Der Kinematograph (September 1915)

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Xo. 457. Der Kinematoeraph — Düsseldorf. bahn, so kann sich «las Kino zweifach gratulieren, sowohl zu dem eleganten Bonvivant als auch zu dein wirkungs¬ vollen Schriftsteller. Kiko hei Klin k. l>ie ,.E i k <> - F i I nt g e s e 11 - schaff folgte dieser Tage einer Einladung des sieg¬ reichen Führers «ler ersten Armee, Seiner Exzellenz d«.*s Generalobersten von K 1 u e k in seine zu Wilmersdorf, in der Landhausstrasse belegene Villa, um in deren Garten einige Aufnahmen zu machen. Der berühmte Hee führer war bekanntlich vor längerer Zeit im Westen schwer ver¬ wundet worden, doch ist er nunmehr so ziemlich völlig wieder hergestellt und wird bald an die Front zurückkehren. Die vortrefflich gelungenen Aufnahmen, die ..Ei ko" in einer der nächsten Kriegsausgaben seiner „Eiko-Woche" bringt, zeigen den populären Führer unserer ersten Armee u. a. im Kreise seiner Familie, die ihn mit hingebungsvollster Liebe pflegt. Exzellenz von Kluek legte ein ausserordent¬ liches Interesse für die Kinematographie an den Tag und zollte ihren ausserordentlichen Leistungen im derzeitigen Weltkriege grosse Anerkennung. Feindliche Linien. Es werden zur Zeit als etwas ganz Neuartiges ..Aufnahmen aus den feindlichen Linien" an¬ gekündigt. Wie wir nun erfahren, sind solche Aufnahmen bereits im Winter I‘.»I4 15 in der ..Eiko- W o e h e“ ver¬ breitet worden. Leider aber hat das Publikum damals diesen interessanten Aufnahmen nur wenig Geschmack ab- gewiimen können: Es ist sogar mehrfach zu Störungen bezw. Demonstrationen in den Kinotheatern gekommen Die ..Eiko-Woche“ hatte und hat genügend Material an solchen Aufnahmen aus feindlichen Linien, hat aber mit Rücksicht auf diese Demonstrationen von dessen weiterem Vertriebe Abstand genommen, umsomehr als gewisse eifervolle Polizei¬ organe den betreffenden Theaterbesitzern mit Schliessung ihrer Kinos gedroht hatten. tledda fernen arbeitet an einem neuen Film. Hedda Vernon, die beliebte ..Eiko“-Künstlerin, wird dieser Tage ihre Gastspielreise nach Rheinland und Westfalen, die ihr, wie bericht et, so ausserordentliche Triumphe eingetragen hat, unterbrechen, uni einen neuen Film zu beginnen, der ihr Gelegenheit geben wird, ihre reiche, vielseitige Begabung auf einem sehr interessanten Gebiete zu zeigen. Die Regie liegt in den bewährten Händen des Regisseurs der Hedda Vernon-Serie, Herrn Hubert Moest. w. Berlin. Der Mozartsaal, eines der bekann¬ testen und vornehmsten Lichtspieltheater in Berlin, ist dieser Tage in die Pacht einer neuen Gesellschaft überge¬ gangen, der dem Vernehmen nach Herr Direktor A 11 - in a n n von «ler Messt er-Film-Gesellschuft nahesteht — Wir hoffen, dass dem neuen Unternehmen, das am 1. Okt« her den Betrieb übernehmen will, reicher Erfolg, wie in den ersten Jahren des Mozartsaals, besehieden sein werde! — Wie wir hören, haben soeben der zweite und «ler «lritte Film der J«je Deebs - Serie („May film“), „Sein schwierigster Fall“ und Der Gehei m- s e k r e t ä r“, ohne jeden Ausschnitt das Plazet der Zensur gefunden. ar- Düsseldorf. (Rheinische Premieren.) Der kritische Beobachter des rheinischen Filn irarktes befindet sieh oft in der Lage, dass er hinweisen muss, auf «las. was der Berliner Kollege schon vorher an anderer Stelle berichtete. Es muss darum grundsätzlich betont werden, dass eine kurze Besprechung nicht etwa darauf hindeutef. dass es sich um eine Erscheinung von unter- geordneter Bisleutung handelt. Ich bemerke das, um Wün¬ schen aus Verleiherkreisen gerecht zu werden, die den Wert einer Kritik nach dem Zeilenumfang des Geschriebenen beurteilen. ln einer Sondervorstellung sahen wir «len Leopold- film: ...Marionetten". Das technisch vollendete Bikl ar¬ beitet mit den einfachsten Mitteln und will in allererster Linie durch die Hamllung wirken. In einer Einleitung versuchte Herr Leopold, das Bild als den Anfang einer neuen Richtung zu bezeichnen. Darüber waren «lie Anwesenden verschiedener Meinung. Auch scheint es strittig, «lies Bil«l als das erste zu reklamieren, «las eine sittliche Idee ««der ein sittliches Prinzip darstellen wolle. Festgestcllt darf aber werden, «lass die Maritmetten ein in jeder Hinsicht vollkommenes Bild «larstellen. «las in jedem vornehmen Theater sein verständnisvolles Publikum finden w ; r«J. Na« h den vielen Detektiv — Abenteurer — und psyehlogisehen Romanen ist eine leichte, «luftige Handlung wie in diesem Märchen für grosse Kinder ein Lichtblick, «ler auch bei den Zuschauern in unser» Theatern dankbar empfunden werden wird. Das Residenztheater hat den dankenswerten Versuch unternommen, in den Mittelpunkt seines Pr«<granin;s zwei¬ mal eine aktuelle Filmfolge aus dem Expressfilmvertag in Freiburg zu stellen. Einmal sahen wir Bilder aus der ..Berner Expedition“, im zweiten Programm „Griechen¬ land zur Zeit «ler Epirotenaufstände”. Soweit wir Aeusse- rungen aus dem Publikum hören konnten, fanden diese Tatdokumente grossen Beifall. Derartige Bilder, nicht zu häufig gebracht, ziehen die Kreise ins Kino, «lie ihm sonst fernstehen und beseitigen auch manches Vorurteil im Kreise der sogenannten Kinoreformer. Im Beiprogramm erschien auch Fern Andra in einem netten humoris:ischen Film. ..Pariser Mode von Leute“. Die I«lee :>■ ganz originell und wir«! geschmackvoll <lurehgeführt. Wenn ich .. Labero” einige Zeilen widme, so geschieht dies aus dem Grunde weil er häufig in rheuii-i heil Kinos zu Gaste ist. Zwei Experimente, «lie ich selbst mit Labero machte, gelangen glänzend. Das „Kaiserkino", das vorübergehend nur Sonntags und Samstags spielte, hat seinen regelmässigen Betrieb witxler aufgenommen. Auch sonst ist «las Geschäft. sclOst in den kleinen Vororl- kinos. überall recht liefnedigend. Die amtliche S.atistik meldet wieder steigende B«■sucherzahl. Re<-ht zahlreich sind auch nachmittags die „Feldgrauen“, denen unentgelt¬ lich Eintritt gewährt wird. In Hagen i. Westf. war es gelegentlich der Errich¬ tung eines ..Eisernen Mannes" zwischen zwei Geschmacks¬ richtungen zu einem Zeitungsstreit gekommen und w urde in einem der „Eingesandts" «lern Kino ein Seitenhieb er¬ teilt, worauf dann folgende Antwort erschien: „Der Ausdruck über „die systematische Verblödung des Volkes durch «lie Kintöppe" zeigt in seiner Härte, dass der Einsender offenbar sich zu denjenigen 90 Prozent der Kinogegner zählt, «lie «las Kino in Bausch und Bogen ver¬ urteilen, ohne sich davon zu überzeugen, welche Auf¬ guben heute ein gutgeleitetes Kinotheater erfüllt. In rich¬ tiger Erkenntnis dieser Tatsache sprach vor einiger Zeit das Generalkommando den patriotischen Darbietungen im Kino hohes lx>b aus un«l fügte die Bemerkung hinzu, „warum sollen dem Volke in ernster Zeit nicht auch gute Humoresken «largeboten werden?“ Diese weise Einsicht beruht offenbar auf einem Gebrauch, der es schon in frü¬ heren Zeiten für richtig gehalten hat. die traurige Stim¬ mung zahlreicher Familien während eines Krieges zu bannen, statt solche zu fördern. Der Herr Einsender besitzt offenbar Eigenschaften zum Vermitteln. Es ist daher um so weniger zu verstehen, «lass er seinerseits glaubt, die Kinofrage, die auf einer Erfindung beruht, welche man sogar vielfach als des Nobelpreises würdig hielt, mit be¬ kannten Sehlagwörtem abtun zu können. — Ist es dem Herrn Einsender nicht bekannt, was ein Kinoprogramni enthält, dann seien folgende Fragen gestattet: ist es tadelnswert, allen nach Bildung Strebenden, die von der Vorsehung nicht mit sogenannten Glücksgütern gesegnet sind, ura sich die Welt auf Reis«-» ansehen zu können, für eine kleine Ausgabe die herrlichen Natur- schönheiten aller Länder und damit die unendlichsten Schöpfungen des Herrn der Welt zu zeigen?