Der Kinematograph (September 1915)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 457 Ist es tadelnswert, dem Besueher die hochinteressanten Aufnahmen aus den Fronten zu zeigen und ihm ansehnlich zu machen, was unsere tapferen Soldaten im Dienste des Vaterlandes ins Schützengraben und an anderen Stellen leisten 7 Ist es tadelnswert, in guten Dramen ..gute und schlechte Eigenschaften der Menschen vor Augen zu führen ". um den Zuschauer immer erneut in das l>efriedigende Gefühl zu ver¬ setzen. dass «las Gute immer das Bessere ist ? Ist es tadelnswert. «lern Besucher Gelegenheit zu geben, durch Ansehen einer guten Humoreske ülx-r eine Gemüt s- verstimmung hinweg zu Kommen 7 Ist es tadelnswert, «-ne hochpatriotischen Soldaten¬ bilder, die Pflicht und Ehrgefühl und glänzende Eigen¬ schaften des Soldaten zeigen, darzustellen, wie es z. B. ein hohes Generalkommando wünscht? Ist es tadelnswert, dem Zuschauer die verschiedenen Fabrikationszweige die Entwicklung mancher interessanter Pflanzen zu zeigen. Ist es tadelnswert, erfrischende Parforcejagden oder grosse Zirkus-Attraktionen, die dem deutschen Volke stets sympathisch waren, darzubieten? Ist es tadelnswert, um damit schliesslich zu dem wohl am meisten anstosserregenden Detektivfilm zu kommen, den Besuchern zu zeigen, wie Verbrecher in Großstädten ihr Handwerk betreiben, also vor solchen zu warnen? Wenn es nicht tadelnswert ist, die grossen Bilder¬ galerien. Aquarien, die zoologischen und Itotanischcn < ; ärten zur Zerstreuung und Bildung anzusehen, warum sollte es tadelnswert sein, das Kino mit der grossen Erfindung der lebenden Photographien zu besuchen? Warum sollte lieses harmlose Vergnügen vielen Minderbemittelten, alten Leuten ukw .. die sieh den Lebensabend verschönern wollen, versagt sein? — Es kann dem Beobachter nicht entgehen, «lass öch «las regelmässige Kinopublikum durchweg aus zufriede¬ nen ordentlichen Leuten zusammensetzt, ein unordent¬ liches Benehmen ist so gut wie ausgeschlossen. In wirtschaftlicher Beziehung ist das Kino ein Faktor von a issergewöhnlicher Bedeutung, sowohl im Hinblick auf «li« vielen investierten Millionen deutschen Kapitals, wie auch im Hinblick darauf, dass es Hundert tausenden Gewerbetreibenden. Künstlern und Angestellten Stellung und Einkommen verschafft. Der Ausdruck von „Verblödung des Volkes durch das Kino" ist in keiner Beziehung gerechtfertigt, seitdem die Auswüchse, die so manchem Neuen zuerst anhaften, als beseitigt zu betrachten sind. Kleine Mängel hier und da zeigen sich nicht nur in der Kinobranch«*. sondern auch beispielsweise in der Literatur und auf vielen anderen Ge¬ bieten. Erfreulich dagegen ist es. dass man stets die Mängel zu beseitigen suchte. So hat z. B. in Hagen der Inhaber des Lichtspiel-Palastes diese Bestrebungen sehr unter¬ stützt. indem er seiner Zeit hiesigen Lehrern es freistellte, die Kino Vorführungen jederzeit zu besuchen und an- stössige Films über den Kopf des Geschäftsführers hinweg einfach zu verbieten. Nicht auf einmal licss sich alles in wünschenswerter Weise durchführen — denn es entstand z. B. schon unter vier Lehrern eine Meinungsverschieden¬ heit darüber, was als zulässig und was als unzulässig be¬ trachtet werden könne. — Jedenfalls bleibt die gute Ab¬ sicht zum Verbessern als unantastbar bestehen. Das Kino hat gerade während der Kriegszeit anerkannt ermassen eine grosse Aufgabe erfüllt, und wenn es noch eines Hin¬ weises auf die Berechtigung des guten Kinos bedarf, dann sei noch erwähnt, dass sogar Kinos an den Fronten errichtet sind, die unseren tapferen Kriegern eüi harmloses \ er- gniigen verschaffen. Wenn der Herr Einsender die gute Absicht hat. in Streit¬ fragen zu vermitteln, dann dürfte sich auch in der Kino¬ sache Gelegenheit bieten, sich in gleicher Weise zu betätigen, was mit der einfachen Bezeichnung „Verblödung“ sicher¬ lieh nicht zu erreichen ist. Der so enorm gestiegene Zi¬ garettenkonsum dürfte ein Beweis dafür ein. dass es noch ainlere Gebiete gibt, die zui Verblödung und zur Unter¬ grabung der Gesundheit jugemllioher Personen beitragen und der Bekämpfung wert sind. Aber auch in bezug aut diesen Punkt darf ebensowenig wie in lw*zug aut Alkohol¬ genuss das Kind mit dem Bade ausgeschültet werden, was hinsichtlich «1er Kinos geradezu für Unorient ierte ein ober¬ flächliches Vergnügen geworden ist Ein hervorragender Jurist, der kein besonderer Freun«l «ler Kinos ist. schrieb «lein Verfasser «lies« r Z«-il«-n n«>« b vor kurzem, dass er unbedingt auf «lern Stan«lpunkt steh«-. jed«-m Erwachsenen es selbst zu überlassen, zu sehen, was er für gut lx-fin«l«\ währen« 1 er «l«-n Besuch von Kiii«l«-rn ablehnen müsse. Diese Frage ist heute wohl allgemein dadurch er¬ ledigt, «lass Kinder nur zu sogenannten Kindervorstel- lungen zugelassen werden. < »ffenbar ist es dem Herrn Einsen<ler nicht bekannt «lass jeder Film, der zur V«»rführung gelangt, vom König- li«-hen Polizei-Präsidium in Berlin zensiert worden ist und «lass die Genehmigung der Vorführung von «ler Vorlegung «l«-r Z«-nsurkarte bei «ler P«»liz«-il>eh<’’>r«l«‘ abhängig ist. In der Z«*nsurkarte ist vermerkt, ob «ler Film für Kinder «sler nur für Erwachsen«- zugelassen ist. Die eigenen Worte «les Herrn Einsen<l«-rs: ,.wür«le es z. B. einem Kaufmann einfallen. über das Werk eines Ingenieurs ein Urteil zu fällen mit dem Anspruch, dass es sachverständige tü-ltung haben stillt ? Natürlich nicht." mögen auch an dieser Stelle Geltung haben. Leiiler haben <li<- abs«-hrecken«len Reklameplakate, die meist vom Ausland kamen, und «li«- zumeist nicht mit «1cm sch«">nen Inhalt«- des Films übereinstimmen, manchen Vorüliergehcn«l«-n miss¬ trauisch gemacht. Es wäre daher für <leuts«-h«- Imlustriell«- «-in l ohnendes Gebiet mit «ler Herstellung schöner Reklame- plakate gegclieu, «lit- hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lässt." Auf «best- interessanten klaret Ausführungen hin. «li«- in sachlichster Weise zur Entwaffnung «ler Kinogegm-r bei¬ tragen. ist eine Antwort nicht erfolgt. Es ist «iaher anzu- nehmen. «lass, wie in dem Artikel schon gesagt, es sieb w i e «1 e r um einen Kinog«-gn«*r handelte, der über di«- Darbietungen im Kino ni«-ht orientiert ist un«l diesem Mangel für Folge hoffentlich abhelfen wird. KNIeben. Anton Marko hat «las Kinematographen theater auf eigene Rechnung übernommen und führt cs unter dem Signum „Zentral-Theater” w«-iter. Hamburg. James Heuschel hat die Leitung «l«-*s Passage- Liclitspieles. Mönckebergstrasse, übermimmen. Kosslau a. «I. E. Die Gattin des zur Fahne gerufenen Karl Schmau«l«*r hat das Rosslauer Lichtspielhaus von neuem eröffnet. Stassfurt. Unter dem Namen . Union - Lü-htspi«-!«-’ wurde in der Steinstrasse ein neues Unternehmen eröffnet. Dem Kriegsfreiwilligen Paul Mülier. Sohn «les Kino- besitzen« A. Müller. Inhalier des Eis«-men Kreuzes, wurde «lie Herzoglich Sachsen-Altcnburgis«he Tapferkeits¬ medaille verliehen. Ausgezeichnete der Firma lleinr. Ernemann. Ausser den liereits in unserer Ehrentafel \ erm«-rkten erhielten noeh nachfolgende Kämpfer Auszeichnungen: Prokurist Otto Lenz, Vizewachtmeister; Schlosser Holley Infanterist Mechaniker Müller, (befreiter; Mechaniker Brun«i Wehner. Gefreiter: Mechaniker Max Völlers. Jäger; Optiker Fritz Däminig. Infanterist: Optiker Ottomar Ebert. Ofreiter: Oesterreiehische Tapferkeitsme«laill«- I Kla-se: Prokurist K. F. W. H'itfmann, Leutnant; Oesterreiehische Goldene Tapferkeitsmeilaille: Mechaniker Martin Se«lla<«-k. In¬ fanterist ; DiesilbemeFriedrich-August-MedaiUe: Mechaniker A. Geisler, Unteroffizier: Kontndleur Fr. Ratze. Gefreiter. Arbeitsnachweis. Durch «lie Einri« htung der „Arbeit»- nachweiszentrale für Kriegsbes«-hä«ligte «les VII. Armee-