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Der Kinematograph (January 1917)

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No. 524 Der Kinernatograph — Düsseldorf. dem Theater zugute kommen wird Vor allem die „Frei¬ heit der Bewegungen“. I>a* ist ein grosses Wort, denn bisher hörte man nur immer die Ansicht vertreten, dass der Film¬ künstler von der Bühne her kommen muss, von der Bühne, die ihm die Grundregel der 1 >arsteIhiugskunst gibt. Jeden¬ falls ist der Ge<lanke Hella Mo ja’- so interessant, dass er zum mindesten beweist, wie sie über ihre Kunst nachdenkt. Ucberhaupt macht sie zwischen Sprechtheater und Film einen prinzipiellen Unterschied, der sich auf das rein Körper¬ liche bezieht. Dazu rechnet sie nicht nur die physische Anstrengung, denn man kann, wie sie sagt, wohl alle Tage auf der Bühne spielen, aber nicht ille Tage für den Film tätig sein, das halt kein Mensch aus. sie rechnet auch dazu das Lernen der Rolle für das Sprechstück. ..eine automa¬ tische Tätigkeit“, die der Laie ,.f ir wunder wie schwer hält.“ Bei aller Vor'iebe für «las Theater wird Hella Moja natürlich dem Film treu bleiben. Nicht nur aus Dankbar¬ keit, weil er ihren Namen so bekaiuit gemacht hat. sondern weil das Filmspielen eine Kunstbetätigung ist. Das betonte sie wiederholt. Aber sie will ihr tjebiet de* Filmspielens erweitern, sie will nicht nur immer Rollen spielen, in denen sie Mädchen und Frauen zu geben hat. die Wege der Tränen gehen, sie. die selbst so gern lacht, will auch andere Menschen lachen machen, und aus den wenigen Proben, die man von ihr auf diesem Gebiete kennt, darf man schon jetzt sagen. dass sie auch auf «lern Gebiete der Komik Erhebliches leisten wird. Hella Moja ist stolz auf ihre Beliebtheit. I>a* ist zu verstehen. Sie zeigte mir ganze Stösse von Briefen und Karten aus dem Publikum Es machte Spass. darin zu lesen. Zun, überwiegendsten Teil sind es Absenderinnen, die in überschwenglicher Weise der Künstlerin huldigen Aber auch eine grosse Anlu.lt von Verehrern aus dem sogenannten tärkeren Geschlecht iahen ihr in gebundener Rede, manch¬ mal aber auch recht prosaisch geschrieben Besonders interessant ist der Brief eines Siebzehnjährigen. Man sieht ordentlich den geladenen Revolver, den er bereit iiält. sein Lebenslicht auszusc hi essen, falls sie ihn nicht erhört. Aus sicherer Quelle aller weis* ich. dass der junge Mann sieh in den verflossenen «Irei Monaten schon getröstet hat und sich unsagbar glücklich im Besitz der Ansichtskarte mit dem Bild nis der Hella Moja fühlt. Aber trotz allem Stolz ist «lie junge Künstlerin nicht eingebildet Für sie gibt es nur das künstlerische Streben und für ihr Hauptziel hält sie es. stets recht Eigenartige*, Besondere* zu bieten. Es ehrt sie. wenn sie sagt ..Und wenn tausend Menschen erklären, was ich leist«-, ist gul wenn i c h es nicht finde, bin ich eben nicht gut Hella Moja hat noch «-ine gross«* künstlerische Zukunft vor sich Bei so ernsten Gedanken über ihre Kunst wird sie das ge¬ steckte Ziel ohne Zweifel erreichen. Besonders, wenn man erst 22 Jahre alt ist. Das Einfuhrverbot von Filmen nach Oesterreich aufgehoben! Ilie deutsche Filmindustrie ist vor einem unüberseh¬ baren Schaden bewahrt geblieben. Am Freitag, den 29. Oezentber erfuhr man. dass die österreichische Regierung ein Einfuhrverbot von Filmen erlassen habe, dass mit dem i. Januar 191? in Kraft treten sollte. Am Sylvestertage traf die erste private telegraphische Nachricht aus Wien ein, dass das Verbot wieder aufgehoben sei. und dass die bisherigen Einfuhrbestiiumungen bestehen bleiben. Wenn diese Nach¬ richt auch noch immer nicht offiziell bestätigt ist, so dürfte dennoch an der Aufhebung des Verbotes nicht zu zweifeln sein. Das österreichische Einfuhrverbot, das gleichsam kata irophal auf d.e deutsche Filmindustrie einbrach, bezieht sieb auf alle „entbehrliche Gegenstände“. Die österreichische Regierung rechnete zu diesen entbehrlichen Gegenständen scheinbar auch Filme. Wir freuen uns, dass sie sich nicht der Einsicht verschlossen hat, dass Filmt ein integrierender Bestandteil der Volksbildung und Volks¬ erholung sind. Diese Gründe scheinen maßgebend ge¬ wesen zu sein, dass Einfuhrverbot aufzuheben, andererseits aber dürfte die Tatsache, das eine so umfangreiche, auf¬ blühende Industrie, in der enorme Kapitalien investiert sind, durch ein solches Verbot nicht etwa nur erschüttert, sondern vollkommen untergraben worden wäre Gerade während des Weltkrieges hat die Filmindustrie bewiesen, wie nutzvoll sie ist, und die militärischen Stellen haben sich auch der allgemeinen Würdigung der Kinematographie angeschlossen. Die Gründe für das Verbot sind vornehmlich darin zu suchen, die österreichische Valuta zu heben. Aßt wahrlich erhebender Einmütigkeit haben österreichische und deutsche Interessenten in dieser Angelegenheit sofort gehandelt Der „Reichsverband österreichischer Kinobe-sitzer“, der „Bund österreichischer Kinoindustrieller und die reiehsdeutsehen Vereinigungen „Verband zur Wah¬ rung gemeinsamer Interessen der Kinematographie und verwandter Branchen zu Berlin, E. V.“, „Vereinigung deutscher Filmfabrikanten. E. V.“ und „Schutzverband «ler Filmfabrikanten Deuts« ’ilands, E. V.“ sind sofort zn- sa mm engetreten, um gemeinsam vorstellig zu werden In einer Sitzung, die «ler „Verband" einberufen hatt« war alles erschienen, was nur irgendwie mit den Voi gängeu Fühlung hatte. Es wurden zwei Kommissionen gewählt, von denen «lie eine, bestehend aus den Herren Direktor Mandl, Direktor Bolten-Bäckers. Direktor Vogel und Dr. Friedmann mit den deutschen Behörden in Fühlung treten sollte, «lie an«lere, bestehend aus den Herren Generaldirektor Davidsohn. als Unparteili. sc hem «ler bisher keiner Vereinigung sich angeschlossen hat. Direktor Greenbaum als Vertreter der „Vereinigung «leutscher Filmfabrikanten" un«t Direktor E. Pommer al~ Vertreter des neugegründeten „Schutzverband «ler Film- fabrikanten Deutschlamls. E. V.“ und als Ersatzmänner <li«* Herren Aleinert und Seckelsohn nach Wien sieh begeben sollten, um gemeinschaftlich mit den österreichischen Ver¬ bänden «lort vorstellig zu werden. Die Herren haben denn auch die Reise nach Wien angetreten. Wir sind zu unserer Freude enthoben, über all die be¬ schlossenen vorzunehmenden Maßnahmen und über die gemachten Vorschläge zu sprechen, «lie ja durch die Auf¬ hebung des Einfuhrverbotes nunmehr gegenstandslos g<*- worden sind. Aber es ist nicht unangebracht, nochmals darauf hinzuweisen, welche Folgen «las Einfuhrverbot hätte haben müssen. Deutschlan«! allein als Absatzgebiet ist nicht gross genug, um «he Filmfabrikation einigermaßen rentabel zu machen, ohne die Preise erheblich zu steigern. Oesterreich ist für Deutschlan«! ein gutes Absatzgebiet Wir erfahren, dass allein eine deutsche Firma noch innerhalb der nächsten zwei Monate laut Abschluss mehr als 180 000 Meter belichtete Filme nach Oesterreich zu liefern hat. Wäre das Einfuhrverbot aufrecht erhalten worden, hätten auch unsere Frontkinos, die bekanntlich gratis oder für ge¬ ringes Geld Filme geliehen erhalten, dieses Entgegenkommen nicht mehr erwarten können, da die deutsehen Fabriken.