wie sehr unsere Leser sich stets auf «li«* unpartei¬ liche und unabhängige Stellung «les ..Kinemato- g r a p h“ verlassen und ihr vertrauen können. Im vor¬ liegenden Falle wird derjenige, der etwas von Verlags¬ wesen und Inseraten versteht, gewiss nicht behaupten können, «lass wir nur «les geschäftlichen Vorteils willen uns der Gefahr des Boykotts durch den ganzen Antitrust aus- gesetzt hätten. Materielle Erwägungen hätten uns zur Einnahme des entgegengesetzten Standpunkt«* veranlassei. müssen; aber wir liabcn aufs n«*ue bewiesen, «lass nicht «ler momentane geschäftliche Vorteil die Haltung des „Kinematograph“ diktiert, sondern dass einzig und allein unsere wohlerwogene, auf Tatsachen g«*tützfe l’eberzeugung, gepaart mit dem eisernen Willen, den Inter¬ essen «ler gesamten Kin«»brauehe zu dienen, «len Ausschlag gibt. Und in dem Bewusstsein treuer Pflichterfüllung ge- genüber «ler Gesamtheit der deutschen Filmindustrie kann der ..K i n e m a t o g r a p h“ — trotz vereinzelter An¬ feindungen — mit Genugtuung auch auf die l«*tzten. hinter uns liegenden Wochen zurückschauen! Justus L. Filmschauspiel-Schulen. Die Eitelkeit und die Dummheit spielen eine grosse Rolle im menschlichen Leben. Wäre «lern nicht so, so könnte es — neben vielen anderen S«-h windelunternehmen — auch keine Filmschauspiel «xler — wie sie immer genaimt werden — Kinoschulen geben. Dies«- sogenannten Kinos«-hulen (deren «js vor dem Kriege eine erschreckende Anzahl gab un«l «leren c-s n«>«.h jetzt einige gibt) werden von Leuten aufgemacht, die unter dem Vorwände Männlein uml Weiblein zu Filmschau- spielern auszubilden, len Schülern lediglich das Geld aus der Tasche ziehen. Nun ist ja eigentlich nicht recht einzusehen, warum man dies«* Treiben nicht auf sich beruhen lässt. Denn im Grunde genommen; was geht es uns an, wenn unser lieber Nächster sein G«t)d zum Fenster hinauswirft. Der eine neigt zur ..Neunten Symphonie“, der andere — zu „Immer feste druff“. Der eine liebt Shakespeare, der andere Blumenthal untl Kadelburg. kurz und gut: Mag doch jeder nach seiner Fasson selig werden! Ja, das alles konnte man sich sagen, aber — «lie Sache hat eine sehr ernste (menschlich un«l sozial) Seite. Durch diese Kinoschulen wird nämlich «las grosse Proletariat der Filmschauspiclcr in geradzu erschreklicher Weise vermehrt, werden Menschen, «lie als Schneider, Schuster, Kaufleute oder sonst irgendwie brauchbare Ar¬ beiter würden, geradezu zur Arbeitsuntauglichkeit heran¬ gebildet. Demi Filmschauspieler wertlen sie durch diese Kinoschulen nie, aber dafür jeder redlichen Arbeit entfrem- «let, «ler ewigen «Stellenlosigkeit — und Schlimmerem noch — in die Arme getrieben. Denn wer nicht Millionär ist. der muss, will er leben, eben arbeiten. Filmschauspieler „lernen“ kann man nicht, «lie Gabe zum Flimmern, das mimische Talent muss angeboren sein. Dieses Talent lässt sich weiterbilden, weiterent¬ wickeln — aber nur «lurch «lie praktische Uebung selbst durch «lie Gelegenheit zum Filmen. Denn was dem wirk¬ lich mit mimischem und «larstellerischem Talent begabten Anfänger zum Filmschauspieler fehlt, ist «lie Vertrautheit mit den besonderen Anforderungen, die rein technisch «las Flimmern an ihn stellt, «las ist die Gewöhnung an das Spiel vor «lern Aufnahmcapparut. Diese praktisch«- «Schule muss auch «ler Wortbühnen-Darsteller durchmachen, ehe er ein guter Filmschauspieler — die besondere mimische Begabung immer vorausg«*etzt — wird. „Erlernen“ lässt sich bei «ler Filmschauspielerei höch¬ stens die äusserliehe Charakterisierung (das Aussehen) «ler darzustellenden Person: «lie Kunst, sich richtig zu schminken, Maske zu machen (Perücke, Barttracht etc.). Auch hier aber stellt «ler Film aus licht-technischen Grün- tlen seine ganz bestimmten Anforderungen. Woraus un¬ schwer folgert, dass auch bei diesem einzig bei der Film¬ schauspielkunst Erlernbaren der beste Lehrmeister — die Praxis selber ist. Die nötigem Fingerzeige müssen dem Anfänger durch einen erfalirenen Filmschauspieler bei¬ gebracht wertlen. Was «len Darsteller der Wortbühne vom Filmschau- spieler unterscheidet, «las ist — von allem anderen ein¬ mal ganz abgesehen — das Wort, die Sprache. Ihre sinn-