Start Over

Der Kinematograph (January 1917)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 684 Der Kinematograph — Düsseldorf. mont-Film). Hie ist es ein Chen iker. der die die Welt liewepende Frage der künstlichen Ernährung des Men scheu gelöst hat. Der Vater desjenigen Mädchens, dem seine ganze Liebe gehört, ist Grosskapitalist und will ihm die Hand seiner Tochter nur geben, wenn ihm die Ausbeutung des Präparates übe-lassen wird. Der Chemiker lehnt ab, weil er der gesamten Menschheit dienen und seine Erfindung nicht zu Spekulations¬ zwecken hergeben will. Da taucht ein Zwillingsbruder des Chemikers auf. ihm täuschend ähnlich sehend. Dieser Ehrenmann, der schon einmal aus verschwiege nen Gründen das Land verlassen musste, stellt sich bereit, den Bruder beiseite zu -chatten und seine Rolle weiterzuspielen. Man lockt den Erfinder in ein Haus, und hält ihn tlort gefangen. Den unaufhör liehen Nachforschungen der Braut, die sich als ge schickte Detektivin erweist, gelingt es. den Chemiker zu befreien und weiteres Unheil zu verhüten. — — Zweifellos liegt hier ein interessanter Stoff vor. ihm sind aber nicht alle Möglichkeiten abgewonnen wor¬ den. sonst hätte eine wirklich interessante Arbeit vorliegen müssen. Es erscheinen zuviel Unmöglich¬ keiten. Es bleibt aber immerhin noch genügend für ein naives Publikum. Auch die Inszenierung hat lange nicht alle sich bietenden Vorteile ausgenutzt, anderer¬ seits aber hat sie manche hübsche Szene hervorge¬ zaubert und auch in photographischer Beziehung oft recht Gutes geboten. Aus der Darstellung ragen zwei Künstler hervor, Erich Kaiser-Titz gibt mit gewohn¬ ter Tüchtigkeit die Doppelrolle. D eser Künstler, der mit zu den beschäftigsten Filmdarstellern gehört, be sitzt die Sympathie des Publikums im höchsten Maße Er verdient sie. weil er jede Rolle ernst durchdenkt. Ilse Bois, die man eigentlich nur als Sprühteufel kennt, zeigt hier, dass sie auch Rollen mit tieferem Charakter gerecht zu werden vermag. Den Höhepunkt des Programms jedoch bildete ..Ihr liebster Feind", ein Backfisch-Spiel in drei Akten von Helene Hörmann. (Flora-Film). Es passie ren darin nur tolle Streiche, die die Nichte der Frau Ahrends. Otti, ausführt. Auf die verrücktesten Ge¬ danken kommt das Mädel. Dass sie sich in Jungen kleidung steckt ist noch das wenigste, sie erringt sich dadurch aber doch ihren Zukünftigen. Und trotz der von ihr ersonnenen Hindernisse wird auch ihr ehr¬ sames Schwesterlein, mit dem holden Namen (iärchen. die überglückliche, zweifellos einst mit reichem Kin dersegen bedachte Gattin des Herrn Apothekers, trotz dessen köstlicher Schüchternheit. — Man hat viele ähnliche Filme gesehen, aber selten konnte man so ehrlich und herzlich lachen. Feber die ausge¬ fallenen Streiche, über die hübschen Regieeinfälle und besonders über das brillante Spiel. Den Bengel in Unterröcken gab Tatjana Irrah. die wir ja nun an Amerika abgegeben haben, die falsch beraten war. als man sie in tragische Rollen steekte. Sie besitzt Humor. Drolerie, Ausgelassenheit und grosse Routine. Von anderem Holze ist Lore Giessen, die das Klärchen gab. Ich glaube, ich habe schon bei einer anderen Gelegenheit auf dieses ausserordentliche komische Talent hin ge wiesen. Die junge Künstlerin hat schein¬ bar eine besondere Begabung für das Derb Komische, und ich stehe nicht an, zu erklären, dass ich für jugendliche Partien auf diesem Gebiete keine Künstle rin kenne, die man ihr an die Seite stellen könnte. Es ist zu verwundern, dass man Fräulein Giessen immerhin verhältnismässig wen^g in. Film zu sehen bekommt. Ohne für das Fräulein etwa Reklame machen zu wollen, sei auf dieses Talent hingewiesen. Ich konstatiere noch, dass das Publikum bei manchen Szenen hell .auflachte. Ar'gus. -Der Wert der Reichsbeihilfe für die Leipziger Messe. Die erfreuliche Tatsache, dass der Deutsche Reichstag auch für die Leipziger Messe einen Staatszuschuss bewilligt hat spricht für die zunehmende Erkenntnis der grossen Bedeutung dieser internationalen Ausstellung von Mustern Abgesehen aber von der bedeutungsvollen finanziellen Seite dieser Angelegenheit, hat die Zuwendung sicherlich noch grösseren moralischen Wert. Das Reich erkennt damit an. dass die gewaltige Schaustellung von Mess¬ mustern jährlich zweimal im Herzen Deutschlands eine Angelegenheit ist, die tatkräftiges staatliches Interesse und praktische Förderungsmaßnahmen verdient. Es zeigt sich somit, »lass der verheerende Weltkrieg schliesslich auch seine guten Folgen hat Ohne die gewaltigen Stö¬ rungen des Wiitschaftslebens infolge des laug andauernden Krieges wäre wohl kaum ein Reichszuschuss für die Leip¬ ziger Messe zu haben gewesen. Wenn es auch richtig ist. dass seitens der Haupt - Interessenten der leipziger Messe während der bisherigen Kriegszeit erhebliche finanzielle Opfer für die Aufrecht- erhaltung dieser Musterausstellungen gebracht worden sind, so muss doch betont werden, dass der Reichszuschuss trotz der schwierigen Zeiten nicht etwa nur unter dem Gesichtswinkel einer Notstandsaktion zu werten ist. So erfreulich die Bewilligung selbst ist, darüber darf kein Zweifel sein, dass die Interessenten der Leipziger Messe auch weiter durchgehalten hätten. Die Betonung dieses Gesichtspunktes halten wir darum für wichtig, damit nicht im feindlichen Auslande die Mär entsteht, tlje Leipzigei Messe sei am Ende ihrer Kräfte gewesen und konnte nur durch einen Staatszuschuss gerettet werden. So liegen erfreulicherweise die Dinge nicht. Aber naturgemäss ist schon an und für sich jede staatliche Unterstützung einer wuchtigen Einrichtung für Handel und Vorkehr bedeutungs¬ voll. Ih-r Leipziger Messe wird nun durch den Reichs¬ zuschuss die Möglichkeit gegeben werden. noch während der Kriegszeit für ihren Ausbau zu arbeiten. Selbstverständ¬ lich sind mannigfache Maßregein dann möglich, wenn man mit Bestimmtheit auf einen erheblichen Zuschuss des Reiches rechnen kann, als wenn man sieh mit den bisherigen Verhältnissen hätte abfinden müssen. Gewiss ist es richtig, dass zur Zeit noch nicht die Höhe der Reichs beihilfe feststcht. Der natinnalliberalc Antrag auf Be willigung 1 Million Mark ist bekanntlich zugunsten des Vorschlages des Ausschusses für Handel und Gewerbe, nach dem zur Förderung der Leipziger Messe ein a n - gemessener Betrag in den nächstjährigen Reichs haushalt einzustellen ist. zurückgezogen worden. Da aber dieser Antrag vom Reichstage glatt angenommen wurde, so steht zu hoffen, dass der Zuschuss wohl in der genannten Höhe von der Regierung auch tatsächlich in Ansatz gebracht werden wird. Die Verhandlungen des Reichstages selbst haben ebenfalls eineiig recht erfreulichen Fortschritt hinsichtlich der allgemeinen Würdigung der Messen in der sächsischen Handelsmetropole erkennen lassen. Bemerkenswert ist sicherlich, dass bei den gesamten Erörterungen auch nicht der Schimmer partikularistischer Auffassung zu erkennen war. Dieses bedeutet gegen manche Erscheinungen früherer Zeit eir.en Fortschritt. rnd «las Ausland kann daraus er¬ sehen. dass wir Deutschen nunmehr endlich auch in prak-